Albertus Magnus

 

   

Lebenslauf in Worten


Albertus Magnus (auch Albertus Teutonicus; Albertus Coloniensis; Albert der Große, Albert der Deutsche, Albert von Lauingen, oft auch fälschlich Albert Graf von Bollstädt genannt) war wegbereitend für den christlichen Aristotelismus* des hohen Mittelalters*. Im Jahr 1622 wurde er selig und am 16. Dezember 1931 von Papst Pius XI. heilig gesprochen und zum Kirchenlehrer* erklärt. Er stammte aus angesehenem Adelsgeschlecht und hat die Werke Aristoteles dem christlichen Abendland* zugänglich gemacht, dabei aber auch seine eigenen Beobachtungen  einfließen lassen. Man kann sein Buch über Pflanzen "Naturalia" , das weit über die Erkenntnisse der damaligen Zeit hinausging, als den ersten Versuch einer Pflanzenphysiologie bezeichnen. Die Beschreibung seines Gartens ist eines der wichtigsten Zeugnisse mittelalterlicher Gartenkunst. Er vertrat dabei die Ansicht, dass vor dem Tode Christi alle Rosen weiß waren und erst das von Christus zur Erlösung der Menschheit vergossene Blut rote Rosen hervorgebracht hatte. Seit 1941 gilt Albertus Magnus als Patron der Naturwissenschaftler, weitere Patronate sind die Theologen, Philosophen und Studenten, die Bergleute. Sein Tag im Kalender der Heiligen und Seligen ist der 15. November.

Albertus Magnus war Bettelbruder und Reichsbischof, Theologe und Naturforscher, Kirchenlehrer, Diplomat, Akademiker und Wandervogel*. Er lebte im 13. Jahrhundert, einer Zeit, die nicht nur durch Ketzerbewegungen und Bettelorden* , durch die großen Dombauten und eine sich rasch entwickelnde Geldwirtschaft geprägt war, sondern auch durch die Blüte der frühen Universitäten und durch gewaltige Fortschritte in den Natur- und Geisteswissenschaften.

Albertus wuchs in ländlicher Umgebung auf. An seine Jugend reihten sich Wander- und Reisejahre. In Padua, wo er von seinem Onkel aufgenommen wurde, begann er an der jungen Universität zu studieren. Seine ersten Lehrer waren Bauern, Schäfer, Fischer. Erst mit 35 Jahren trat er in den Dominikaner-Orden* ein, studierte Theologie in Köln und wurde zum Priester geweiht. Die Aufgabe von Albert sollte es werden, mit seiner von Kraft und Leben überschäumenden Persönlichkeit, in dieses verwirrte Jahrhundert besonnene, klärende Gedanken, reales Wahrnehmen der Dinge und Menschenwürde hineinzutragen.

Seine Wanderjahre gingen weiter. Der Orden schickte ihn als Lehrer an die Priesterschulen nach Hildesheim, Freiburg, Straßburg und Würzburg. Trotz des kirchlichen Verbots studierte Albert eifrig die Werke des griechischen Philosophen und seiner arabischen Interpreten. Er wollte dem christlichen Abendland die gesamte Lehre des Aristoteles wie auch arabische und jüdische Wissenschaft zugänglich machen. So entstand eine große Sammlung von Schriften, die 1260 vollendet wurde. Eine belgische Chronik nannte Albert den Großen groß in der Magie (Naturwissenschaft), größer in Philosophie, am größten in der Theologie. Seine Forschungen in Astronomie, Erdkunde und Meteorologie schufen die Voraussetzungen für die Entdeckung Amerikas. In Sevilla befindet sich eine Albertus-Handschrift mit Randbemerkungen von Christoph Columbus.

Thomas von Aquin* , Grafensohn aus Süditalien und eine Generation jünger als Albert, trat mit 18 Jahren, gegen den Willen seiner Familie, in den Orden der Dominikaner in Köln ein. Dort wurde er Schüler von Albert. Es ist Alberts Verdienst, Thomas entdeckt und ihm den Weg gebahnt zu haben. Er machte ihn zu seinem Assistenten an der Kölner Hochschule und nahm ihn nach Paris mit. Als er zum Ordensoberen für die deutschen Lande bestimmt wurde, bemühte er sich mit Erfolg, dem erst 27-jährigen Thomas eine Professur in Paris zu verschaffen. 

Zeitweise hatte er einen Lehrstuhl in Paris, wurde Oberer der deutschen Dominikaner, Bischof von Regensburg. Er verfasste bedeutende Werke in den verschiedenen Naturwissenschaften. Dazu gehörten Zoologie und Psychologie, Botanik, Heilkunde und Mineralogie genauso wie Astronomie oder Geografie. Wiederholt  betonte Albertus Magnus  die Bedeutung der Erfahrung und des Experiments. Daher gilt  er heute als ein Pionier der modernen Wissenschaften.  Ab 1270 ließ er sich in Köln nieder, lehrte, predigte, stiftete Frieden. Von den Bürgern Kölns und dem Umland wurde Albert schon zu seinen Lebzeiten "Friedensstifter" und "Albert von Köln" genannt. Albert genoss in der Stadt Hochachtung und Verehrung. Er starb im Jahre 1280.



Der Naturwissenschaftler Albertus Magnus trat für die mit den menschlichen Sinnen erschließbare Naturbeobachtung ein und betonte die Bedeutung des empirischen Experiments: "Die Aufgabe der Naturwissenschaft ist nicht einfach zu erzählen, sondern die Ursachen in den natürlichen Dingen zu erforschen.“Das bedeutendste Buch von Albertus Magnus im Hinblick auf die Alchemie ist sein Buch "De Mineralibus" (Über die Minerale). Darin vertrat er die These, dass die Alchemie die Natur am besten nachahmt. Er stellte fest, dass es ihm selbst bis dahin nicht wirklich gelungen war, Gold künstlich zu erzeugen. In Wahrheit handelt es sich nach Albertus nur um oberflächliche, scheinbare Transmutationen, bei denen nur das Aussehen der Metalle verändert wird, jedoch nie ihr inneres Wesen.  

 


Nach seinem Tod wurde Albert zu einer Gestalt der Legende. Anknüpfend an seine Gelehrsamkeit und seine Beschäftigung mit Magie und Alchemie wurden allerlei umlaufende Märchen- und Sagenmotive aufgegriffen und mit seiner Vita verbunden. Vielleicht am bekanntesten ist eine „Roboter“-Geschichte, bei der auch Thomas von Aquin. Da Albert erst 1931 heilig gesprochen wurde und es auch keine festgelegte Ikonographie gab, wurden diese Legendenmotive auch in Bilddarstellungen in katholischen Kirchen adaptiert, etwa auf den sogenannten „Albertitafeln“, die es vor allem in Süddeutschland gibt.

Im Laufe des fünfzehnten und sechzehnten Jahrhunderts wurden Albert fälschlicherweise zahlreiche magische und alchemistische Traktate zugeschrieben, so auch ein Werk von Mitte des 13. Jahrhunderts mit der Beschreibung des Schwarzpulvers, das ein früheres Werk nahezu völlig kopierte.

Da sich der Dominikanerorden seit 1278 zunehmend auf die Lehre des Thomas von Aquin festlegte, hat Alberts Denken meist keinen gleichermaßen bedeutenden direkten Einfluss gehabt. An der alten Kölner Universität gab es im fünfzehnten Jahrhundert eine Albertistenschule, die aber mit der Philosophie Alberts nicht sehr viel zu tun hat.

Nach einem auf Carl von Prantl zurückgehenden philosophiehistorischen Topos soll Albert nur ein Polyhistor gewesen sein, der in seinen Werken rohe und unverdaute Materialien zusammenstellte. Wegen der Kanonisierung des Thomas von Aquin wurde das theologische Werk Alberts sehr rasch beiseitegeschoben und stattdessen die naturwissenschaftlichen Interessen Alberts betont. Die Neubewertung seiner philosophischen Stellung geht erst auf die letzten Jahre zurück und ist noch nicht abgeschlossen.

   

Lebenslauf in Daten

um 1193, vielleicht auch 1206/7 wird Albert zu Lauingen / Donau in Schwaben geboren.
1222 Albert hält sich in Oberitalien auf, wohnt bei seinem Onkel und beginnt ein Studium der Medizin und der Philosophie in Padua; in Deutschland gibt es noch keine Universitäten.
1223 Albert wird in Padua durch Jordan von Sachsen (Nachfolger von Dominikus) für den Dominikaner-Orden gewonnen. Noviziat in Köln
1224 Beginn des Theologiestudiums in Padua
1228 Abschluss des Studiums‚ Priesterweihe, Beginn der Lehrtätigkeit in deutschen Konventen
1243 Bakkalaureus in Paris
1245 Magister der Theologie in Paris, Thomas von Aquin kommt nach Paris und wird Schüler von Albert
1248 Albert geht mit Thomas von Aquin nach Köln; Gründung der Hauptschule seines Ordens (studium generale)
1254 Albert wird in Worms zum Ordensprovinzial für Deutschland gewählt, Thomas geht nach Paris
1257 Entpflichtung vom Amt des Ordensprovinzials, zweite Vorlesungsperiode in Köln
1260 Ernennung zum Bischof von Regensburg, Bischofsweihe
1263 Ernennung zum Kreuzzugsprediger für Deutschland; Nach dem Tod Urbans IV. legt Albert sein Amt als Kreuzzugsprediger nieder.
1267 Aufenthalt in Straßburg, Vorlesungen und Studien
1269 Alberts Ordensmeister will ihn als Professor der Theologie wieder nach Paris senden. Albert fühlt sich für dieses Amt zu alt und empfiehlt die Berufung seines einstigen Schülers, Thomas von Aquin.
1270 Rückkehr nach Köln
1271 Durch Vermittlung Alberts kommt es zum Friedensschluss zwischen Erzbischof Engelbert und der Stadt Köln.
1274 Reise zum Konzil nach Lyon. Albert setzt sich für die Wahl Rudolfs von Habsburg zum deutschen König ein und trägt damit zur Überwindung der kaiserlosen Zeit bei. Thomas stirbt auf dem Weg zum Konzil.
1280 Albert stirbt am 15. November 1280 an Altersschwäche im Kölner Konvent. Er wird in der Dominikaner-Kirche beigesetzt.
1283 Erhebung der Gebeine
1622 Papst Gregor XV. gestattet Verehrung Alberts in Regensburg
1671 Übertragung der Reliquien in den Barockschrein
1802 Dominikanerkirche in Köln wird geschlossen, Reliquien Alberts werden nach St. Andreas überführt
1931 Albert wird von Papst Pius XI. heilig gesprochen und zum Kirchenlehrer erklärt
1941 Proklamation zum Patron der Naturwissenschaften

 


     

 

 
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Концепция модуля разработана в ноябре 2009 года в рамках проекта " Виртуальная кафедра немецкой филологии"
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