Georg Friedrich Händel

 

  Gemälde/Portrait von Georg Friedrich Händel Rechte: MDR/GMD Banner  

Lebenslauf in Worten


Georg Friedrich Händel wurde am 23. Februar 1685   in Halle an der Saale  im "Haus zum Gelben Hirschen" als Sohn des in Halle bekannten Medikus geboren. Seinen ersten Unterricht bekam der begabte Knabe beim Organisten der Marktkirche. Er wurde in Orgelspiel, Harmonielehre und Komposition unterrichtet. Sein Lehrer machte ihn nicht nur mit der deutschen Musiktradition, sondern auch den Kompositionen neuer italienischer und französischer Meister bekannt.

Einem Wunsch des Vaters folgend, schrieb sich der junge Händel 1702 an der Universität in Halle ein, um Jura zu studieren.  Aber bereits vier Wochen später nahm er auch seine erste Stelle als Organist an der reformierten Schloss- und Domkirche an. Dieses Gehalt von 50 Reichstalern jährlich machte ihn finanziell unabhängig. Seine Kompositionen für Tasteninstrumente aus dieser Zeit sind Produkte des gefeierten Virtuosen. Nach zwei Jahren Festanstellung am Hallenser Dom verließ er die Stadt und ging auf Drängen des Hamburger Opernleiters nach Hamburg. Als Geiger im Ensemble des Opernhauses am Gänsemarkt setzte Händel seine Karriere fort. Bald trat er auch als Cembalist, Kapellmeister und Komponist hervor. In dieser Zeit entstanden vier deutschsprachige Opern, von denen nur die  erste, "Almira", erhalten blieb. Sie wurde im Februar 1705 aufgeführt, zwei Monate später folgte "Nero". Die Premiere besuchte auch der Medici Prinz Gian Gastone, der ihn nach Italien einlud.

Anfang 1706 begab sich der 21jährige Händel  nach Italien. Er bereiste das Land mit seinen Orgelspiel- und Kompositionskünsten, stand zeitweilig im Dienst des Marchese Francesco Maria Ruspoli in Rom. In dieser Zeit schrieb der Komponist etwa hundert Kantaten und Oratorien, darunter einige geistliche Kantaten, die während seines Aufenthaltes in Rom entstanden. Er wollte vor allem Opern schreiben, aber die waren vom Papst verboten. Beeinflusst wurde er in dieser Zeit von Corelli link*, Scarlatti link* oder Carissimi link*, die er mit der Zeit kennen lernte. Bei den Medici in Florenz, wo das päpstliche Verbot nicht galt, komponierte er seinen "Rodrigo" (1707). Ein Triumph wurde die Uraufführung seiner "Agrippina" in Venedig (1709). Im Land der Oper hatte er wohl alles erreicht.

Nach einem  Aufenthalt als Kapellmeister beim Kurfürsten von Hannover ging Händel nach London, wo er fast 50 Jahre seines Lebens verbrachte. 1711 war er nur zur Premiere seines "Rinaldo" im Königlichen Theater am Haymarket nach London gekommen, mit 50 Aufführungen wurde es seine erfolgreichste Oper überhaupt. Händel ließ sich in  London nieder. Es entstanden solche Werke wie das "Utrechter Tedeum". Für seinen neuen Wirkungsort musste Händel den Dienst in Hannover vorzeitig quittieren. Aber den Kurfürsten aus Hannover sah er in einigen Jahren wieder, weil er 1714 als King George I. link* den englischen Thron bestieg. Händel wurde Hofkapellmeister und stand gleichzeitig seinem Gönner, dem Herzog von Chandos in Cannons, zu Diensten, für den er eine Reihe von Hymnen komponierte.

Der privilegierte Komponist aus Deutschland, der bald die ganze Londoner Musikszene dominierte, bekam 1719 den Auftrag , ein königliches Opernhaus zu gründen, für das er zwischen 1720 und 1728 auch 14 italienische Opern schrieb, zu denen "Radamisto" (1729)  und "Tamerlano" (1724) gehörten. Eines der bekanntesten Musikstücke, das Händel noch im Stil der barocken italienischen Oper schrieb, war "Giulio Cesare in Egitto". Die Oper wurde 1724 in London uraufgeführt und stand ganz in der Tradition der "oper seria. Die Oper war in London ein großer Erfolg. Zwischen 1724 und 1732 wurde sie dort 38 Mal aufgeführt. Und auch in Hamburg und Paris begeisterte "Giulio Cesare" das Publikum. Durch den Tod König Georgs I. im Jahr 1727 hatte Händel seinen Gönner verloren. Seine barocken Opern waren in der zunehmend bürgerlichen Gesellschaft Englands nicht mehr gefragt. Gleichzeitig behindern gesundheitliche Probleme die Arbeit des Komponisten. Er komponierte für das Haymarket Theatre, 1734 aber wechselte Händel an das Covent Garden Theatre. 1727 wurde Händel britischer Staatsbürger. 1738 wurde er mit einer besonderen Ehrung bedacht: Der Komponist wurde als lebensgroße Marmorstatue in den Vauxhall Gardens link* verewigt.

Ab 1740 wandte er sich mehr und mehr dem Schaffen der Oratorien zu. Erste Werke dieser Gattung hatte er bereits in Italien geschrieben und die für Hamburg geschriebene Brockes-Passion war bereits in den ersten Londoner Jahren entstanden. Sein "Messias", für Dublin innerhalb von nur drei Wochen komponiert, wurde 1742 das erste Mal in London aufgeführt und sollte zu einem Standardwerk der überall blühenden Chorvereine und zu einer "zweiten Nationalhymne" werden. Das Werk wurde als „vollendetes Musikstück“ überschwänglich gefeiert. Es veranlasste Händel wohl dazu, ab 1742 alljährlich zur Fastenzeit meist neu komponierte Oratorien im Covent Garden Theatre zu geben, was ihm nun erneut großen Beifall einbrachte.

Außerdem trat er wieder als Organist in Erscheinung. Man sprach und schrieb auch viel von seiner Improvisationsgabe. Wegen äußerer Konkurrenz im Opernbereich, finanziellen Schwierigkeiten und weil er gesundheitlich angeschlagen war, nahm er in der Folgezeit immer mehr Oratorien wie „Ode for St. Cecilia’s Day“, „Saul oder Israel in Egypt“ ins Repertoire des Covent Garden Theatre auf. Zudem bereicherten eigene Orchesterwerke und Konzertkompositionen die Oratorienaufführungen. Händel schrieb in seinem Leben 25 Oratorien, 16 davon nach 1740.

1743 entstand das "Dettinger Te Deum" zur Feier des Sieges König Georgs II. über die Franzosen, zum Aachener Frieden 1748 link* komponierte er die "Feuerwerksmusik". Während der Arbeit an seinem Oratorium "Jephta" 1750 begann er zu erblinden. Acht Jahre später starb Händel in London, beigesetzt wurde er in Westminster Abbey, der Grabstätte der englischen Monarchen und vieler britischer Dichter und Denker. 3.000 Menschen nahmen an der Beisetzung teil. Er hinterließ ein umfangreiches Werk, darunter 42 Opern und 25 Oratorien (sein Gesamtwerk umfasst über 600 Stücke), außerdem ein gewaltiges Vermögen von etwa 20.000 Pfund Sterling, das mangels eigener Nachkommen seine Nichte in Halle erbte.



"Händels Figur war groß; und er war etwas untersetzig, stämmig und unbehülflich in seinem Anstande; sein Gesicht aber ... war voller Feuer und Würde, und verrieth Geistesgröße und Genie."
(Charles Burney/Eschenburg 1785)

"Händel ist der größte Componist, der je gelebt hat ... Ich würde mein Haupt entblößen und auf seinem Grabe niederknien!"
(Ludwig van Beethoven 1823)

"Die Fülle und Herrlichkeit dieser Musik-Majestät sind unbestritten."
(Franz Liszt 1857)

"Ein grosser Künstler, wie die Welt ihrer wenige kennt, war hier geboren worden."
(Carl Loewe 1870)

"Von Art und Charakter durch und durch ein Deutscher, war er in der Kunst ... ein Weltbürger geworden, ein Europäer ..., der alle künstlerischen Gedanken des Okzidents in sich aufgenommen hat."
(Romain Rolland 1910)

 
 

Lebenslauf in Daten

23. Februar 1685 in Halle, als Sohn des Wundarztes Georg Händel geboren.
1692 Der kleine Händel lernt heimlich das Clavichordspiel. Beginn der musikalischen Ausbildung
1695 Erste eigene Kompositionen
1697 Tod des Vaters
1698-1700 Besuch der Lateinschule in Halle
1702-1703 Als Student der Jurisprudenz an der Universität Halle immatrikuliert, gleichzeitig als Hilfsorganist tätig
1703-1706 Händel an der Hamburger Oper. In diese Jahre fallen die ersten Opernkompositionen: Aufführung seiner Opern Almira, Nero, Florindo und Dafne. Schon 1704 wird die Johannespassion aufgeführt
1706-1710 Händel in Italien. Aufenthalte in Florenz, Rom, Neapel, Venedig. Komponiert u.a. das Oratorium La Resurrezione, Il Trionfo del tempo e del disinganno, ital. Kantaten, die Serenata Acis und Galatea und die Oper Agrippina
1710 Händel wird zum Hofkapellmeister in Hannover ernannt. Ende des Jahres reist er nach London weiter
1711 Aufführung der Oper Rinaldo in London. Sommer, Rückkehr nach Hannover. Besuch in Halle
1712 Zweiter Besuch in London, wohin Händel nun ganz übersiedelt
1713 Aufführung der Oper Teseo in Queen's Theatre in London. Anlässlich der Feier des Utrechter Friedens wird Händels Te Deum in der St. Pauls Kathedrale aufgeführt
1714 Kurfürst Georg Ludwig kommt als Georg I. auf den englischen Thron
1716 Besuch in Deutschland: Dresden, Hamburg, Ansbach und Halle
1717-1720 Im Dienst des Grafen Carnarvon, der 1719 Herzog von Chandos wird. Aufenthalt in Cannons
1719-1728 Händel leitet mit mehr oder minder Glück die neugegründete Royal Academy of Music, ein Opernunternehmen für italienische Opern
1720 Aufführung der Oper Radamisto. Cembalosuiten veröffentlicht
1721 Aufführung der Opern Muzio Scevola und Floridante
1723 Es folgen die Opern Ottone und Flavio. Händel kauft das Haus in der Brook Street
1724 Die Opern Giulio Cesare und Tamerlano aufgeführt
1726 Händel wird als britischer Untertan naturalisiert
1727 Anlässlich der Krönung König Georg II. wird Händels Coronation Anthem aufgeführt
1728 Aufführung der Opern Siroe und Tolomeo. Die Royal Academy wird aufgelöst. Händel leitet mit Heidegger eine neue Akademie
1729 Händels erneute Kunstreise nach Italien. In Florenz, Mailand, Venedig, Rom. Rückkehr nach London über Halle. 2. Dez. Aufführung von Händels Lotario
1730 Tod der Mutter in Halle
1732 Oratorium Esther neu aufgeführt
1733 Das zweite Opernunternehmen wird aufgelöst. Händel hatte seit 1730 seine Opern Partenope, Poro, Ezio, Sosarme und Orlando dort aufgeführt. Oratorium Deborah, in Oxford Athalia aufgeführt
1734 Händel beginnt ein drittes Opernunternehmen. Aufführung der Oper Arianna
1735 Weitere Opern entstehen, Oratorien und Orgelkonzerte kommen zur Aufführung
1736 Das Alexander-Fest und Atalanta vollendet
1737 Aufführung der Opern Arminio, Berenice, Giustino. Nach einem Schlaganfall unterzieht sich Händel einer Gewaltkur in Aachen und wird geheilt
1738 Die Opern Faramondo und Serse aufgeführt. Die Oratorien Saul und Israel in Ägypten komponiert. Das dritte Opernunternehmen geht zu Ende
1739 Concerti grossi komponiert und publiziert
1741 Händels letzte Oper Deidamia aufgeführt. 8. April. Händel gibt ein Benefizkonzert. Sommer. Der Messias entsteht
1741-1742 Reise nach Irland. Aufenthalt in Dublin
1742 Erste Aufführung des Messias in Dublin
1743 Das Oratorium Samson in London aufgeführt. Das Dettinger Tedeum
1744-1745 Aufführung der Oratorien Joseph, Semele, Belsazar, Hercules
1746 Aufführung des Occasional Oratory
1747 Judas Maccabaeus wird aufgeführt
1748-1749 Die Oratorien Alexander Balus, Josua, Solomon, Susanna werden aufgeführt
1749 Musik zum Feuerwerk zur Feier des Friedens von Aachen
1750 Aufführung von Theodora. Letzter Besuch in Deutschland. Erstes Testament
1751 Beginn der Erblindung Händels; Das Oratorium Jephta vollendet
1752 Erfolglose Augenoperation. Fortführung der Oratorien und Orgelkonzert
1757 Das Oratorium Il trionfo del tempo umgearbeitet
1759 Letzte Messias-Aufführung in Anwesenheit Händels. 14. April - Händel stirbt. 20. April - Beisetzung in Westminster Abbey

         

 

 
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