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Wilhelm Busch wurde als erstes von sieben Geschwistern am 15. April 1832 als Heinrich Christian Wilhelm Busch in Wiedensahl nordwestlich von der Stadt Hagen (zwischen Hannover und Minden) als Sohn eines Krämers geboren. Die ersten neun Jahre seiner Kindheit verbrachte er bei seinen Eltern. Mit 9 Jahren zog er zu seinem Onkel Georg Kleine, Pfarrer des Dorfes Erbgötzen bei Göttingen, zur Erziehung. Von seinem Onkel erhielt er auch Privatunterricht. Wilhelm gefiel es bei seinem Onkel gut, denn er war wenig streng. Erst drei Jahre später, 1844, besuchte er seine Eltern wieder. Zwei Jahre später zog er mit seinem Onkel n die Pfarrei in Lütthorst. 1847 wurde er dann durch Pastor Kleine in Lüthorst konfirmiert.
Bereits damals fing er an, sich mit Philosophie, Literatur und der Malerei zu beschäftigen. Nach dem Wunsch seines Vaters begann Busch mit fünfzehn Jahren ein Maschinenbaustudium an dem Polytechnikum Hannover. Das Studium aber gefiel ihm nicht, er brach es nach dreieinhalb Jahren ab und studierte von 1851 bis 1864 Malerei in Düsseldorf, Antwerpen und München. In Antwerpen wurde Busch in die Königliche Akademie der schönen Künste aufgenommen. In Antwerpen lernte Wilhelm Busch die alten, flämischen Künstler wie Rubens und Frans Hals kennen, die ihn sehr beeindruckten und seine Malerei beeinflussten. 1853 erkrankte er an Typhus und hatte seelische Probleme. Er wurde unentgeltlich von seinen holländischen Wirtsleuten gepflegt, bis er nach Wiedensahl zurückkehrte.
1854 begann er naturwissenschaftliche Studien unter Anleitung von Pastor Kleine. In demselben Jahr begann er ein Studium an der Königlichen Akademie der Künste in München und wurde wieder enttäuscht. In München wurde Busch in den Künstlerverein “Jung-München” aufgenommen. Neben seinem Malereistudium sammelte Busch Märchen, Sagen und Lieder seiner Heimat, die nach seinem Tod veröffentlicht wurden. In seiner Freizeit beschäftigte er sich außerdem mit der Bienenzucht, der Wappenkunde und Theaterstoffen. Weil er von seinen Gemälden nicht leben konnte, begann Busch Ende 1858 für die satirische Zeitschrift „Fliegende Blätter" * als Zeichner und Karikaturist zu arbeiten. Die Bildgeschichten wurden in der Zeitschrift ganzseitig als sogenannte Bilderbögen veröffentlicht, die damals sehr beliebt waren. Zuerst illustrierte Busch vor allem fremde Texte, doch bald wollte er nur noch seine eigenen Texte bebildern. 1860 erlitt er wieder eine schwere Erkrankung.
1864 veröffentlichte er ein Kinderbuch mit dem Titel „Bilderpossen“. Das Buch hatte keinen großen Erfolg, aber schon ein Jahr später gelang ihm mit der Bildergeschichte „Max und Moritz“ der Durchbruch. Das Buch ist eine Satire auf die allzu beschränkte Welt der Erwachsenen, in dem zwei Jungen den Erwachsenen Streiche spielen. Jeder dieser sieben Streiche ist ein Angriff auf die Biederkeit einer Kleinbürgerwelt. Busch hatte eine pessimistische Weltsicht. Der Mensch ist seiner Meinung nach nicht nur hilfreich und gut, sondern auch böse und gemein. So kritisierte er die verlogene Moral und falsche Frömmigkeit seiner Mitbürger. Dieses Buch machte ihn berühmt. Heute gibt es mehr als 200 Übersetzungen, ein Teil davon ist im Wilhelm-Busch-Museum in Wiedensahl zu sehen. 1867 schrieb Busch Beiträge für die Zeitschriften “Über Land und Meer” und “Die illustrierte Welt”, außerdem drei Aufsätze für eine Imker-Fachzeitschrift, deren Redakteur sein Onkel Georg Kleine war.
Zwischen 1869 bis 1872 lebte er in Frankfurt am Main. Hier begegnete er der Bankiersgattin Johanna Keßler, die ihm ein Atelier einrichtete und mit der er viele Jahre befreundet war. 1872 zog er sich zu seiner Schwester Fanny und deren Familie nach Wiedensahl zurück. 1884 veröffentlichte Busch seine letzte große Bildgeschichte. Danach malte er hauptsächlich realistische Ölgemälde und Portraits, schrieb Gedichte und Geschichten. Außerdem veröffentlichte er die Gedichtbände „Kritik des Herzens“, „Zu guter Letzt“ und „Schein und Sein“ wie auch die märchenhaften Erzählungen „Der Schmetterling“ und „Eduards Traum“. 1893 veröffentlichte er außerdem seine Autobiographie „Von mir über mich“. Dichterisch war sein Hauptwerk die Gedichtsammlung “Kritik des Herzens”. Andere bekannte Werke von Wilhelm Busch sind zum Beispiel “Die Fromme Helene” (1872) oder “Fipps der Affe” (1879).
Mit 52 Jahren gab er die Arbeit an Bildergeschichten auf, mit 66 auch das Malen. Die letzten zehn Lebensjahre verbrachte Busch bei seinem Neffen in Mechtshausen im Harz, wo er bis zu seinem Tod ein zurückgezogenes Leben führte. Nur zwei Male überschritt er die Alpen. Doch weder Rom noch Venedig konnten ihn beeindruckten. Er rauchte sehr viel und erlitt seine erste Nikotinvergiftung 1860. Seine zweite Nikotinvergiftung erlitt er im Februar 1881. Sicherlich hatte auch sein Tod mit diesem Laster zu tun. Er erlitt am 6. Januar 1908 eine plötzliche Herzschwäche. Am 9. Januar 1908 starb Wilhelm Busch im Alter von 76 Jahren in Mechtshausen.
Wilhelm Busch war ein vielseitiger Künstler. Seine "malerischen und zeichnerischen Versuche", die er hinterlassen hat, bestehen aus rund 1000 Gemälden und rund 2000 Zeichnungen. Er malte Ölbilder, zeichnete, schrieb Gedichte, Märchen, Schwänke, Theaterstücke und sogar ein Opernlibretto. Heute gilt Busch als Klassiker des deutschen Humors und Urvater des Comics. Viele seiner Reime sind zu geflügelten Worten geworden. Das berühmteste Werk von Busch ist „Max und Moritz“ mit 200 Übersetzungen. Die Stadt Hannover erklärte den ganzen Zeitraum von Anfang 2007 bis zum 9. Januar 2008 zum Busch-Jahr. Die Uraufführung der Kammeroper "Die Fromme Helene" gehörte ebenso zum Festprogramm wie Lesungen, eine Revue und zwei große Ausstellungen im Wilhelm-Busch-Museum.
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Der deutsche Maler, Lyriker und Dichter satirischer Geschichten erlangte seine Popularität als Zeichner und Autor von Bildergeschichten in Versen. Mit seinen Werken wie "Max und Moritz", "Hans Huckebein, der Unglücksrabe" oder "Fipps der Affe" wurde Wilhelm Busch der bekannteste Autor seiner Zeit. Durch seine saloppe, griffige Sprache wurden die Grotesken und Satiren im Werk oft als Humor missverstanden. Auch in der Lyrik bewies Busch ein virtuoses Verständnis der Sprache. Außerdem schuf Wilhelm Busch autobiografische und dichterische Prosa .
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Mein Kind, es sind allhier die Dinge,
Gleichwohl, ob große, ob geringe,
Im wesentlichen so verpackt,
Daß man sie nicht wie Nüsse knackt.
Wie wolltest du dich unterwinden,
Kurzweg die Menschen zu ergründen.
Du kennst sie nur von außenwärts.
Du siehst die Weste, nicht das Herz.
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Es sitzt ein Vogel auf dem Leim,
Er flattert sehr und kann nicht heim.
Ein schwarzer Kater schleicht herzu,
Die Krallen scharf, die Augen gluh.
Am Baum hinauf und immer höher
Kommt er dem armen Vogel näher.
Der Vogel denkt: Weil das so ist
Und weil mich doch der Kater frißt,
So will ich keine Zeit verlieren,
Will noch ein wenig quinquilieren
Und lustig pfeifen wie zuvor.
Der Vogel, scheint mir, hat Humor.
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Die Selbstkritik hat viel für sich.
Gesetzt den Fall, ich tadle mich:
So hab ich erstens den Gewinn,
Daß ich so hübsch bescheiden bin;
Zum zweiten denken sich die Leut,
Der Mann ist lauter Redlichkeit;
Auch schnapp ich drittens diesen Bissen
Vorweg den andern Kritiküssen;
Und viertens hoff ich außerdem
Auf Widerspruch, der mir genehm.
So kommt es denn zuletzt heraus,
Daß ich ein ganz famoses Haus.
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15. April 1832 |
Wilhelm Busch wird als ältester Sohn des Kaufmanns Friedrich Wilhelm Busch und dessen Frau Henriette in Wiedensahl geboren. Er hat sechs Geschwister. |
1841-1847 |
Busch lebt bei seinem Onkel, dem Pastor Georg Kleine, zunächst in Ebergötzen bei Göttingen, dann in Lüthorst am Solling und erhält von diesem Privatunterricht |
1847-1851 |
Auf Wunsch seines Vaters absolviert er ein Maschinenbaustudium an der Polytechnischen Schule in Hannover. |
1851-1852 |
Nach Abbruch des Maschinenbaustudiums beginnt er mit dem Studium der Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf. |
1852-1853 |
Studium der Malerei an der Königlichen Akademie der schönen Künste in Antwerpen. Die Begegnung mit der großen altholländischen Malerei prägt sein künstlerisches Schaffen. |
1853 |
Busch erkrankt an Typhus und lebt kurzzeitig wieder in seinem Elternhaus in Wiedensahl |
1854 |
Studium der Malerei an der Akademie der bildenden Künste in München.
Er schließt sich dem Künstler-Verein "Jung-München" an, dem auch die Maler Heinrich von Angeli, Theodor Pixis, Wilhelm von Diez und Buschs späterer Verleger Otto Bassermann angehören. |
1859 |
Der Maler und Verleger der humoristischen Münchener Zeitschrift "Fliegende Blätter" Caspar Braun erkennt Buschs Talent als satirischer Zeichner. Bis 1871 veröffentlicht Busch rund 100 Beiträge in den "Fliegenden Blättern" des Verlags Braun und Schneider und gestaltet bis 1875 an die 50 "Münchener Bilderbogen" für denselben Verlag. |
1863 |
Rückkehr nach Wiedensahl. |
1864 |
Das Kinderbuch "Bilderpossen" ist Buschs erste selbständige Veröffentlichung. |
1865 |
Mit Veröffentlichung der Bildergeschichte "Max und Moritz" im Verlag Braun und Schneider gelingt Busch der Durchbruch. Die Lausbubengeschichte macht ihn berühmt und liegt bis heute in rund 200 Übersetzungen vor. Sprühender Witz und beißende Satire verbinden sich in seinen Bildergeschichten mit der Fähigkeit, durch bloße Umrisse Charaktere und Situationen meisterhaft zu karikieren. Die knappen, pointierten Texte und Bilder drücken Buschs kritische Haltung gegenüber den Schwächen und der verlogenen Moral seiner Mitmenschen aus. |
1867 |
Busch zieht nach Frankfurt/Main, wo sein Bruder lebt. Dieser macht ihn mit der Philosophie Arthur Schopenhauers bekannt, die insbesondere sein schriftstellerisches Werk prägt. |
ab 1870 |
Die polemisch-satirischen, gegen die katholische Kirche gerichteten Bilderbücher "Der heilige Antonius von Padua" (1870), "Die fromme Helene" (1872) und "Pater Filucius" (1873) verbreiten sich in mehr als 100.000 Exemplaren. Eher harmlos vergnüglich fallen die Erlebnisse von "Hans Huckebein, der Unglücksrabe" (1870), "Fipps der Affe" (1879) und "Plisch und Plum"(1882) aus. Der enorme Erfolg seiner Bildergeschichten kann Busch zeitlebens nicht darüber hinwegtrösten, dass er als Kunstmaler keine Anerkennung findet. Hunderte von Bildern sind erhalten, die erst nach seinem Tod der Öffentlichkeit bekannt werden. |
ab 1872 |
Busch lebt bei seiner Schwester Jenny im Wiedensahler Pfarrhaus. Als ihr Mann 1878 stirbt, zieht er mit ihr und ihren Söhnen ins Pfarrwitwenhaus. |
1874 |
Veröffentlichung des Gedichtbandes "Kritik des Herzens". Später folgen die Lyrikbände "Zu guter Letzt" (1904) und "Schein und Sein" (1909) die aber weit hinter dem Erfolg seiner Bildergeschichten zurückstehen |
1875 |
In München wird eine erste Sammelausgabe seiner "Bilderbögen" publiziert. |
1884 |
Mit "Maler Klecksel" publiziert Busch seine letzte große Bildergeschichte. |
1893 |
Busch veröffentlicht seine Autobiographie "Von mir über mich" in. Seine zwei weiteren Prosawerke "Eduards Traum" (1891) und "Der Schmetterling" (1895) sind zum Genre der phantastischen Erzählungen zu rechnen. |
1898 |
Umzug nach Mechtshausen am Harz. |
9. Januar 1908 |
Wilhelm Busch stirbt in Mechtshausen. |
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