Friedrich Wilhelm Christian Carl Ferdinand Freiherr von Humboldt wurde am 22. Juni 1767 als Sohn eines Offiziers in Potsdam geboren. Wilhelm und sein später ebenso berühmter Bruder Alexander konnten eine Ausbildung bei angesehenen Privatlehrern erhalten. Als Wilhelm zwölf Jahre alt war, starb sein Vater und der Junge zog sich in die Welt der Bücher zurück. Durch das stundenlange Lesen fand er Geschmack an Literatur und Wissenschaft. Einer seiner Lehrer war Johann Heinrich Campe link*. Er gehörte der Bewegung der Philanthropen an, die im Geiste der Aufklärung link* nach neuen Wegen in der Erziehung der jungen Menschen suchten. Jahre später, 1789, begleitete Campe seinen ehemaligen Zögling auf eine Bildungsreise nach Paris.
Wie die meisten Offizierssöhne studierte auch Wilhelm von Humboldt die Rechtswissenschaften, aber der Bereich der Sprachwissenschaft interessierte ihn immer mehr. Er besuchte die Vorlesungen des bekannten Philologen Christian Gottlob Heyne link*. Die Sprachleidenschaft begleitete Wilhelm von Humboldt sein ganzes Leben. Er beschäftigte sich mit insgesamt 32 Sprachen und beherrschte Französisch, Englisch, Italienisch, Latein, Griechisch und in geringerem Maße Spanisch. Er untersuchte das Baskische, das Sanskrit und Kawi, eine Südseesprache. Er wollte wissen, welchen Einfluss die Sprache auf die Denkweise der Menschen hat. Nach einem Semester in Frankfurt bezog er für drei Semester die Universität Göttingen, studierte klassische Philologie und Naturwissenschaften bei Lichtenberg, setzte sich mit Kant auseinander und schloss Freundschaft mit August Wilhelm Schlegel und Friedrich Heinrich Jacobi.
Als einem Offizierssohn war ihm eine Laufbahn als Staatsdiener vorbestimmt. So trat er 1790 in Berlin in den preußischen Staatsdienst ein. Im selben Jahr heiratete er Caroline von Dacheröde. 1791 verließ er auf eigenen Wunsch den Dienst und lebte in den folgenden Jahren auf den Familiengütern seiner Frau in Thüringen, dort trat er in nähere Beziehung zu Goethe und Schiller. Drei Jahre später ging er nach Jena, wo er als kritischer Berater und Mitarbeiter Schillers, später auch Goethes wirkte.
Im Jahr 1802 gelang es ihm, seine privaten Interessen mit den gesellschaftlichen Erwartungen zu verbinden. Er wurde auf seine Bewerbung hin zum Gesandten Preußens am Heiligen Stuhl in Rom link* berufen, ein Amt im Auftrag des preußischen Staates, das eher kultureller als politischer Art war. Er befasste sich hier neben dem Erlernen neuer Sprachen auch mit den amerikanischen Indianersprachen und mit Übersetzungen aus dem Griechischen. Humboldts Residenz in der Villa Gregoriana ist der Treffpunkt der Künstler- und Gelehrtenkolonie.
Später wurde er mit der Leitung der Sektion für Kultur und Unterricht im Preußischen Innenministerium beauftragt. Humboldt begründete eine Lehrerausbildung, die "pädagogische Kandidatur". Zum ersten Mal gab es nun an öffentlichen Schulen weltliche Lehrer mit einer staatlichen Ausbildung. Um den Zustrom auf die Universitäten zu stoppen, führte er an den Gymnasien das Abiturexamen ein, das bis heute beibehalten wurde. Sein Ziel war die Ausbildung aller Fähigkeiten jedes einzelnen Menschen. Er forderte eine strikte Trennung von allgemeiner Menschenbildung und fachlicher Berufsbildung.
1811 wurde er als Gesandter nach Wien geschickt und bewirkte den Beitritt Österreichs zur Koalition gegen Napoleon. In den Jahren 1813 bis 1815 übernahm er diplomatische Aufgaben bei der politischen Vorbereitung der Befreiungskriege und wirkte auf dem Wiener Kongress als Zweiter Gesandter Preußens an der Gestaltung der europäischen Nachkriegsordnung mit. Von 1815 bis 1819 war er nacheinander preußischer Bevollmächtigter auf dem Bundestag in Frankfurt-am-Main, Vorsitzender einer Steuerreform-Kommission und preußischer Gesandter in London.
Als Minister für ständische Angelegenheiten kehrte er 1819 nach Berlin zurück. In demselben Jahr wurden die Karlsbader Beschlüsse link* erlassen, die die Meinungs- und Pressefreiheit stark einschränkten. Humboldt protestierte und wurde aller Ämter enthoben. Wilhelm von Humboldt zog auf den Familiensitz nach Tegel, reiste 1828 zeitweilig nach Paris und London und widmete sich bis zu seinem Tod sprachwissenschaftlichen Forschungen. Wilhelm von Humboldt starb am 8. April 1835 in Berlin-Tegel.