Ernst Barlach kam am 2. Januar 1870 im holsteinischen Wedel zur Welt. 1872 zogen seine Eltern nach Schönberg in Mecklenburg und später nach Ratzeburg. Sein Vater war dort als Landarzt tätig. 1884, nach dem Tod des Vaters, zog die Mutter mit den Kindern wieder nach Schönberg. Dort beendete Ernst Barlach die Realschule. An der Gewerbeschule in Hamburg wurde er zum Maler und Bildhauer ausgebildet. Danach studierte er an den Kunstakademien in Dresden und Paris.
Ab 1898 lebte Ernst Barlach in kümmerlichen Verhältnissen in Berlin. Er orientierte sich zu dieser Zeit an Jugendstil und Symbolismus. Von 1898-1902 wirkte er als Zeichner für die Zeitschrift "Jugend". 1901 kam er in seine Geburtsstadt Wedel zurück. Einige Zeit schuf er Kleinkeramik für eine Töpferwerkstatt in Altona. 1905 war er für ein halbes Jahr Lehrer an der Fachschule für Keramik in Höhr-Grenzhausen im
Westerwald *.
1906 reiste er nach Russland und fand dort die gesuchte Ursprünglichkeit. Ab 1907 zeichnete er für den
„Simplicissimus"* und war Mitglied in der
„Berliner Secession" * . Ab 1909 war er Stipendiat in Florenz. 1910 zog er zu seiner Mutter nach Güstrow, wo er bis zu seinem Tode arbeitete. Am Inselsee ließ er sich ein Atelier und Wohnhaus bauen. Hier entstand auch sein Hauptwerk.
Während des Ersten Weltkrieges kam Barlach zum
Landsturm*. Diese Zeit führte zu einer intensiven Beschäftigung mit dem Thema Krieg und seinem Einsatz für den Frieden. Biblische Motive und das Thema Kampf wurden für sein Werk wichtig.
1919 wurde Ernst Barlach Mitglied der Preußischen Akademie der Künste. Diese Aufnahme und die Veröffentlichung von Dramen und Holzschnittzyklen machten ihn sowohl als Schriftsteller wie auch als Graphiker bekannt. Seine Mutter, die an schweren Depressionen litt, nahm sich 1920 das Leben.
1925 wurde er Ehrenmitglied der Akademie der Bildenden Künste München. Die Ehrendoktorwürde der Universität Rostock schlug er aus, ebenso Professuren in Berlin und Dresden. Als Bildhauer schuf er Ehren- und Mahnmale. 1926 lernte Barlach Bernhard Böhmer und dessen Frau Marga kennen, die später seine Lebensgefährtin wurde. In diesem Jahr begann er auch mit öffentlichen Aufträgen zu Antikriegsdenkmälern, darunter 1928/29 das Ehrendenkmal im Magdeburger Dom und 1928 der "Geistkämpfer" in Kiel. Im Februar 1933 wurde er Ritter der Friedensklasse des
Ordens Pour le mérite * .
1936 wurden Barlachs Werke gemeinsam mit denen von
Käthe Kollwitz * und
Wilhelm Lehmbruck * 1936 aus der Jubiläumsausstellung der Preußischen Akademie der Künste entfernt. 1937 wurden insgesamt 371 seiner Arbeiten beschlagnahmt und ihm wurde ein Ausstellungsverbot auferlegt. Drei Monate später verbrannte man seine Bücher, es folgten Aufführungsverbot, Verleumdung, Verfemung, seine Bildwerke wurden aus Kirchen und Museen entfernt und zerstört. Seine Figurengruppe „Christus und Thomas " wurde in der Ausstellung
„Entartete Kunst " * von 1938 gezeigt. Seine Werke aus dieser Zeit, darunter „Das schlimme Jahr 1937" oder „Frierende Alte", spiegeln die für Ernst Barlach bedrückende und bedrohliche Situation wider.
Im Alter von 68 Jahren erlag Ernst Barlach am 24. Oktober 1938 in der Rostocker St.-Georg-Klinik einem Herzinfarkt. Er wurde in Ratzeburg beigesetzt.
Ernst Barlach gilt heute als einer der bedeutendsten Bildhauer der klassischen Moderne. Barlachs künstlerische Leistung war gleichbedeutend in der Graphik wie in der Bildhauerei. Sein "Schwertzieher" (1911), "Der Singende", "Der Rächer" (1922), die Holzstatue "Barmherzigkeit" oder "Verhüllte Bettlerin" (1919) sind große Kunst, weiter auch sein "Bettler" (1930), der ursprünglich ein Teil der "Gemeinschaft der Heiligen" an der Fassade der Lübecker Katharinenkirche war oder die 1937 der Ausstellung "Entartete Kunst" übergebene Bronze "Das Wiedersehen oder Christus und Thomas" (1926). Hervorragende Beispiele seiner expressionistischen Holz- und Bronzefiguren sind im Güstrower Dom, in der Marburger Elisabethkirche und in der Nationalgalerie Berlin zu sehen. Ernst Barlachs Wohn- und Atelierhaus in Güstrow ist heute als Museum zugänglich. In den Ernst-Barlach-Gedenkstätten in Güstrow sind beachtliche Teile seines Werkes zu sehen. Und im Güstrower Dom hängt sein berühmtestes Werk, der „Schwebende Engel“ mit dem Gesicht der Schriftstellerin Käthe Kollwitz.