Ludwig van Beethoven

 

   

Lebenslauf in Worten


Ludwig van Beethoven wurde 1770 in Bonn geboren. Vorfahren seines Vaters waren Bauern und Handwerker aus Mecheln im flämischen Brabant. Das niederfränkische „van“ in seinem Familiennamen deutet die Namensherkunft an. Beethovens Großvater väterlicherseits hieß ebenfalls Ludwig van Beethoven und war in Bonn kurkölnischer Kapellmeister.

Mit dem Ziel, aus Ludwig ein Wunderkind zu machen, begann der Vater, ihn im Klavierspiel zu unterrichten. Der junge Beethoven erlernte auch Orgel und Klarinette. Die strenge Erziehung des Vaters behinderte die Entwicklung des Jungen, der beispielsweise mitten in der Nacht aus dem Bett geholt wurde, um Freunden des Vaters seine Fähigkeiten am Klavier zu demonstrieren. Bereits mit elf Jahren musste er auf Drängen seines Vaters die Schule verlassen.

Kollegen von Beethovens Vater am Bonner Hof erkannten Ludwigs Begabung und sorgten dafür, dass sich der Vater schließlich entschloss, die weitere musikalische Ausbildung seines Sohnes in die Hände von anderen Musikern zu legen. Zu Beethovens bekanntesten Förderern und Lehrern in Bonn zählten Christian Gottlob Neefe *(Klavier, Orgel und Komposition) und Franz Anton Ries* (Violine). 1782 war es Neefe, der als erster Ludwigs Werke veröffentlichte. In demselben Jahr wurde Beethoven Neefes Vertreter als Hoforganist. Eine feste Anstellung als bezahlter Hoforganist erhielt er im Alter von 14 Jahren.

Mit dem Grafen Ferdinand Ernst von Waldstein und mit der Familie Breuning erwarb er sich einflussreiche Gönner und Freunde. In der vorzüglichen Bonner Hofkapelle spielte er Bratsche, während er sich gleichzeitig im Klavierspiel immer weiter ausbildete.

Um seine Ausbildung fortzusetzen, reiste Ludwig van Beethoven 1787 nach Wien. In der Tasche hatte er ein Empfehlungsschreiben des in Bonn residierenden Kölner Kurfürsten Max Franz, des jüngsten Bruders des Kaisers Joseph II. Mozart sagte ihm eine große Zukunft voraus, aber schon nach wenigen Wochen erfuhr Beethoven, dass seine Mutter todkrank war, und kehrte nach Bonn zurück. Kurz nach Beethovens Ankunft starb seine Mutter.

Im Jahr 1789 begann Beethoven ein Studium an der Universität Bonn; schnell geriet er dort in Kontakt mit den Ideen der Französischen Revolution *. Seine Begeisterung für die revolutionären Ideen spiegelt sich in seinen Werken wider. „Wohl tun wo man kann“, schrieb er 1793, „Freiheit über alles lieben; Wahrheit nie, auch sogar am Throne nicht verschweigen.“

Mit 22 Jahren unternahm Ludwig van Beethoven eine zweite Studienreise nach Wien. Von dieser zweiten Reise kehrte Beethoven nicht wieder nach Bonn zurück.

Im Wien des ausgehenden 18. Jahrhunderts wartete man nur auf  so einen Künstler wie Beethoven. Mozart war bereits gestorben, aber Joseph Haydn und Antonio Salieri * nahmen Beethoven als Kompositionsschüler an. Empfehlungen und Talent verschafften ihm Zutritt zu den ersten Häusern Wiens; Baron van Swieten und die Fürstin Lichnowski wurden seine besonderen Gönner. Schnell wurde Beethoven ein gefragter Künstler, und man war bereit, für seine Kompositionen, seine Veröffentlichungen und seinen Unterricht zu zahlen, was er verlangte.

Als Künstler trat Beethoven 1793 erstmals vor die Öffentlichkeit, zunächst als Komponist mit der Herausgabe seiner drei ersten Trios und drei Haydn gewidmeten Klaviersonaten und zwei Jahre später als Pianist mit seinem 1. Klavierkonzert. Seine Kammermusik wurde als vollkommen neuartig bezeichnet. Er wurde auch als Meister der Improvisation bekannt und besiegte den berühmten Abbé Gelinek * in einem Wettspiel.

Das Aufsehen, welches sein Können schon jetzt erregte, wurde durch eine 1796 unternommene Kunstreise nach Prag, Dresden und Berlin erhöht. Dort versuchte man ihn zu halten; da er sich aber in Wien als Künstler eine geachtete und gesicherte Stellung erworben hatte und in dieser ein reichliches Auskommen fand, blieb er seiner neuen Heimat jetzt und sein ganzes späteres Leben hindurch treu. Weitere Reisen als Virtuose wurden durch sein Gehörleiden unmöglich.

Seit etwa 1800 nahm sein Leben eine regelmäßige Gestalt an. Den Winter hindurch widmete er sich in der Hauptstadt geselligen Unterhaltungen und der Sorge um die Aufführung seiner Werke; im Sommer lebte er meist zurückgezogen in einem der Dörfer in Wiens Umgebung, nur mit der Ausarbeitung seiner Kompositionen beschäftigt.

Ein großer Kreis von Freunden und Verehrern umgab ihn. Kleinere Reisen innerhalb des österreichischen Staates unterbrachen zeitweise die Gleichmäßigkeit seines Lebens. 1809 erhielt er einen Ruf als Kapellmeister nach Kassel. Da taten sich mehrere seiner hochgestellten Gönner zusammen, um ihn durch eine lebenslängliche Rente an Wien zu binden.

Mit etwa 30 Jahren machten sich bei ihm erste Anzeichen einer Otosklerose bemerkbar, die sich unaufhaltsam verschlimmerte. Bis zum Jahre 1819 war Beethoven völlig ertaubt, so dass er selbst keine Konzerte mehr geben und auch nicht mehr dirigieren konnte. Gespräche führte er mit so genannten „Konversationsheften“, was sehr mühselig war.

Beethovens Erfolg in Wien brachte es mit sich, dass er von Frauen umschwärmt wurde. Er gab auch Unterricht, und viele seiner Schülerinnen waren sehr begabte Pianistinnen. Besonders freundschaftlich wurde er in der Familie Brunswick aufgenommen. Drei Schwestern und ein Bruder waren aufgewachsen auf den ungarischen Gütern der Familie, hatten viel gelesen, Musikunterricht gehabt. Als sie Beethoven Ende der 1790er Jahre kennenlernten, waren sie gegenseitig voneinander begeistert. Therese und Josephine spielten ausgezeichnet Klavier und verliebten sich beide in den interessanten, ungestümen, leidenschaftlichen Mann, und Franz verehrte ihn ungemein. Als die Familie wieder nach Ungarn abreiste, schenkte und widmete er den beiden Schwestern die vierhändigen Variationen „Ich denke dein“. Beethoven besuchte die Familie in Ungarn auf ihrem Schloss und lernte auch ihre Cousine, die sehr junge Gräfin Julie Guicciardi, kennen, eine begabte, reizvolle Frau. Er verliebte sich mit all seiner Leidenschaft in sie. Sie verliebte sich in einen viel jüngeren Mann und leugnete später, überhaupt etwas von Beethovens Gefühlen und Leiden gewusst zu haben. Für Beethoven war es die Hölle, und auch aus diesem Grund schrieb er voller Verzweiflung „Das Heiligenstädter Testament“.

Im ersten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts wurde Beethoven zu einem der berühmtesten Musiker Europas. Seine vom revolutionären Geist erfüllten Sinfonien gehörten bald zu den verbreiteten Orchesterkonzerten. 1813 wurde die 7. Sinfonie mit überwältigendem Erfolg uraufgeführt. Sie wurde 30 Jahre später von Richard Wagner als „Apotheose des Tanzes“ gelobt.

In seiner Jugend war er von Friedrich Schiller begeistert, im späteren Leben wandte er sich Johann Wolfgang von Goethe zu, mit dem er sich 1812 traf. So vertonte er auch mehrere Werke Goethes, schrieb beispielsweise die Schauspielmusik zu " Egmont ".
 
Obwohl Beethoven sehr viel verdiente, lebte er in einem verfallenen Haus in Heiligenstadt bei Wien. Wegen seiner Taubheit zog er sich mehr und mehr von den Menschen zurück. Zwar dirigierte er immer noch seine eigenen Kompositionen. Den Applaus konnte er nicht mehr hören. Komponieren konnte er auch weiterhin, denn er brauchte dazu kein Instrument.

Sein letztes Werk, ein Streichquartett, vollendete er 1826. 1826 erkrankte Beethoven akut nach langjährigem Leberleiden, klagte über Schmerzen im Unterleib, Appetitlosigkeit und Durstgefühle; sein Befinden verschlechterte sich rapide, und am 26. März 1827 starb er.

Der Obduktionsbericht des Arztes wies auf eine Leberzirrhose als Todesursache hin. Am Tag seiner Beerdigung blieben die Schulen in Wien geschlossen. Etwa 20 000 Menschen gaben ihm sein letztes Geleit. Sogar das Militär musste zur Aufrechterhaltung der Ordnung eingesetzt werden. Ein von Ferdinand Schubert entworfener Obelisk mit seinem Namen schmückte sein ursprüngliches Grab auf dem Währinger Friedhof, der heute Schubert-Park heißt. Im Jahr 1888 wurde Beethoven im Beisein von Anton Bruckner * zum zweiten Mal exhumiert, um auf dem Wiener Zentralfriedhof in einem Ehrengrab seine endgültige Ruhestätte zu finden. Eine Bronzestatue wurde ihm zu Ehren im Jahre 1845 in seiner Vaterstadt Bonn, eine andere 1880 in Wien errichtet.

Unter seinen zahlreichen musikalischen Werken sind unter anderem die berühmtesten zu nennen:
  • 3. Sinfonie Es-Dur op. 55 „Eroica“ (1803/1804),  9. Sinfonie mit Schlusschor über Friedrich Schillers "Ode an die Freude" (1815–1824);
  • Klavierkonzerte;
  • die Oper "Fidelio " (1804–1814). Für diese Oper schrieb Beethoven vier verschiedene Ouvertüren;
  • Kantaten nach Gedichten von Johann Wolfgang von Goethe;
  • Lieder und Volksliedbearbeitungen;
  • 2 Ballette;
  • zahlreiche Streichquartette;
  • 3 Violinsonaten, Antonio Salieri gewidmet;
  • 3 Sonaten, dem Zaren Alexander I. von Russland gewidmet;
  • 2 Violoncellosonaten, dem König Friedrich Wilhelm II. von Preußen gewidmet;
  • Zwölf Variationen über ein Thema aus Händels Oratorium „Judas Maccabäus“, zwölf Variationen über das Thema „Ein Mädchen oder Weibchen“ aus Mozarts Oper „Die Zauberflöte“.
Im Mittelpunkt seines Schaffens stehen die 32 Sonaten für Klavier. Außerdem schrieb er Variationen über fremde und eigene Themen, von denen die Diabelli-Variationen zu den bedeutendsten Spätwerken zählen. Unter den zahlreichen Klavierstücken sind neben den 36 Bagatellen vor allem allem das Albumblatt „Für Elise“ sowie das Rondo in G-Dur (Die Wut über den verlorenen Groschen) populär.

Kein Werk der deutschen musikalischen Klassik hat die Seelen der Menschen so aufgewühlt und zugleich getröstet wie die 9. Sinfonie von Ludwig van Beethoven (1824). Die Utopie vom Weltfrieden ist heute noch so aktuell wie am Tag, als der Dichtergenius Friedrich Schiller seine Ode "An die Freude" schrieb (1785), der Beethoven dann durch seine Musik zum Triumph in der ganzen Welt verhalf. In der Dämmerung des Silvesternachmittags erklingt nun schon traditionell dieses gigantische Meisterwerk, dessen denkwürdige Aufführung 1918 nach Ende des Ersten Weltkriegs mit 100 Musikern und 300 Sängern in die Geschichte des Leipziger Arbeiterbildungsvereins einging.


Sich selbst darf man nicht für so göttlich halten, dass man seine eigenen Werke nicht gelegentlich verbessern könnte.


Musik ist höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie. Wem sich meine Musik auftut, der muss frei werden von all dem Elend, womit sich die anderen Menschen schleppen.

 
 
Musik-Zitate

Lebenslauf in Daten

16. Dezember 1770 wird Beethoven als Sohn eines kurfürstlichen Tenoristen flämischer Herkunft und einer Rheinländerin in Bonn geboren
1778 Erste öffentliche Konzerte
1782 Beethoven beginnt zu komponieren
1784 Er wird kurfürstlicher Hilfsorganist mit 150 Gulden Monatsgehalt
1785 Beethoven wird Zweiter Hoforganist des Kurfürsten
1787 Reise nach Wien, um bei Wolfgang Amadeus Mozart Musikunterricht zu nehmen
1792 Beethovens Vater stirbt und er selbst geht als Schüler von Joseph Haydn nach Wien
1795 Erste Konzerte Beethovens in Wien
1798 Erste Anzeichen eines Gehörleidens machen sich bemerkbar
1800 Öffentliche Auftritte verbreiten seinen Ruhm. Fürst Lichnowski zahlt dem Komponisten eine Jahresrente aus
20. November 1805 Uraufführung seiner einzigen Oper "Fidelio"
1808 Adlige Gönner erhöhen Beethovens Jahresrente, so dass er relativ sorgenfrei komponieren kann
1810 Beethovens Gehörleiden verschlimmert sich
1819 Er ertaubt vollständig
1826 Sein Neffe begeht einen Selbstmordversuch; Beethoven selbst komponiert sein letztes Werk, das Streichquartett op. 130
26. März 1827 Beethoven stirbt in Wien. Etwa 20.000 Menschen folgen seinem Sarg, unter ihnen Franz Schubert

 

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