Ludwig Erhard wurde er am 4. Februar 1897 in Fürth geboren. Sein Vater war ein mittelständischer Textilwarenhändler. Nach dem Besuch der Realschule absolvierte Erhard eine kaufmännische Lehre in Nürnberg. Danach trat Erhard als Einzelhandelskaufmann in das väterliche Textilgeschäft ein. Als Artilleriesoldat wurde er im Ersten Weltkrieg so schwer verwundet, dass er seinen Beruf nicht mehr ausüben konnte. Erhard begann ein Studium der Wirtschaftswissenschaften und der Soziologie, zunächst an der Handelshochschule in Nürnberg, dann an der Universität Frankfurt-am-Main. 1929 promovierte er zum Doktor der Wirtschaftswissenschaften. Nach seinem Studium wurde Erhard wissenschaftlicher Assistent, später stellvertretender Leiter am Institut für Wirtschaftsbeobachtung der deutschen Fertigware in Nürnberg. An diesem Institut war er für die Herausgabe der monatlichen Verbandszeitschrift verantwortlich, die sich mit aktuellen Fragen der praktischen Wirtschaftspolitik beschäftigte, er organisierte Tagungen, zu denen er namhafte Persönlichkeiten aus ganz Deutschland einlud, außerdem förderte er wissenschaftliche Arbeiten zu neu aufkommenden Fragestellungen und grundsätzlichen wirtschaftspolitischen Problemen.
Aufgrund seiner schweren Verwundung im Ersten Weltkrieg war Erhard während des Zweiten Weltkriegs weder für den aktiven Kriegsdienst noch für Einsätze in der Kriegsproduktion tauglich. Deswegen sah er als seine Aufgabe, die Grundlagen für den Aufbau einer Friedensordnung nach Abschluss des Kriegs gedanklich vorzubereiten. Solche Forschungsarbeiten waren im Dritten Reich verboten. 1942 verließ er das Institut für Wirtschaftsbeobachtung und gründete ein eigenes Institut für Industrieforschung, das von der Reichsgruppe Industrie * finanziert wurde. 1944 arbeitete er für den "Kleinen Arbeitskreis der deutschen Industrie", der sich Gedanken darüber machte, wie in Deutschland nach dem Krieg die Wirtschaft wieder aufgebaut werden soll. Unter anderem stellte er in demselben Jahr eine Denkschrift „Kriegsfinanzierung und Schuldenkonsolidierung“ fertig, die in Kreisen des Widerstands gegen den Nationalsozialismus als Grundlage für den Wiederaufbau angesehen wurde.
Nach dem Krieg war Erhard als Wirtschaftsberater der US-Militärregierung, ab Oktober 1945 als Wirtschaftsminister in Bayern eingesetzt. Zwei Jahre später wurde er in die Sonderstelle „Geld und Kredit“ berufen und zu deren Vorsitzendem gewählt. In dieser streng geheim tagenden Expertengruppe wurde die Währungsreform vorbereitet. 1947 wurde er an die Universität München als Honorarprofessor eingeladen. 1948 wählte der Wirtschaftsrat, ein aus Abgeordneten deutscher Landtage gebildetes Parlament, Erhard zum Direktor der Verwaltung für Wirtschaft des Vereinigten Wirtschaftsgebiets, eine Art Wirtschaftsminister für den noch nicht gegründeten Staat. In der Funktion als Direktor der Verwaltung für Wirtschaft der gesamten westlichen Besatzungszonen brachte er die „soziale Marktwirtschaft” auf den Weg und erklärte mit Einführung der D-Mark am 20. Juni 1948 die Planwirtschaft für beendet. Erhard verband diese Geldreform mit einer umfassenden Wirtschaftsreform, das heißt mit weitgehender Aufhebung von Bewirtschaftungen und Beseitigung zahlreicher Preisbindungen. Das war ein außerordentlich mutiger Schritt, denn keine deutsche Stelle war zu solchen grundsätzlichen Veränderungen der wirtschaftlichen Ordnung im Besatzungsgebiet berechtigt. Erhards Reform erwies sich schnell als großer Erfolg. Auch das Ausland bewunderte Erhards Sachverstand und er übernahm auch das Amt des deutschen Gouverneurs der Weltbank. Der Begriff „soziale Wirtschaft“, den Erhard unterstützte, kennzeichnet ein Wirtschaftsmodell, das grundsätzlich die Freiheit der Wirtschaft unterstützt, aber auch die Regulierungs- und Kontrollfunktion des Staates betont, um unsoziale Auswirkungen zu verhindern und "Wohlstand für alle" zu schaffen.
1949 wurde Erhard als Wirtschaftsminister im ersten Bundeskabinett unter Bundeskanzler Konrad Adenauer vereidigt. Dieses Amt hatte er bis 1963 inne. Auch als Wirtschaftsminister setzte Erhard auf die Kräfte des Marktes. Kennzeichen dieser Zeit waren hohe Wachstumsraten des Bruttosozialprodukts, bemerkenswerte Lohnsteigerungen bei stabilen Preisen, hohe soziale Sicherheit bei ausgeglichenen öffentlichen Haushalten, Vollbeschäftigung und eine nachhaltige Verbesserung der deutschen Außenhandelsbilanz. In den Folgejahren arbeitete er daran, die deutsche Wirtschaft wieder international einzubinden und weltmarktfähig zu machen: Die Bundesrepublik wurde Mitglied der Montanunion, aus der später die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft hervorging. Sie trat der Weltbank* und dem Internationalem Währungsfonds* bei. Gleichzeitig versuchte Erhard den sozialen Wohnungsbau zu fördern und den Lastenausgleich zu beschließen, um die Kriegsfolgen abzumildern. Rentengesetze wurden verabschiedet. "Wohlstand für alle" blieb sein Leitmotiv. Diese Ära gilt zweifelsohne als "Die Ära des deutschen Wirtschaftswunders".
1963 wählte der Deutsche Bundestag Ludwig Erhard zum zweiten deutschen Bundeskanzler. Sein politisches Wirken konzentrierte sich seit dieser Zeit auf die Festigung des inneren Friedens in Deutschland. Zudem legte er außenpolitische Grundsteine für eine neue Deutschland- und Ostpolitik. Er hat das diplomatische Verhältnis zu Israel und zu den arabischen Staaten geklärt und der Welt in einer Friedensnote dargelegt, dass die Deutschen an einer dauerhaften Friedenssicherung tatkräftig mitwirken wollen. Als Nachfolger Adenauers wollte Erhard eher ein Kanzler des Volkes sein, hinterließ aber den Eindruck eines "unsicheren Regiments”, man schrieb sogar von der "kanzlerlosen Demokratie”. Schon zuvor hatte Adenauer unverhüllt Zweifel angemeldet, ob sein damaliger Wirtschaftsminister das Zeug zum Kanzler haben würde.
1966 platzte die Koalition mit der FDP, es entstand ein Streit um Haushaltsfragen, da Erhard mit seiner unbeugsamen Meinung, "dass Staatsausgaben grundsätzlich von den Bürgern bezahlt werden müssen, denen die Staatsleistungen dienen, und nicht durch Staatskredite finanziert werden dürfen", nicht nachgeben wollte. Als US-Präsident Lyndon B. Johnson 1966 die finanziellen Forderungen an die mit den USA verbündete Bundesrepublik Deutschland drastisch erhöhte, um den Vietnamkrieg * finanzieren zu können, erschütterte die bevorstehende Haushaltskrise das Ansehen der CDU wie auch des Bundeskanzlers. Dass dieser die Krise durch leichte Steuererhöhungen abfangen wollte, veranlasste diejenigen Minister, die der FDP* angehörten, zum demonstrativen Rücktritt. Auch die Unionsparteien hielten nicht mehr zum Kanzler, sondern wählten Kurt Georg Kiesinger* zum Spitzenkandidaten für die Neuwahl. So sah Erhard am 1. Dezember 1966 keine andere Möglichkeit mehr, als sein Amt niederzulegen.
Er blieb doch Mitglied des Deutschen Bundestages. Am 5. Mai 1977 starb er in Bonn.