Stefanie Maria (Steffi) Graf wurde am 14. Juni 1969 als erstes Kind des Versicherungskaufmanns und Gebrauchtwagenhändlers Peter Graf und dessen Ehefrau in Mannheim geboren. Als Steffi vier Jahre alt war, schenkte ihr der Vater, der leidenschaftlich Tennis spielte, einen Tennisschläger, meldete sie beim „HTC Heidelberg“ an und übte viel mit ihr. Bereits nach zwei Jahren gewann das Kind das Jüngsten-Turnier in München. Bald darauf gab Peter Graf alle anderen Berufstätigkeiten auf und widmete sich voll der Tennis-Karriere seiner außergewöhnlich begabten Tochter.
1981 gewann Steffi als erste Deutsche die inoffizielle Jugend-Weltmeisterschaft Orange Bowl in Florida. Im nächsten Jahr meldete Peter Graf seine 12jährige Tochter als Profisportlerin an, nahm sie von der Realschule und ließ sie privat unterrichten. Heidi Graf sagte später, dass ihre Tochter nichts versäumt hatte, kannte aber keine „normale“ Kindheit und Jugend. Da ging es ihr wie vielen Wunderkindern. Als bis dahin jüngste Tennisspielerin der Welt schaffte sie es 1984 bei den Lawn Tennis Championships in Wimbledon, dem ältesten und prestigeträchtigsten Tennisturnier der Welt, bis ins Achtelfinale. In der folgenden Saison erreichte Steffi Graf das Halbfinale der US Open in New York und rückte bis auf Platz 6 der Weltrangliste im Damentennis vor.
Bei den German Open im Mai 1986 und bei den French Open im Jahr darauf besiegte Steffi Graf Martina Navratilova, die Nummer 1 auf der Weltrangliste. Obwohl sie der Tschechin im Wimbledon-Finale 1987 unterlag, behauptete sich Steffi Graf seit ihrem Sieg über die Amerikanerin Christine Marie Evert 1987 in Manhattan Beach bei Los Angeles auf Platz 1 der Weltrangliste. 1988 siegte die Neunzehnjährige nicht nur bei den Grand Slam Turnieren in Melbourne, Paris, Wimbledon und New York, sondern gewann auch noch die Goldmedaille bei den Olympischen Sommerspielen in Seoul. So eine Erfolgsserie war bis dahin noch keiner Tennisspielerin gelungen. Die „Women's Sport Foundation“ ernannte Steffi Graf zur Weltsportlerin des Jahres 1989.
1990 gewann Steffi Graf bei den Australian Open ihren neunten Grand-Slam-Titel, aber bei den French Open wurde sie von der sechzehnjährigen Serbin Monica Seles besiegt; in Wimbledon scheiterte sie im Halbfinale und bei den US Open im Endspiel. Damit endete eine sensationelle Serie von 66 aufeinander folgenden Turniersiegen. Das hing vermutlich mit einer Pressekampagne gegen ihren Vater und Manager zusammen. Peter Graf soll 1988 eine Affäre mit dem „Playmate“ gehabt haben. Außerdem war von 800 000 D-Mark Schweigegeld die Rede.
Die Pechsträhne wollte nicht aufhören. Nach Steffi Grafs Niederlage gegen die Argentinierin Gabriela Sabatini 1991 beim WTA-Turnier in Boca Raton, Florida, fiel Steffi Graf auf Platz 2 der Weltrangliste hinter Monica Seles* zurück. Wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung leitete die Staatsanwaltschaft Mannheim 1995 Ermittlungen gegen Peter und Steffi Graf ein. Es wurden sowohl das Haus der Familie Graf in Brühl als auch Steffi Grafs Apartment in Heidelberg durchsucht, und Peter Graf kam in Untersuchungshaft. Steffi Graf erfuhr von der Festnahme ihres Vaters auf dem Flughafen von Atlanta. Einige Kommentatoren hoben auch hervor, dass sich Steffi Graf nicht wie andere Spitzensportler durch die Verlegung des Wohnsitzes ins Ausland dem deutschen Fiskus ganz entzogen hatte. Sie gewann zwar noch die US Open gegen Monica Seles, aber in allen weiteren Turnieren dieser Saison schied sie vorzeitig aus, was aufgrund der psychischen Belastung durch die Steueraffäre nicht überraschend war.
Peter Graf kam 1996 gegen Zahlung einer Kaution in Höhe von 5 Millionen D-Mark vorläufig frei. Nach 34 Prozesstagen verurteilte das Gericht Peter Graf 1997 zu 45 Monaten Haft. Da Steffi Graf glaubhaft machen konnte, dass sie von den Manipulationen nichts gewusst hatte, stellte die Staatsanwaltschaft das Verfahren gegen sie ein. Ihr Vater war der wichtigste Mann im Leben seiner Tochter nicht mehr: Durch den Skandal war es ihr gelungen, sich endgültig von ihm zu lösen. Auch seine Ehe war zerbrochen. „Steffis Erfolg hat meinen Mann kaputt gemacht“, sagte später Heidi Graf.
1997 war Steffi Graf von der Schweizerin Martina Hingis auf Platz 1 der Weltrangliste abgelöst worden. Ein Vierteljahr später hatte die Deutsche sich am Knie verletzt und deshalb ein Jahr lang aussetzen müssen. Aber 1999, neun Tage vor ihrem 30. Geburtstag, gewann Steffi Graf im Finale der French Open im Stade Roland Garros in Paris gegen Martina Hingis, die am Vorabend siegessicher von einem Generationenwechsel gesprochen hatte. Zehn Tage nach einer weiteren Verletzung 1999 in San Diego, Kalifornien, gab Steffi Graf auf einer Pressekonferenz in Heidelberg ihren Rücktritt vom Profisport bekannt. Bald darauf wählten deutschsprachige Sportjournalisten Steffi Graf und den früheren Box-Weltmeister Max Schmeling in Wien zu Sportlern des 20. Jahrhunderts. In einer beispiellosen Karriere hatte Steffi Graf 107 Grand-Prix-Turniere gewonnen, darunter 22 Grand-Slam-Turniere und davon wiederum sieben in Wimbledon. 377 Wochen insgesamt, länger als alle anderen Tennisspielerinnen vor ihr, war sie die Weltranglisten-Erste gewesen.
Wenige Wochen nach ihrem Rücktritt gab Steffi Graf die Trennung von ihrem langjährigen Lebensgefährten, dem Rennfahrer Michael Bartels, bekannt und erwähnte erstmals öffentlich ihre Freundschaft mit dem amerikanischen Tennisspieler Andre Agassi. Unbemerkt von der Öffentlichkeit heiratete das Paar im Oktober 2001 in Las Vegas. Steffi Graf war zu diesem Zeitpunkt bereits hochschwanger und wurde vier Tage später von ihrem Sohn Jaden Gil entbunden. Nach zwei Jahren bekam Jaden Gil eine Schwester mit dem Namen Jaz Elle.
1998 hatte Steffi Graf eine Stiftung für Kinder gegründet, die unter den Folgen von Krieg, Flucht oder Misshandlung leiden: „Children for Tomorrow“. Auf die Problematik war sie von einem Bekannten aufmerksam gemacht worden, der als Psychotherapeut in einer Hamburger Kinderklinik arbeitete. „Die Kinder wachsen mit Gewalt auf, und diese Gewalt wird für sie irgendwann völlig normal“, erläuterte Steffi Graf in einem Interview. „Wenn sie erwachsen sind, werden sie ebenfalls versuchen, ihre Probleme mit der Anwendung von Gewalt zu lösen. Dieser Teufelskreis muss unterbrochen werden“.