Gottlieb Daimler

 

       

Lebenslauf in Worten


Am 17. März 1834 wurde Gottlieb Daimler (eigtl. Gottlieb Däumler) als Sohn des Bäckermeisters Johannes Däumler und der Ehefrau Frederika in Schorndorf (Württemberg) geboren. Johannes Däumler riet seinem Sohn ab, die Beamtenlaufbahn einzuschlagen. Die Eltern, die eine Bäckerei und und eine Weinstube betrieben, ermöglichten ihm eine  gute Ausbildung. So konnte Gottlieb nach dem Besuch der Elementarschule auch die beiden Klassen der berühmten Schorndorfer Lateinschule absolvieren. Neben der Lateinschule besuchte er die 1821 in Schorndorf gegründete Zeichenschule, in der sich seine exzellente zeichnerische Begabung entfaltete. Nach der Realschule begann Gottlieb Daimler im Jahre 1848 eine Lehre als Büchsenmacher und bestand 1852 seine Gesellenprüfung. Anschließend setzte er seine Ausbildung an der königlichen Landesgewerbeschule fort.

1853 begann Daimlers Karriere mit der Sammlung praktischer Erfahrungen als Industriearbeiter. Als in Grafenstaden der Lokomotivbau aufgenommen wurde, verließ Daimler das Werk und ging 1857 zum Maschinenbaustudium an die Polytechnischen Schule in Stuttgart. Dort studierte Daimler Physik und Chemie, Maschinenbau, Geschichte, Volkswirtschaft und Englisch. 1859 kehrte er nach Grafenstaden zurück, das er 1860 wieder verließ und  nach Paris fuhr, wo er einige Monate arbeitete. Ein weiteres Stipendium erlaubte es ihm nach England, das "Mekka aller Maschinenbauer", zu fahren. In Leeds, Manchester und Coventry fand Daimler Arbeit und studierte auch Maschinenfabrikation, Gewindeherstellung und Schiffbau.

Danach kehrte er in seine Heimat zurück und wirkte als Konstrukteur fast bis zum Ende des Jahres 1863 in Geislingen in der dortigen Metallwarenfabrik „Straub und Schweizer“. Ende 1863 erhielt  Daimler in Reutlingen eine Anstellung im "Bruderhaus", einem Unternehmen, in dem vorwiegend Vollwaisen, Arme und Behinderte beschäftigt wurden. In der Maschinenfabrik dieses Waisenheims in Reutlingen wurde ihm 1865 die Leitung übertragen. In den fünf Jahren seiner Reutlinger Tätigkeit fand Gottlieb Daimler zwei Menschen, welche in seinem weiteren Leben zentrale Rollen spielen sollten. Das waren Emma Pauline Kurz, die er 1867 heiratete und mit der er fünf Kinder hatte, und Wilhelm Maybach, der hier als Vollwaise Zuflucht fand. Es entstand eine lebenslange Freundschaft und Zusammenarbeit. Die beiden bleiben von nun an bis zu Daimlers beruflich und privat unzertrennlich.

Seine Frau zog mit ihm 1869 nach Karlsruhe, wo Daimler den Vorstand sämtlicher Werkstätten der Karlsruher Maschinenbaugesellschaft übernahm. Wenig später holte er  auch Maybach nach Karlsruhe. Gottlieb Daimler wurde Betriebsleiter für die Werkstätten und das Zeichenbüro. Maybach arbeitete als Leiter der Konstruktionsabteilung an der Verbesserung des Gasmotors, dessen Leistungsfähigkeit wegen seiner Größe und seines Gewichts aber begrenzt war. 1882 wurde Daimler wegen Spannungen zwischen ihm und Leitung der Werkstätten gekündigt. Daraufhin veranlasste er Maybach, die Firma auch zu verlassen, um mit ihm zusammen an der Entwicklung eines leichten, schnell laufenden Motors zu arbeiten Als eine Abfindung berkam er ein mit 112.000 Reichsmark notiertes Aktienpaket, welches im folgenden Jahr große Dividende abwarf. Daimlers Aufenthalt in  dieser Firma bleibt insofern  bedeutend, dass er dort  den Stern kreierte, der später zum Auto-Markenzeichen werden sollte.

Als neuen Wohn- und Arbeitssitz wählte Daimler Cannstatt in der Nähe von Stuttgart, wo er  mit diesem Geld 1882 eine Versuchswerkstatt gründete. Er richtete sich neben dem Kurpark eine Werkstatt mit Drehbank, Schmiedeofen, Amboss und Schraubstöcken ein. Unter dem Dach des Gewächshauses lässt er in Stein sein Credo einmeißeln: "Das Beste oder Nichts." Beide Männer begannen einen leichten und schnell laufenden Benzinmotor zu entwickeln und zu bauen, der sich für den Einbau in Kutschen, Lastkarren, Booten, Schiffen, Eisenbahn- und Straßenbahnwagen, landwirtschaftlichen Arbeitsgeräten, Feuerwehrpumpen und sogar in Luftschiffen eignen sollte.

1883 erhielt Daimler zusammen mit Maybach das Patent für einen kleinen und leichten Einzylinder-Zweitaktmotor mit Glührohrzündung. Das war eine Innovation: der Motor funktionierte mit Benzin und Benzin wurde damals nur in der Gummiindustrie eingesetzt. Die folgende verbesserte Ausführung verwandelte den zunächst liegend gebauten Motor in einen stehenden, der unter dem Namen „Standuhr“ bekannt wurde. Die „Standuhr“ bildete die Basis der Patentanmeldung, die 1885 Daimlers Vision öffentlich machte. Einer der Söhne Daimlers legte mit diesem ersten Motorrad der Welt die 3 km lange Strecke zwischen Cannstatt und Untertürkheim ohne Probleme zurück. Der Einbau in eine Kutsche war der nächste Schritt. Das „Motorkutsche“ genannte Gefährt erreicht mit der „Standuhr“ und ihren 1,5 PS immerhin schon 16 Stundenkilometer.

1886 entstand eine Motorkutsche, die es mit einem 1,5-PS-Motor auf eine Geschwindigkeit von 16 Kilometern in der Stunde brachte; im gleichen Jahr unternahm Daimler mit einem Motorboot die erste Probefahrt auf dem Neckar.  Er meldete seine „Einrichtung zum Betriebe der Schraubenwelle eines Schiffes mittels Gas- oder Petroleumkraftmaschine“ zum Patent an und präsentierte seine Boote mit diesem Antrieb bei verschiedenen Anlässen. Daimler machte sich auf die Suche nach einer geeigneten Fabrikationsstätte. 1887 begannen die Arbeiten in der neuen Fabrik mit 23 Arbeitern. Hier hatte auch Maybach sein Konstruktionsbüro.

Daimler baute mit Zustimmung des Gemeinderates eine kleine, von seinem Motor angetriebene Bahn für die Strecke vom Cannstatter Kursaal zum Wilhelmplatz. Auf dem Feuerwehrtag 1888 in Hannover erregte eine motorbetriebene 4-PS-Feuerspritze großes Aufsehen. Es zeigte sich aber, dass der Einzylinder noch zu schwach ist. Maybach entwarf einen Zweizylinder auf der Basis der „Standuhr“. Der neue Motor in V-Form mit einem Zylinderwinkel von 17° leistete 2 PS bei knapp über 600 Umdrehungen und erschloß neue Einsatzmöglichkeiten. Er wurde in dem von Wilhelm Maybach 1889 konstruierten „Stahlradwagen“ eingesetzt. 1889 war die neue Automobilkonstruktion der Weltausstellung in Paris präsentiert. In demselben Jahr starb seine Ehefrau.

1890 wurde eine neue Firma ins Leben gerufen, die „Daimler-Motoren-Gesellschaft“ (DMG). Daimler  hatte mit 200 Aktien ein Drittel des Grundkapitals von insgesamt 600.000 Mark. Außerdem wurde ihm zugesichert, dass seine engsten Mitarbeiter, Wilhelm Maybach und der Buchhalter Karl Linck, in den Vorstand berufen würden. Doch diese Zusage wurde nicht eingehalten. 1893, verließen Daimler mit Maybach die Gesellschaft.

Zunächst benutzte Maybach seine Wohnung als Konstruktionsbüro, wo er ein neues Automobil entwickelt. Es sollte der „Riemenwagen“ werden. Als Produktionsstätte mietete Daimler den stillgelegten Gartensaal eines Hotels in Cannstatt. In jener Zeit entstanden der Spritzdüsenvergaser, der Urahn aller Vergaser, und auch einige Neuerungen am Kühlsystem. Zur gleichen Zeit konstruierte Daimler einen Zweizylinder-Reihenmotor und heiratete erneut.  In der zweiten Ehe hatte er zwei Kinder. Beide unternahmen ihre Hochzeitsreise nach Chicago zur Weltausstellung. Dort hatte  William Steinway *, der bereits seit 1888 Kontakte nach Cannstatt pflegte, eine ganze Palette der Produkte der DMG in Auftrag von Daimler ausgestellt. Darunter befand sich auch der von Maybach konstruierte „Stahlradwagen.“ Es war das erste Automobil in den USA.

Die DMG gewann dank der von Daimler und Maybach energisch vorangetriebenen Verbesserungen und Neukonstruktionen schnell wieder an Boden und gründete in Amerika, Österreich und England eigene Niederlassungen. Von größter Bedeutung für die DMG war dabei die Verbindung mit dem österreichischen Kaufmann Emil Jellinek *. 1896 begab er sich auf die Reise, um  direkt vor Ort ein neues Automobil zu bestellen. Als er einige Wagen erhielt, wusste er, dass er mit der richtigen Firma Kontakt aufgenommen hatte. Der neue 23 PS-starke Wagen erhielt den Namen “Daimler-Phoenix-Wagen”. Mit einem dieser Wagen nahm Jellinek an der Rennwoche in Nizza 1899 unter dem Pseudonym “Mercedes” – dem Namen einer seiner Töchter – teil und gewann eine Tourenfahrt.

Am 6. März 1900 starb Gottlieb Daimler in Stuttgart-Cannstadt. Mit seinem Tode endete die erste Phase der Daimler-Motoren-Gesellschaft. In  den folgenden Jahrzehnten nahm die Daimler-Motoren-Gesellschaft einen ungeahnten Aufschwung.  


Gottlieb Daimler ist seit dem Jahr 1900 tot, aber immer noch arbeiten die Menschen in Stuttgart und Umgebung "beim Daimler". Man könnte fast glauben, dass der Automobilpionier noch lebt und jeden Tag vorbeikommt, um zu schauen, ob alle schön fleißig sind. Es zeigt aber auch, welchen Stellenwert der Firmenmitbegründer immer noch hat, der am 17. März 1834 in Schorndorf bei Stuttgart geboren wurde. Sein Geburtshaus in Fachwerkbauweise ist seit 1979 in Besitz der heutigen Daimler AG. Diese hat das Haus restauriert und es zu einem Museum und Tagungsstätte gemacht. Die Raumaufteilung ist in etwa noch so, wie sie der junge Gottlieb Daimler erlebt hat, als er 1853 sein Elternhaus verließ, um im Elsass eine Maschinenbauausbildung zu absolvieren.


Lebenslauf in Daten

17. März 1834 Gottlieb Daimler (eigtl. Gottlieb Däumler) wird als Sohn des Bäckermeisters Johannes Däumler und dessen Ehefrau Frederika in Schorndorf (Württemberg) geboren.
1848 Nach dem Besuch der Realschule beginnt Daimler eine Lehre als Büchsenmacher. Sein Vater riet ihm angesichts der revolutionären Vorgänge in Europa von einer Beamtenlaufbahn ab.
1852 Daimler besteht seine Gesellenprüfung.
1852/53 Er setzt seine Ausbildung an der königlichen Landesgewerbeschule Württemberg fort.
1853-1857 Tätigkeit als Arbeiter in einer Maschinenbaufirma in Grafenstaden (Elsaß).
1857-1859 Maschinenbaustudium an der Polytechnischen Schule in Stuttgart.
1860-1862 Daimler unternimmt Studienreisen nach Paris, Leeds, Manchester und Coventry.
1862-1865 Tätigkeit als Konstrukteur in der Metallwarenfabrik Straub in Geislingen. 1865 Daimler wird die Leitung der Maschinenfabrik des "Bruderhauses", eines Waisenheims in Reutlingen, übertragen. Beginn seiner lebenslangen Freundschaft und Zusammenarbeit mit Wilhelm Maybach, der ebenfalls in der Maschinenfabrik tätig ist.
1867 Daimler heiratet Emma Kurz, die Tochter eines Apothekers. Aus der Ehe gehen fünf Kinder hervor.
1869 Er wechselt nach Karlsruhe und übernimmt den Vorstand sämtlicher Werkstätten der Karlsruher Maschinenbaugesellschaft. Wenig später folgt ihm Maybach als Technischer Zeichner in die Firma.
1872 Daimler nimmt ein Angebot der Gasmotorenfabrik Deutz an. Ihm wird vom Firmeninhaber Nikolaus Otto die Leitung der Werkstätten übertragen. Unter der Leitung Daimlers bringt Maybach den von Otto konstruierten Otto-Motor zur Serienreife.
1882 Differenzen zwischen Daimler und Otto führen zum Zerwürfnis. Daimler verlässt, wiederum gefolgt von Maybach, die Firma Deutz. Er erhält als Entschädigung ein Deutz-Aktienpaket von nominell 112.000 Reichsmark, das bereits im folgenden Jahr 96 Prozent Dividende abwirft. Daimler gründet in Cannstatt bei Stuttgart eine Versuchswerkstatt. Er plant die Entwicklung kleiner, leistungsstarker Motoren, die mit Benzin anstelle von Gas betrieben werden können.
1883 Er erhält das Patent für den gemeinsam mit Maybach entwickelten kleinen, leichten Einzylinder-Viertaktmotor mit Glührohrzündung. Daimler entwickelt ein Verdunstungs- und Ladeverfahren, das den Einsatz von Benzin als Treibstoff optimiert. Bisher wurde Benzin lediglich in der Gummi- und in der Harzindustrie sowie als Fleckmittel eingesetzt.
1885 Unter Daimlers Leitung konstruiert Maybach das wahrscheinlich erste Motorrad der Welt. Der sogenannte Reitwagen wird mit einem 0,5-PS-Motor betrieben. Daimler erhält das Patent. Sein Sohn Paul Daimler, der später entscheidend an der Entwicklung der Flugzeugmotoren beteiligt ist, unternimmt die ersten Probefahrten.
1886-1889 Daimler, der sich eigentlich auf die Entwicklung und den Verkauf von Motoren konzentrieren will, lässt Maybach einen Motorwagen konstruieren. Der Wagen wird auf der Pariser Weltausstellung gezeigt. Gleichzeitig konstruiert Carl Friedrich Benz ein Motorfahrzeug.
1887 Daimler gründet zusätzlich zur Versuchswerkstatt eine Fabrik in Cannstatt.
1888 Er rüstet die Gondel eines Luftballons mit einem Motor aus.
1889 Tod seiner Ehefrau.
1890 Die Firma Daimlers kann nicht genug Fahrzeuge absetzen, um rentabel zu wirtschaften. Er gründet zur Sanierung des Betriebs die Daimler-Motoren-Gesellschaft und hält ein Drittel der Aktien.
1893 Daimler verkauft in mehreren Etappen wegen Differenzen mit weiteren Anteilseignern seine Aktienpakete und verlässt die Daimler-Motoren-Gesellschaft. Maybach folgt ihm.
1892 Daimler konstruiert gemeinsam mit Maybach den ersten Zweizylinder-Reihenmotor.
1893 Heirat mit Lina Schwend, verwitwete Hartmann. Aus der Ehe gehen zwei Kinder hervor.
1894/95 Daimler wird mit der Unterstützung eines britischen Industriellen wieder Teilhaber der Daimler-Motoren-Gesellschaft.
1899 Auf Anregung des Kaufmanns Emil Jellinek konstruiert Maybach für die Daimler-Motoren-Gesellschaft einen Rennwagen. Das Modell wird nach der Tochter Jellineks "Mercedes" genannt.
6. März 1900 Gottlieb Daimler stirbt in Stuttgart-Cannstatt.
1926 Die Daimler-Motoren-Gesellschaft fusioniert mit der Firma Benz & Cie. zur Daimler-Benz AG.

         

 

 
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Концепция модуля разработана в ноябре 2009 года в рамках проекта " Виртуальная кафедра немецкой филологии"
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