Johann Wolfgang Goethe wurde am 28. August 1749 als Sohn des kaiserlichen Rates Johann Caspar Goethe und seiner Frau in Frankfurt am Main geboren. Von seinen 5 Geschwistern überlebte nur Cornelia, mit der er seine Kindheit gemeinsam verbrachte und ein enges Verhältnis aufbaute. Sein Vater gehörte als Kaiserlicher Rat zu den angesehensten Bürgern Frankfurts. Ab 1752 besuchte Goethe drei Jahre lang die Frankfurter Spielschule. Ab 1755 erhielt der junge Goethe Privatunterricht. 1765 nahm er auf Wunsch seines Vaters ein Jurastudium in Leipzig auf. Goethe besuchte aber gern philosophische und literaturgeschichtliche Vorlesungen bei Gellert* und Gottsched*. Er beschäftigte sich außerdem in dieser Zeit mit Lessing und der Aufklärung, mit Klopstock und der Empfindsamkeit. Darüber hinaus nahm er Zeichenunterricht.
1768 musste er das Studium wegen schwerer Krankheit abbrechen. Goethe kehrte ins Elternhaus zurück. Von April 1770 bis August 1771 setzte Goethe in Straßburg sein Jurastudium in Straßburg fort. Er knüpfte in Straßburg Kontakte zu Jakob Michael Reinhold Lenz*, Gottfried von Herder * und machte Bekanntschaft mit Friedericke Brion. Ihr widmete er zahlreiche Gedichte, darunter das „Heidenröslein“, „Mailied“ und „Willkommen und Abschied“. Im August 1771 promovierte Goethe zum Lizentiaten der Rechte. Hier traf er auch Johann Gottfried Herder. Er machte Goethe mit der antirationalistischen Gedankenwelt des Philosophen Johann Georg Hamann* bekannt, wusste ihn für Shakespeare und Ossian* zu begeistern und lenkte seine Aufmerksamkeit auf den ästhetischen Reiz der Volkspoesie.
Nach seiner Promotion kehrte Goethe nach Frankfurt zurück. In seiner Heimatstadt wurde Goethe Rechtsanwalt beim Schöffengericht, wo er vier Jahre lang blieb. Doch beschäftigte er sich weiterhin intensiv mit der Literatur und schrieb 1771 die programmatische Rede „Zum Shakespeares Tag“ und als ersten großen dramatischen Versuch die Urfassung des „Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand“.
1772 ging Goethe ans Reichskammergericht nach Wetzlar, um als Praktikant seine juristischen Kenntnisse zu erweitern. Hier befreundete er sich mit dem Gesandtschaftssekretär Johann Christian Kestner und dessen Braut Charlotte Buff. Seine Sympathie für Lotte steigerte sich zur maßlosen Leidenschaft, so dass er bereits im September wieder nach Frankfurt zurückkehrte. Die unerfüllte Liebe zu diesem Mädchen regte Goethe zu seinem Briefroman „Die Leiden des jungen Werthers“ an, der ihn schlagartig berühmt machte. Es entstanden auch einige Hymnen, darunter „Ganymed“, „Prometheus“ und „Wanderers Sturmlied“. Zwischen 1773 und 1775 arbeitete Goethe an der ersten Fassungen seiner Dramen „Urfaust“, „Prometheus“ und „Mahomet“. Auf seinen Reisen nahm Goethe Kontakt zu Johann Caspar Lavater *, den Brüdern Jacobi und Karl August von Sachsen-Weimar-Eisenach* auf. 1775 kam es zur Verlobung mit Lili Schönemann, die aber ein halbes Jahr später wieder gelöst wurde.
1775 wurde Goethe von Karl August nach Weimar eingeladen. Herzog Karl August war achtzehn Jahre alt und hatte soeben die Regierung übernommen. Goethe und Karl August wurden schnell enge Freunde. Den heute so berühmten Weimarer Musenhof begründete seine Mutter Anna Amalia, die, neben anderen Intellektuellen der Zeit, Christoph Martin Wieland (1733 - 1813)* als Prinzenerzieher an ihren Hof gezogen hatte. 1776 kam auch Herder, als Generalsuperintendent, nach Weimar. Mit der Ankunft Goethes nahmen die kulturellen Aktivitäten der Stadt Weimar enorm zu.
Goethe wurde Beamter der Stadt Weimar und zum Geheimen Legationsrat* ernannt. Mit der Oberaufsicht über den Ilmenauer Bergbau und der engen Beziehung mit Charlotte von Stein* verstärkte sich Goethes Entschluss, in Weimar zu bleiben. 1779 entstand die Prosafassung von „Iphigenie auf Tauris“. Im Januar dieses Jahres wurde Goethe die Leitung der Kriegs- und Wegebaukommission übertragen, durch die er viele Dienstreisen mit dem Herzog unternahm. Einige Monate später wurde Goethe zum Geheimen Rat ernannt. Die Aufsicht über den Bergbau in Ilmenau veranlasste ihn, sich mit mineralogischen Studien zu beschäftigen. 1782 bezog Goethe das Haus am Frauenplan. 1784 entdeckte er den Zwischenkieferknochen des Menschen. 1785 waren die Arbeiten an „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“ abgeschlossen.
1786 begab sich Goethe heimlich auf eine Erholungs- und Bildungsreise nach Italien. Zu diesem Entschluss brachte ihn die immer drückender empfundenen höfischen und dienstlichen Verpflichtungen. Im Oktober erreichte er Rom, das eigentliche Ziel seiner Reise. In Italien zeichnete Goethe viel und pflegte intensiven Umgang mit den dort lebenden deutschen Malern, vor allem mit Johann Heinrich Wilhelm Tischbein* und mit der zu ihrer Zeit hochberühmten Angelika Kauffmann*. Naturwissenschaft und Literatur vergaß er dabei auch nicht: In Palermo glaubte er, die Urpflanze entdeckt zu haben, und zwischendurch schrieb er die Neufassung seiner „Iphigenie“, vollendete den „Egmont“ und arbeitete am „Tasso“.
1788 trat Goethe seine Heimreise an. In Weimar wurde er auf eignen Wunsch von den meisten der höfischen und dienstlichen Pflichten entbunden. Einen Schwerpunkt seiner Arbeit bildete die Universität Jena; besonders aber entsprach seiner Neigung das Amt des Direktors des 1791 gegründeten Weimarer Hoftheaters, das er zu einer der führenden Bühnen in Deutschland machte. Auch dichterische Werke entsanden: die „Römischen Elegien“, die „Venetianischen Epigramme“, der „Reineke Fuchs“. Im Juli lernte Goethe seine zukünftige Lebensgefährtin Christiane Vulpus kennen. In demselben Jahr kam es zur ersten Begegnung zwischen Goethe und Friedrich Schiller. Goethe verhalf Schiller zu einer Professur in Jena. Aus dieser Bekanntschaft erwuchs bald eine enge Zusammenarbeit, und für Goethe begann eine Phase intensiver dichterischer Produktion.
Die Französische Revolution von 1789 betrachtete Goethe von Anfang an mit Skepsis: Sie widersprach seiner Idee von einer allmählichen Entwicklung in Natur und Geschichte. 1790 erschienen „Die Metamorphose der Pflanzen“ und „Faust, ein Fragment“. 1792 begleitete er den Herzog Karl-August im 1. Koalitionskrieg Preußens und Österreichs gegen Frankreich. Er selbst wurde Augenzeuge der Kanonade von Valmy am 20. September 1792. 1793 konnte Goethe die Belagerung von Mainz beobachten.
1794 gelang es Schiller, Goethe zur Mitarbeit an seiner Zeitschrift „Die Horen“ zu gewinnen. Daraus entwickelte sich eine intensive Freundschaft zwischen den beiden. 1794 war Schiller häufiger Gast bei Goethe in Weimar. 1796 verfassten Goethe und Schiller zusammen ihre „Xenien“, boshafte Epigramme auf zeitgenössische Kritiker und Dichter-Kollegen. Das Jahr 1797 ging als das "Balladenjahr" in die Geschichte ein, da aus einem Dichterwettstreit zwischen Goethe und Schiller zahlreiche Balladen hervorgingen, darunter „Der Gott und die Bajadere“, „Der Schatzgräber“, „Der Zauberlehrling“, „Die Braut von Korinth“. Beide befassten sich intensiv mit der Theorie der literarischen Gattungen, das Ergebnis wurde 1797 in der Schrift „Über epische und dramatische Dichtung“ dargelegt. Goethe setzte in dieser Zeit auch seine Arbeiten am „Faust“ fort.
1799 übersiedelte Schiller nach Weimar. Aus der Zusammenarbeit der beiden Dichter ging der Stil der Weimarer Klassik hervor, der sich an Antike und Renaissance orientierte. 1803 erhielt Goethe die Oberaufsicht über die naturwissenschaftlichen Institute der Universität Jena. 1804 wurde er zum Wirklichen Geheimen Rat ernannt. Am 9. Mai 1805 starb sein engster Freund Schiller. In der Zeit nach Schiller zählten Ludwig von Knebel*, Carl Friedrich Zelter* und Wilhelm von Humboldt zu Goethes engsten Freunden. Goethe setze sich ab 1806 intensiv mit der Romantik auseinander. Die Sammlung „Des Knaben Wunderhorn“ von Arnim* und Brentano* regte Goethe an, sich mit dem deutschen Mittelalter und der Volkspoesie zu beschäftigen. Im April 1806 wurde „Faust, erster Teil“ abgeschlossen.
1807 begann er die Arbeit an „Wilhelm Meisters Wanderjahre“. Auf dem Erfurter Fürstenkongress kam es zur Begegnung zwischen Goethe und Napoleon I., der Goethe bewunderte und seinen Roman „Die Leiden des jungen Werherts“ immer bei sich hatte. Als Napoleon sich anlässlich des Erfurter Fürstentags 1808 in Preußen aufhielt, traf er sich dreimal mit Goethe und lud in nach Paris ein. 1809 erschienen „Die Wahlverwandtschaften“. 1810 kam es zum Abschluss der Arbeit an der Farbenlehre. Der erste Teil seiner Autobiographie „Dichtung und Wahrheit, erster Teil“ erschien 1811. In Karlsbad kam es 1812 zur Begegnung mit Ludwig van Beethoven, der einige Gedichte Goethes vertonte. Sachsen-Weimar-Eisenach wurde durch einen Beschluss des Wiener Kongresses zum Großherzogtum. Im Dezember wurde Goethe mit dem Amt eines Staatsministers betraut.
Mit zunehmendem Alter zog sich Goethe vom Weimarer Gesellschaftsleben zurück und wendete sich hauptsächlich seinen Werken zu. 1819 war der „West-östliche Divan“, eine Synthese von östlicher und westlicher Weltanschauung, abgeschlossen. 1820 begann die Arbeit an „Wilhelm Meisters Wanderjahren“, die 1829 vollendet wurde. 1823 kam Johann Peter Eckermann zu Goethe und wurde ihm als Sekretär und Gesprächspartner bald unentbehrlich.
Im Alter von 74 verliebte sich Goethe noch einmal leidenschaftlich. Es geschah in Marienbad, wo er der neunzehnjährigen Ulrike von Levetzow, seiner letzten Liebe, begegnete. Die „Trilogie der Leidenschaft“ (darin die „Marienbader Elegie“) war der ergreifende Ausdruck dieser späten Passion. Eine weltabgeschiedene Idylle war das Haus am Frauenplan allerdings nicht, dafür sorgen die lebenslustige Schwiegertochter Ottilie, die sein Sohn August 1817 geheiratet hat, und drei Enkelkinder. 1825 nahm er seine Arbeit am „Faust, zweiter Teil“ wieder auf. 1830 erschien der letzte Teil seiner Autobiographie „Dichtung und Wahrheit“. Im November erfuhr Goethe vom Tode seines Sohnes und erlitt einen Blutsturz. 1831 wurde „Faust, zweiter Teil“ vollendet. Am 22. März 1832 starb Goethe in seinem Haus am Frauenplan. Er wurde neben Schiller in der Weimarer Fürstengruft beigesetzt.