Heinrich Heine

 

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Lebenslauf in Worten


Heinrich Heine wurde am 13. Dezember 1797 als Sohn eines jüdischen Kaufmanns Samson Heine und dessen Frau Betty in Düsseldorf geboren. Nach der Kinderschule besuchte Harry ab 1803 eine israelitische Privatschule. Nachdem im Juni 1804 eine neue kurfürstliche Verordnung erlassen wurde, nach der jüdische Kinder auch christliche Schulen besuchen durften, wechselte er im August in eine der städtischen Grundschulen. Er  kam 1807 auf das Düsseldorfer Lyzeum. Bereits in diesen Jahren entstanden seine ersten Gelegenheitsgedichte.

1814 endete die Zeit der Schulausbildung und der Vater beschloss, dass der Sohn auch Kaufmann werden soll. Heine ging nach Frankfurt, zur Vahrenkampschen Handelsschule, wo er statt Rechnungen Gedichte schrieb. Nach zwei Monaten war er wieder in Düsseldorf. Danach schickte ihn der Vater nach Hamburg zum Onkel Salomon Heine, der Bankhausbesitzer, Millionär und einer der angesehensten Bürger der Stadt war. In Hamburg absolvierte  Heine eine kaufmännische Lehre und litt unter der unerwiderten Liebe zu seiner Kusine Amalie. Im Jahr 1817 druckte die Zeitschrift "Hamburgs Wächter" mehrere seiner Gedichte unter dem Pseudonym Sy. Freudhold Riesenharf, das eine Verdrehung der Worte "Harry Heine. Düsseldorf" bildete. 1818 gab ihm der Onkel das Geld für ein eigenes Geschäft, das Kommissionsgeschäft in englischen Manufakturwaren Harry Heine & Co.,  das 1819 pleite ging. Der Onkel gab ihm Geld für das Jurastudium.

Heine ging an die Universität nach Bonn, hörte dort begeistert August Wilhelm Schlegel und seine Ausführungen zur Romantik und kam mit freiheitlich-revolutionären Ideen der Burschenschaften in Berührung. 1819 setzte er sein Studium in Göttingen fort, wurde aber bald wegen eines Duells von der Universität  exmatrikuliert. 1821 ließ er sich in Berlin immatrikulieren und erlangte bald Zutritt zum Salon von Rahel Varnhagen link*, die für Heine die "geistreichste Frau des Universums" war. Außer diesem Salons, wo er Humboldt, Hegel, Bettina von Arnim link*, Chamisso link* und Fouqué  kennen lernte, verkehrte er in der Weinstube Lutter & Wegener, in der Heine mit Grabbe, E. T. A. Hoffmann und der Schauspieler Devrient link* Bekanntschaft machte. Er nahm auch Kontakt zu Professor Gubitz auf, der die Zeitschrift "Der Gesellschafter" herausgab. In den folgenden drei Ausgaben erscheieen dort regelmäßig Werke von Heine, die ihn rasch bekannt machten.  1822 fand der erste Band seiner Gedichte freundliche Aufnahme beim Publikum.

Erneut musste Heine wegen einer Duellaffäre die Universität verlassen. Nach einer Reise nach Polen setzte er das Studium 1824 in Göttingen fort, 1825 promovierte er schließlich zum Dr. jur. Da Heine wegen seiner jüdischen Abstammung oft leiden musste, entschloss er sich zur Konversion zum Protestantismus und nannte sich ab dieser Zeit Christian Johann Heinrich Heine.

1825/27 erschienen seine ersten Bücher:  „Die Harzreise“, der erste Teil der „Reisebilder“, das „Buch der Lieder“ und der zweite Teil der „Reisebilder. In diesen Werken setzte er sich mit den aktuellen politischen und literarischen Verhältnissen in Deutschland humoristisch-kritisch auseinander, sie  fanden beachtliche Resonanz und begründeten Heines Ruf als Schriftsteller. Im „Buch der Lieder“ war schon das Spannungsfeld spürbar, das für seine Lyrik insgesamt typisch werden sollte: der Widerstreit von „romantischer” Sentimentalität und ihrer Überwindung in der Ironie, das nahtlose Nebeneinander von Leidenschaft und Zynismus, hellsichtiger Zeitanalyse und sozialer Utopie, gedanklicher Klarheit und sprachlicher Musikalität. Vor allem die letztgenannte Qualität hatte viele Komponisten zu Vertonungen von Heines Gedichten  bewogen, von Franz Schubert bis Gustav Mahler link*.

 In diese Jahre fiel auch das Verbot des ersten Teils der „Reisebilder“ in Österreich und in den Rheinprovinzen. Kurze Zeit arbeitete Heine als Redakteur für Cottas link* „Neue Allgemeine Politische Annalen“ in München, bewarb sich dort vergeblich um eine Professur. In diese Zeit fielen auch  einige Reisen nach Italien, England und einige Aufenthalte auf Norderney.

Von 1827 bis 1831 lebte Heine in England und Italien, wie auch in verschiedenen Gegenden Deutschlands. In dieser Zeit verfasste er die Reiseskizzen, die zusammen mit der „Harzreise“ vier Bände seiner „Reisebilder“ (1826-1831) ergeben. In diesen und anderen Prosawerken und mehr noch in seinen journalistischen Arbeiten wurde zunehmend Heines Sympathie für die demokratischen Ideen der Französischen Revolution greifbar. Heine erwies sich als unbestechlicher Beobachter der politischen Verhältnisse; seine Kritik richtete sich in erster Linie gegen das überalterte Feudalsystem der deutschen Königreiche und Duodezstaaten, bevorzugt dort, wo er selber als Publizist die Willkür obrigkeitlicher Zensur zu spüren bekam. Heine blieb sein Leben lang ein Opfer der Zensoren, und sein Verleger Julius Campe link* in Hamburg musste immer wieder alle Raffinesse aufbieten, damit neue Bücher Heines veröffentlicht wurden.

1830 befand sich Heine auf Helgoland, als ihn die Nachricht von der Julirevolution in Frankreich erreichte. 1831 begab er sich nach Paris, ins freiwillige Exil. Paris war für Heine "das neue Jerusalem, und der Rhein ist der Jordan, der das geweihte Land der Freiheit trennt von dem Lande der Philister." Nur zweimal noch sollte er nach Deutschland zurückkehren, 1843 und 1844. In Paris bemühte sich Heine in seinen Schriften um eine Verständigung zwischen Frankreich und Deutschland. Auch wenn er Deutschland manchmal fast hasste - insgeheim liebte er es zeitlebens.  In Frankreich lebte er von seinen Einkünften als Journalist und freier Schriftsteller und von seinen Mäzenen: dem Baron Rothschild link* und, bis zu dessen Tod 1844, von seinem Onkel Salomon in Hamburg. 1835 setzte der Deutsche Bund Heines Schriften auf den Index der verbotenen Bücher, was seine finanzielle Situation bedeutend beeinträchtigte.   

1844 erschienen die „Neuen Gedichte“ (darin „Deutschland. Ein Wintermärchen), die in Preußen sofort beschlagnahmt, in den übrigen Teilen Deutschlands verboten wurden. „Deutschland. Ein Wintermärchen“, seine wohl bekannteste politische Satire, wurde durch eine Reise von Paris nach Hamburg angeregt und aus der Sicht des Exilanten bissig-pointiert das Deutschland zur Zeit der Restauration link* kommentiert. 1847 folgte die erweiterte Fassung von „Atta Troll. Ein Sommernachtstraum, in Österreich verboten, und 1851 „Romanzero, in Preußen, Bayern und Österreich ebenfalls verboten. Offizielle Anerkennung fand er nur in Frankreich. Heine lernte in Paris auch Karl Marx kennen und schätzen. 1835 gewährte ihm die französische Regierung eine Pension, die bis 1848 ausgezahlt wurde.

Heine lernte in Paris Crescentia Eugénie Mirat kennen, von ihm Mathilde genannt, die er 1841 heiratete. Das Mädchen war unwissend und ungebildet, launisch, ungezügelt, temperamentvoll, herrisch, aber es war die Frau, die Heine eifersüchtig liebte und die ihm ihre kindliche Liebe schenkte, auch während der langen Jahre in seiner „Matratzengruft“.

1832 erschienen die ersten Lähmungserscheinungen an zwei Fingern, das Augenleiden, und schließlich, immer häufiger, Magen- und Darmstörungen. 1848 wurde daraus eine Rückenmarkschwindsucht, mutmaßlich syphilitischen Ursprungs. In seiner Wohnung in der Rue d'Amsterdam lag er auf einem halben Dutzend aufeinandergeschichteter Matratzen, in einem „Grab ohne Ruhe“. Acht Jahre lang lag er dort, Opiate und Morphium linderten ein wenig die Schmerzen. Er konnte kaum noch sprechen, kaum kauen und schlucken, geschweige schon gehen. Geistig ungebrochen schrieb er weiterhin Artikel für die "Allgemeine Zeitung" und literarische Werke. Viele Freunde und Bekannte besuchten ihn am Totenbett, zu ihnen gehörten Hebbel link*, Laube link*, Alexandre Dumas, Théophile Gautier link*, George Sand link* oder Gérard de Nerval link*. Am 17. Februar 1856 starb Heinrich Heine infolge einer Hirnhautentzündung und wurde drei Tage später auf dem Friedhof von Montmartre beigesetzt.

100 Jahre später wurden seine Werke in Deutschland als „jüdisch entartet” während der Bücherverbrennung auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Der 1950 vom Kultusministerium der DDR gestiftete Heinrich-Heine-Preis wurde an Stefan Heym link*, Hermann Kant link*, Christa Wolf link*, Volker Braun link*, Ulrich Plenzdorf link*, Luise Rinser link* und Hans Magnus Enzensberger link*  vergeben. Die Universität seiner Geburtsstadt Düsseldorf ist nach Heinrich Heine benannt. Zum 200. Geburtstag des Dichters 1997 kam eine Opernfassung des vom jungen Heine 1823 veröffentlichten Liebesdramas „William Ratcliff“, nach den Worten des Dichters ein Resümee seiner „poetischen Sturm- und Drangperiode”, in Düsseldorf auf die Bühne.



Dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen.


Der gemeine Mann muss eine Dummheit haben, worin er sich glücklich fühlt, und er fühlt sich glücklich in seiner Dummheit.


Die Herrlichkeit der Welt ist immer adäquat der Herrlichkeit des Geistes, der sie betrachtet. Der Gute findet hier sein Paradies, der Schlechte geniesst schon hier seine Hölle.


Die Kunst des schönen Gebens wird in unserer Zeit immer seltener, in demselben Maße, wie die Kunst des plumpen Nehmens, des rohen Zugreifens täglich allgemeiner gedeiht.


Der Engländer liebt die Freiheit wie sein rechtmäßiges Weib, er besitzt sie ... Der Franzose liebt die Freiheit wie seine erwählte Braut. Er glüht für sie, er flammt. Der Deutsche liebt die Freiheit wie seine alte Großmutter.

 
 

Aus meinen großen Schmerzen
Mach ich die kleinen Lieder;
Die heben ihr klingend Gefieder
Und flattern nach ihrem Herzen.

Sie fanden den Weg zur Trauten;
Doch kommen sie wieder und klagen,
Und klagen, und wollen nicht sagen,
Was sie im Herzen schauten.

 
 

Ich hab im Traum geweinet,
Mir träumet, du lägest im Grab.
Ich wachte auf, und die Träne
Floß noch von der Wange herab.

Ich hab im Traum geweinet,
Mir träumt', du verließest mich.
Ich wachte auf, und ich weinte
Noch lange bitterlich.

Ich hab im Traum geweinet,
Mir träumte, du bliebest mir gut.
Ich wachte auf, und noch immer
Strömt meine Tränenflut.

   

Lebenslauf in Daten

13. Dezember 1797 Harry Heine in Düsseldorf als Sohn des Handelsmannes Samson Heine und seiner Frau Elisabeth van Geldern geboren
1807-1814 Besuch des Düsseldorfer Lyzeums, geleitet von katholischen Geistlichen
1811 Heines Erlebnis vom Einzug Napoleons in Düsseldorf
1815 In Frankfurt als Lehrling beim Bankier Rindskopf
1816 Heine wird nach Hamburg geschickt, wo er in das Bankgeschäft Heckscher & Co. eintritt, dessen Inhaber sein Onkel Salomon Heine ist.  Liebe zu Salomons Tochter Amalie
1818-1819 Der Onkel richtet Heine eine Kommissionsgeschäft ein: Harry Heine & Co.,das aber bei der kaufmännischen Untüchtigkeit des jungen Inhabers in Kürze Bankrott macht
1819 Heines Rückkehr aus Hamburg nach Düsseldorf Onkel Salomon gewährt seinem Schützling die Mittel zu einem dreijährigen juristischen Studium in Bonn, das er um zwei weitere Jahre verlängert
1819-1820 Heine studiert zwei Semester in Bonn, hört vor allem allgemeine Vorlesungen, angezogen besonders von August Wilhelm Schlegel
1820 Umzug der Mutter und Geschwister von Düsseldorf nach Hamburg, später in Lüneburg und wieder in Hamburg
1820-1821 Heine zum Wintersemester in Göttingen, das er mit dem Consilium abeundi (wegen eines Duells) am 23. Januar 1821 abbrechen muss
1821-1823 Heine wendet sich nach Berlin und wird dort am 4.April 1821 immatrikuliert. Er verkehrt in den Salons von Karl August und Rahel Varnhage van Ense (Levin) und der Elisabeth von Hohenhausen und wird zugleich eifriges Mitglied des Vereins für Kultur und Wissenschaft der Juden. Bekanntschaft mit Hegel, Chamisso u.a.
1822 Reise nach Polen
1823 Ende der Berliner Zeit; nach Lüneburg, Hamburg und Cuxhaven
1824 Heine zum zweitenmal - jetzt zum Abschluss seines Studiums in Göttingen immatrikuliert. Reise nach Berlin. Im Herbst Wanderung über den Harz. Die "Harzreise" entsteht Heine bei Goethe in Weimar
1825 Übertritt zum Protestantismus, Taufe in Heiligenstadt auf den Namen Christian Johann Heinrich. Heine besteht sein juristisches Examen und promoviert bei Hugo in Göttingen anschließend nach Norderney, Lüneburg und Hamburg
1826 Beginn der Verlagsbeziehungen mit Hoffman und Campe, Hamburg Sommerreise von Hamburg nach Cuxhaven und Norderney, anschließend in Lüneburg
1827 Heine wieder in Hamburg. Er macht eine Reise durch England. DasBuch der Lieder erscheint. Im Herbst Übersiedlung nach München, wo er vorübergehend Redakteur an Cottas "Neuen Allgemeinen Politischen Annalen" ist
1828 Bis Mitte des Jahres in München, dann Reise nach Italien. Tod des Vaters; Rückkehr Heines nach Hamburg
1829 Heine in Hamburg und Berlin bzw. Potsdam, auf Helgoland und wieder in Hamburg
1830 Heine lebt in Hamburg bzw. Wansbeck, erneute Reise nach Helgoland
1831 Heine begibt sich nach Paris, wo er dauernden Wohnsitz nimmt und als Korrespondenz der "Allgemeinen Zeitung" und französischer Journale seinen Unterhalt verdient. Bekanntwerden mit Balsac, Berlioz, Chopin, Dumas, Victor Hugo, Liszt, Nerval, George Sand u.a.
1832 Tod Goethes, Hambacher Fest
1834 Heine lernt Mathilde, seine spätere Frau, kennen
1835 Der deutsche Bundestag verbietet die Schriften des Jungen Deutschland, auch Heines Bücher werden verboten. Die französische Regierung gewährt ihm eine Pension. Heine lässt seine Bücher in Deutschland weiterdrucken.
1841 Heine heiratet in Saint-Sulpice Crescentia Eugenie (Mathilde) Mirat
1843 Herbstreise nach Hamburg, erster Besuch seit 1831. Ende des Jahres in Paris Bekanntschaft mit Marx.
1844 Zweiter und letzter Besuch in Hamburg. In den Neuen Gedichten erscheint "Deutschland. Ein Wintermärchen". Heines Onkel Salomon stirbt. Beginn des Erbschaftstreites
1848 Heine erkrankt an der Rückenmarkschwindsucht und ist in kurzer Zeit an seine Matrazengruft gefesselt
1851 Heines zweites Testament (das erste wurde 1846 niedergeschrieben).
1855 Kurz vor seinem Tode Freundschaft mit Mouche, seiner letzten Liebe
17. Februar 1856 Heinrich Heine in Paris  gestorben. 20. Februar: Beerdigung auf dem Montmartre-Friedhof

         

 

 
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Концепция модуля разработана в ноябре 2009 года в рамках проекта " Виртуальная кафедра немецкой филологии"
2009-2011 А.Л.Сотникова, Л.И.Подгорная
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