Immanuel Kant

 

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Lebenslauf in Worten


Immanuel Kant wurde am 22. April 1724 in Königsberg als viertes von neun Kindern des Sattlermeisters Johann Georg Kant geboren. In den Familien beider Eltern waren die Berufe des Ledergewerbes (Färber, Gerber, Sattler, Kürschner, Schuhmacher) häufig vertreten. Immanuel Kant hat sein Elternhaus zeitlebens günstig beurteilt. Besonders die Mutter, die als für ihre Zeit und Verhältnisse ungewöhnlich gebildete Frau beschrieben wird, hatte den jungen Immanuel geprägt.

Wenn an Kant später Eigenschaften wie Ruhe, Heiterkeit, innerer Frieden und gelassenes Selbstbewusstsein als Grundzüge seines Charakters beobachtet wurden, so hatte er sie den Eltern zu verdanken. Kant erinnerte sich immer „mit inniger Rührung“ und Dankbarkeit an die Erziehung, „die von der moralischen Seite betrachtet gar nicht besser seyn konnte“. Die Eltern, die seine Begabung erkannten, förderten seine Schulbildung und sorgten dafür, dass er von der Vorstädtischen Hospitalschule 1732 auf das Fridericianum kam. An das strenge religiöse Reglement, das dort im Gegensatz zum Elternhaus herrschte, hat sich Kant allerdings noch im Alter nicht ohne „Schrecken und Bangigkeit“ erinnert.

Die Mutter starb 1737, als Immanuel 13 Jahre alt war. Im Alter von 16 bestand er 1740 die damals übliche Zulassungsprüfung und begann sein Studium an der Albertina, der Königsberger Universität. Den Schwerpunkt legte er auf Mathematik, Philosophie und die lateinischen Klassiker. Die erste Schrift, die in der Studienzeit entstand, zeigte ein überraschendes Selbstbewusstsein des 22jährigen Menschen. Als Student liit Kant oft an Geldmangel. Zum Glück beherrschte er Billard und Kartenspiele, seine einzigen Hobbys, so gut, dass er damit in den Kaffeehäusern Königsbergs ein bisschen Geld verdienen konnte. 1746, kurz vor dem Abschluss des Studiums, starb auch sein Vater. Kant ging als Hauslehrer zuerst bis 1751 zu dem reformierten Prediger Daniel Andersch in Judtschen bei Gumbinnen, dann bis 1753 zu dem Gutsbesitzer Major Bernhard Friedrich von Hülsen auf Groß-Arnsdorf bei Mohrungen.

1755 erschien anonym Kants an Newton link* orientierte „Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels“, die so gut wie unbekannt blieb. Im Juni desselben Jahres  promovierte Kant, bereits im September erfolgte seine Habilitation, außerdem erschienen drei kleinere naturwissenschaftliche Abhandlungen, die durch das Erdbeben in Lissabon link* veranlasst waren. 1756 reichte Kant seine dritte Dissertation ein, die nach einer Verordnung Friedrichs II. für ein Extraordinariat verlangt wurde. Sowohl mit der Plötzlichkeit als mit der Breite seines akademischen Auftritts überraschte Kant seine Umgebung.  

Bereits im Wintersemester 1755/56 begann Kant seine Vorlesungen als Privatdozent. Das Interesse war so groß, dass selbst Vorhaus und Treppe mit einer unglaublichen Menge von Studierenden angefüllt waren. Kant las über Logik, Metaphysik, Ethik, Mathematik, Physik, Naturrecht, philosophische Enzyklopädie, Anthropologie und Pädagogik, manchmal auch über Mechanik und Theologie. Wegen seiner Persönlichkeit, seines Charmes und seines sprühenden Witzes wurde Kant geschätzt und avancierte bald zum Liebling der Königsberger Gesellschaft. Die russische Okkupation Königsbergs von 1758 bis August 1762 brachte eine Zeit ungewöhnlicher Liberalität in die Stadt. Der Privatdozent Immanuel Kant war an dem munteren Treiben in den Privathäusern, im Theater und in den Offizierskasinos beteiligt und bekam dabei den Ehrentitel „eleganter Magister“.

Bis zum Ende der russischen Okkupation 1762 veröffentlichte Kant nichts, dann aber setzte eine hektische Produktionsphase der ein, bei der er sich der Logik, Metaphysik und Ethik zuwandte. Die Veröffentlichungen machten ihn in ganz Deutschland bekannt. Kant, der sich 1755 und 1756 um eine Professur für Logik und Metaphysik bemüht hatte und trotz seiner Qualifikation abgelehnt war, bekam 1764 die Professur für Dichtkunst an der Albertina angeboten, lehnte aber ab, weil das nicht sein Bereich war. Erst 1766, als er schon 41 Jahre alt war, erhielt er eine Stelle als Hilfsbibliothekar an der Königlichen Schlossbibliothek, ein Amt, das er bis 1772 gewissenhaft ausübte. 1769 folgte der Ruf auf den neugeschaffenen Lehrstuhl für Logik und Metaphysik an der Universität Erlangen, den Kant ebenso ablehnte wie  auch den Ruf nach Jena wenige Monate später. 1770 erhielt er die gewünschte ordentliche Professur für Logik und Metaphysik an der Universität Königsberg.

Der Antritt, der eine weitere Dissertation und deren öffentliche Verteidigung verlangte, fand unter der begeisterten Anteilnahme seiner Studenten statt. Beim Versuch, die Dissertation von 1770 zu überarbeiten und die darin übriggebliebenen Probleme zur völligen Deutlichkeit zu bringen, verstrickte sich Kant immer tiefer in einen Reflexionsprozess, der ihn zehn Jahre seines Lebens beschäftigte und am Ende sein Hauptwerk, die „Kritik der reinen Vernunft“, hervorbrachte.

Der quälende Überarbeitungsprozess veränderte sein Leben. Er reduzierte die Wochenstunden seiner Vorlesungen, zog sich zurück, verzichtete auf Veröffentlichungen. Als das Buch 1781 erschien, erhielt es jahrelang kein Echo.  Man verstand das Buch wegen seiner unüberwindliche Dunkelheit nicht. Kant versuchte zuerst den Beschwerden abzuhelfen und  veröffentlichte 1783 mit den „Prolegomena“ eine, wie er meinte, besser verständliche Erläuterung seines Hauptwerkes. Dann ging er an die weitere Ausarbeitung des Gesamtsystems seiner kritischen Philosophie, 1785 erschien die „Grundlegung zur Metaphysik der Sitten“ (der späteren „Kritik der praktischen Vernunft“), 1790 die „Kritik der Urteilskraft“. Er sah sich gezwungen, die „Kritik der reinen Vernunft“ gegen alle Angriffe zu verteidigen, und antwortete 1790 mit der Schrift „Über eine Entdeckung, nach der alle neue Kritik der reinen Vernunft durch eine ältere entbehrlich gemacht werden soll“.

In der "Kritik der reinen Vernunft" untersuchte Kant, was menschliches Erkennen ist. Von einem in seinem eigentlichen Sein nicht erkennbaren "Ding an sich" strömt etwas Undefinierbares aus. Kant ging also davon aus, dass alles Erkennen aus zwei Quellen gespeist wird: die Inhalte werden sukzessiv von außen gewonnen, die Formen aber, in denen diese Erfahrungen bewusst werden, stammen aus dem überindividuellen menschlichen Geist. Mit der Ethik befasste er sich in der "Kritik der praktischen Vernunft". Kant war überzeugt, dass der Mensch einerseits durch die Vernunft weiß, was er soll, aber die Freiheit hat, es zu tun oder nicht. Das Prinzip der Sittlichkeit fasste er im kategorischen Imperativ zusammen: "Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde."

Außerdem veröffentlichte er in der 1783 gegründeten „Berlinischen Monatsschrift“ bis 1796 jährlich mindestens einen Artikel. 1786, nach dem Regierungsantritt von Friedrich Wilhelm II., wurde Kant Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Berlin und erhielt 1789 als Zeichen der „wahren Zufriedenheit“ des Monarchen eine beachtliche Gehaltszulage. 1792 ereilte ihn aber zum ersten Mal die Zensur. Kant verzichtete vorläufig auf weitere religionsphilosophische Äußerungen und veröffentlichte 1795 „Zum ewigen Frieden“, den utopischen Entwurf eines Völkerbundes, die einzige seiner Schriften, die sofort vergriffen war und wenigstens für kurze Zeit populär wurde.  1796 hielt Kant seine letzten Vorlesungen und zog sich ins Privatleben zurück. Seine letzten Jahre waren von zunehmenden Alterserscheinungen begleitet, doch versuchte er noch bis zum Ende des Lebens zu schreiben. Er starb am 12. Februar 1804 in Königsberg.



Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: Der bestirnte Himmel über mir, und das moralische Gesetz in mir.

Handle so, dass du die Menschheit sowohl in deiner Person, als auch in der Person eines jeden anderen jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchest.

Der größte Sinnengenuß, der gar keine Beimischung von Ekel bei sich führt, ist, im gesunden Zustande, Ruhe nach der Arbeit.

 
 

"Was will ich?" fragt der Verstand. "Worauf kommt es an?" fragt die Urteilskraft. "Was kommt heraus?" fragt die Vernunft.

Die Erziehung ist das größte Problem und das Schwierigste, was dem Menschen kann aufgegeben werden.

     

Lebenslauf in Daten

22.04.1724 in Königsberg, Ostpreußen, geboren
1732 Gymnasium Fridericianum in Königsberg
1740 Studium der Naturwissenschaften, Mathematik und Philosophie an der Albertina, Universität in Königsberg
1746 Hauslehrer (Hofmeister) bei einer vornehmen Familie in Ostpreußen
1755 Magister der Philosophie, Königsberg
1755 Allgemeine Naturgeschichte und der Himmel
1770 Professur für Logik und Metaphysik, Königsberg
1781 Kritik der reinen Vernunft
1783 Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik
1785 Grundlegung zur Metaphysik der Sitten
1787 Aufnahme in die Berliner Akademie der Wissenschaften
1788 Kritik der praktischen Vernunft
1790 Kritik der Urteilskraft
1793 Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft
1797 Rückzug von den akademischen Lehrtätigkeiten aus gesundheitlichen Gründen
12.02.1804 in Königsberg gestorben

         

 

 
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Концепция модуля разработана в ноябре 2009 года в рамках проекта " Виртуальная кафедра немецкой филологии"
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