Albrecht Dürer

 

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Lebenslauf in Worten


Albrecht Dürer war Sohn des Goldschmieds Albrecht Dürer, der 1455 nach Nürnberg kam. In Nürnberg heiratete er 1467 Barbara Holper, die Tochter seines Meisters. Von den 18 Kindern dieser Ehe war Albrecht, der am 21. Mai 1471 geboren wurde, das dritte. Sein Taufpate war der Buchdrucker und Verleger Anton Koberger, der ihm später bei der Arbeit half. Sein Bruder Hans Dürer war ebenfalls ein Künstler und arbeitete an König Sigismunds* Hof in Krakau. Der junge Dürer besuchte die Lateinschule, wo er Willibald Pirckheimer* kennen lernte, den Sohn wohlhabender Eltern, der Dürers lebenslanger Freund werden sollte. Anschließend ging er bei seinem Vater als Goldschmied in die Lehre. Aus diesen Lehrjahren stammt sein erstes Selbstbildnis, das er 1484 nach dem Spiegel auf Pergament zeichnete. Seine Zeichenbegabung veranlasste den Vater, wenn auch gegen seinen Willen, den Sohn 1486 in die Lehre bei Michael Wolgemut zu geben, der damals der berühmteste Nürnberger Maler war. Dort lernte Dürer neben dem Zeichnen auch den Holzschnitt und die Malerei.

Vier Jahre später begab sich Dürer auf Gesellenwanderung an den Oberrhein. 1492  hielt er sich im Elsaß auf, wo er in Colmar den Maler Martin Schongauer* kennen lernen wollte, um bei ihm den Kupferstich zu lernen. Als er aber in Colmar ankam, war Schongauer gestorben, seine Brüder führen die Werkstatt weiter. Sie nahmen den jungen Nürnberger Künstler bei sich auf. Danach ging sein Weg nach Basel. 1494, nach der Rückkehr, heiratete er die wohlhabende und schöne Agnes Frey, eine Nürnberger Bürgerstochter. In der Folgezeit bis 1500 schuf er eine Serie von kleinen Landschaftsaquarellen mit Nürnberger Motiven und Motiven von Stationen auf seiner  ersten Italienreise, die er in der ersten Hälfte des Oktober 1494 antrat. Im Mai 1495 kehrte er heim nach Nürnberg.

Er machte sich 1497 selbständig und konnte ab 1503 eine Werkstatt mit Hans Schäufelein* , Hans von Kulmbach* und Hans Baldung Grien* als Mitarbeiter betreiben. Er arbeitete sehr hart an seinen Werken in der Altstadt von Nürnberg. In diese Periode seines Künstlerlebens fallen vorwiegend Porträts und einige Selbstportäts: das Bildnis seines Vaters, sein Selbstporträt (1498), das Bildnis des Kaufmanns Oswolt Krel (1499), sein Selbstporträt (1500) in München, Bildnis Friedrich des Weisen und andere. Aus dem Jahr 1500 stammt auch der kleine „Christus am Kreuz“ in der Dresdener Galerie, ein Bildchen von unvergleichlicher Feinheit der Ausführung, und aus derselben Zeit stammt der Dresdner Altar. Seine Haupttätigkeit widmete er jedoch dem Kupferstich und dem Vorlagenzeichnen für den Holzschnitt. Besonders den Kupferstich betrieb er frühzeitig; das erste datierte Blatt stammt aus dem Jahr 1497. Aus dieser Zeit stammen auch 16 Blätter der „Offenbarung Johannis“(Holzschnitte, 1498), „Adam und Eva“ (1502).

Im Jahr 1505 unternahm er eine zweite Reise nach Venedig, wo damals die größten Meister der venezianischen Schule Tizian * , Giorgione* , Palmavecchio* tätig waren; vor allem aber wirkte Giovanni Bellini* auf ihn ein. Die deutschen Kaufleute zu Venedig bestellten für die Bartholomäuskirche in Venedig ein großes Bild, „Das Rosenkranzfest“, das später Kaiser Rudolf II. * um eine große Summe erwarb und von vier Männern nach Prag tragen ließ. Die Jungfrau reicht dem Kaiser, das Christuskind dem Papst Rosenkränze, ebenso der heilige Dominik* und mehrere Engel reichen die Rosenkränze den Umstehenden. Obgleich Dürer in Venedig hohe Anerkennung fand und der Rat von Venedig ihm ein Jahresgehalt von 200 Dukaten anbot, wenn er sich in der Stadt niederlässt, trat er doch im Spätherbst 1506 die Rückreise in seine Vaterstadt an.

Von den ersten Werken Dürers nach seiner Rückkunft aus Italien sind zu nennen: das „Bildnis eines Jünglings“ (1507); ein für den Rat in Nürnberg 1507 gefertigtes, aber verloren gegangenes Bild, Adam und Eva im Paradies darstellend. In den Jahren 1507 und 1508 beschäftigte ihn ein Gemälde, welches, vom Kurfürsten Friedrich dem Weisen von Sachsen für die Kollegiatkirche in Wittenberg bestellt, die Marter der zehntausend Christen unter dem Perserkönig Sapor zum Gegenstand hat und sich jetzt im Kunsthistorischen Museum in Wien befindet. Nach dessen Beendigung arbeitete Dürer an seiner berühmten „Himmelfahrt und Krönung der Maria“, welche der Patrizier Jakob Heller in Frankfurt am Main als Altarblatt für die dortige Dominikanerkirche bestellt hatte (Heller-Altar). Nachdem Kaiser Rudolf vergeblich 100.000 Gulden dafür geboten hatte, wurde es 1613 von dem Kurfürsten Maximilian I. von Bayern für 1000 Joachimsthaler erworben, ging aber bei dem großem Brande des Münchener Schlosses 1673 zu Grunde. Hier gelangt Maria aus dem irdischen Leben durch Engel getragen in die himmlische Glorie. Gott-Vater und -Sohn empfangen sie liebevoll und setzen ihr die himmlische Krone auf; die Apostel sehen erstaunt auf das leere Grab. Dürer hat sich selbst in dem Mittelgrund der Landschaft dargestellt, er stützt sich auf eine Tafel, worauf zu lesen ist: "Albertus D. Alemanus faciebat post Virginis partum 1509".

Dürer hat mehrmals im Auftrag des Kaisers Maximilian I. gearbeitet. Im Auftrag des Kaisers schuf er einige Entwürfe für den "Triumphwagen" und den „Triumphzug“. 1511-13 malte er die repräsentativen Kaiserbilder von Karl dem Großen und Sigismund für die Stadt Nürnberg. Mit diesen Bildern wollte die Stadt offensichtlich ihren Anspruch auf die Aufbewahrung der Reichskleinodien untermauern. Karl der Große ist im kaiserlichen Ornat dargestellt, mit dem Schwert in der Rechten und dem Reichsapfel in der Linken, und Kaiser Siegismund als Gegenstück auch im kaiserlichen Ornat. Beide Bilder sind heute in Nürnberg, im Germanischen Nationalmuseum zu sehen. In diesen Jahren veröffentlichte Dürer außer vielen kleineren Arbeiten in Kupferstich und Holzschnitt drei große Reihenfolgen von Holzschnitten, welche zu dem Besten gehören, was wir von Dürer besitzen. Es sind „Die kleine Passion“ (1509 und 1510), ursprünglich in 37 Blättern; „Die große Passion“ (1510), die  aus 11 Darstellungen aus dem Lehen des Heilands und einem Titelblatt besteht; „Das Leben der Maria“ (1510 und 1511) in 20 Darstellungen. 

Damals machte Dürer auch Versuche, mit der trockenen Nadel auf Kupfer zu ritzen; so entstanden „Die heilige Veronika“ von 1510, „Der Leidensheiland“ und „Der büßende Hieronymus“, beide aus dem Jahr 1512. Als hervorragende Werke aus dem Jahr 1512 sind noch folgende Stiche zu erwähnen: „Maria auf der Rasenbank“, „Christus der Dulder“ (beides Nadelarbeiten); „Der heilige Hieronymus* in der Felsenschlucht vor dem Betpult“. Aus dem folgenden Jahr stammen seine berühmten Stiche „Ritter, Tod und Teufel“, „Melencolia I“ und "Hieronymus im Gehäus".

1520 begab sich Dürer mit seiner Frau über Bamberg, Frankfurt, Köln nach Antwerpen und anderen niederländischen Städten, von wo er erst im Herbst des folgenden Jahres zurückkam. Die Reise war ein wahrer Triumph, überall wurde der Meister auf das glänzendste gefeiert. Der Antwerpener Magistrat bot ihm vergeblich ein Jahresgehalt von 300 Gulden, ein schönes Haus zum Geschenk, freien Unterhalt und außerdem Bezahlung aller seiner öffentlichen Arbeiten an, um ihn zum ständigen Verbleiben in Antwerpen zu bewegen. Fürsten, fremde Botschafter, Gelehrte und Künstler ehrten ihn und zogen ihn in ihre Gesellschaft. Der neugewählte Kaiser Karl V. * bestätigte ihm die früher gewährten Privilegien und bezeigte ihm seine Gunst in vollstem Maß. Auch eine große Anzahl Bildnisse von Geistlichen, fürstlichen Personen, Künstlern etc. sind ein Ergebnis seiner niederländischen Reise. 1521 trat er die Rückreise an. Sein "Tagebuch der niederländischen Reise" ist eines der großartigsten Dokumente über den Künstler und seine Zeit. 

Nach seiner Heimkehr in die Vaterstadt widmete sich Dürer wieder der künstlerischen Tätigkeit. Vom Jahr 1526 besitzt die Alte Pinakothek in München zwei monumentale Tafeln, die zu den bedeutendsten Werke des Künstlers gehören: die lebensgroßen Figuren der Apostel Markus, Paulus und Petrus und des Evangelisten Johannes, die man oft „Die vier Temperamente“ nennt. Diese Tafeln hatte Dürer der Stadt Nürnberg geschenkt und sie waren im dortigen Rathaus aufgehängt. Aus dem Jahr 1526 stammt auch das Bildnis von Hieronymus Holzschuher, das beste aller Bildnisse von der Hand Dürers. Zugleich verfasst er zwei Bücher, in denen er seine künstlerischen Erkenntnisse der Nachwelt überliefert.  

Am 6. April 1528 starb der Künstler mit 57 Jahren. Nicht weit entfernt von dem Grab seines Freundes Wilibald Pirckheimer ruhen die irdischen Reste Dürers auf dem Johannisfriedhof zu Nürnberg lange unter einer einfachen Metallplatte, welche sein Schwiegervater Frey für sich und seine Familie errichten ließ, bis Joachim von Sandrart 1681 das verfallene Grab aufs neue errichtete. Ihm zu Ehren wurde seine Büste in der Walhalla aufgestellt. Albrecht Dürer hinterließ seiner Frau ein ausreichendes  Vermögen, der Menschheit aber ein Werk, das unbestrittener Höhepunkt der deutschen Kunst ist. Wir kennen heute etwa 900 Handzeichnungen des Künstlers, 70 Gemälde, 100 Kupferstiche und über 350 Holzschnitte.


Albrecht Dürer ist der erste deutsche Künstler, dessen Berühmtheit noch zu seinen Lebzeiten grenzüberschreitend ist. Schon zu Zeiten, als er noch in seiner arbeitsintensiven Werksatatt in Nürnberg arbeitete, wurden seine Arbeiten im Ausland gesucht, nachgeahmt und sogar gefälscht; sein Name war Verlegern, Künstlern und en großen Humanisten zwischen Amsterdam und Venedig wohl bekannt.
Als Maler und Graveur, Forscher und Theoretiker der mathematischen und konstruktiven Künste, als fähiger Schriftsteller, dem es gelingt, die deutsche Prosa zu reformieren, ist er zweifellos der einzige Künstler seines Jahrhunderts, dessen moralische und kreative Gestalt und Vielseitigkeit zu Recht vergleichbar sind mit denen der größten zeitgenössischen italienischer Künstler.

 
 

Die Kunst ist in sich selber so freudenreich, dass, wer mit ihr umgeht, groß' Freud hat.

 
 

Dann ein guter Maler ist inwendig voller Figur, und obs müglich wäre, daß er ewiglich lebte, so hätt er aus den inneren Ideen [...] allbeg etwas Neus durch die Werk auszugießen.

 
 

"Dann wahrhaftig steckt die Kunst in der Natur, wer sie heraus kann reißen der hat sie."

     
   

Lebenslauf in Daten

1471 Albrecht Dürer wurde am 21. Mai als drittes Kind des gleichnamigen Goldschmieds Albrecht Dürer und seiner Frau Barbara Holper, Tochter seines Meisters, in Nürnberg geboren. Der Vater Dürers stammt aus Ungarn. Aus der Ehe gehen insgesamt 18 Kinder hervor.
1475 Albrecht Dürer der Ältere kauft ein Haus in Nürnberg
1481-1482 Besuch der Lateinschule Sankt Lorenz.
1483-1486 Lehre in der Goldschmiedewerkstatt seines Vaters
1484 Ausführung des ersten Selbstbildnisses (Selbstbildnis mit Silberstift).
1486-1489 Lehre bei dem Nürnberger Maler Michael Wolgemut
1490-1494 Dürer begibt sich auf Wanderschaft nach Kolmar, Basel und Straßburg
1494-1495 Reise nach Italien.
1494 Heirat mit der Nürnberger Bürgerstochter Agnes Frey.
1495 Gründung einer Werkstatt im Nürnberger Elternhaus
1505-1507 Reise nach Italien (Bologna, Florenz, Rom) und Aufenthalt in Venedig.
1509 Kauf eines Hauses beim Tiergärtner Tor. Dürer wird Mitglied des Nürnberger Stadtrats.
1512 Dürer tritt in den Dienst von Kaiser Maximilian I.
1515 Kaiser Maximilian bewilligt Dürer eine jährliche Rente von 100 Gulden auf Lebenszeit. Dürer fertigt seine ersten Kupferstiche an.
1518 Im Sommer hält sich Dürer als Mitglied der Nürnberger Delegation in Augsburg auf. In dieser Zeit entstehen Portraits von dem Bankier Jakob Fugger, dem Maler Hans Burgkmair, dem Kardinal Albrecht von Brandenburg und dem Kaiser Maximilian I.
1519 Im Frühjahr unternimmt der Künstler eine Reise nach Zürich.
1520 Im Juli reist er mit seiner Frau in die Niederlande. Das Paar besucht Frankfurt und Köln. Im August lässt sich Dürer für einen einjährigen Aufenthalt im französischen Anvers nieder. Im Oktober folgt ein Aufenthalt in Aachen, um der Krönung von Kaiser Karl V. beizuwohnen, und im November bestätigt der Kaiser in Köln die Zahlung seiner jährlichen Rente. Aufenthalt in Brüssel, Gand, Brügge. Dürer erkrankt an Malaria.
1521 Im Frühjahr hält sich Dürer erneut im französischen Anvers auf, wo er im April mit Lucas de Leyde zusammentrifft. Am 12. Juli kehrt Dürer nach Nürnberg zurück.
1524 Beginn des Schreibens einer Familienchronik und eines Tagebuchs. Lucas Cranach der Ältere besucht Nürnberg; Dürer zeichnet sein Portrait sowie das von Friedrich dem Weisen, Kurfürst von Sachsen.
1527 Schwere Erkrankung. Veröffentlichung der Schrift „Etliche vnderricht, zu befestigung der Stett, Schloß und Flecken”, die er dem Bruder von Karl V. und König von Böhmen und Ungarn widmet
1528 Albrecht Dürer stirbt am 6. April in Nürnberg im Alter von 57 Jahren. Seine sterblichen Überreste ruhen auf dem Johannis-Friedhof in Nürnberg.

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