Karl der Große

 

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Lebenslauf in Worten


Karl der Große wurde am 2. April 747 als Sohn Pippins des Jüngeren link* und Enkel Karl Martells link* geboren. 751 hatte Pippin den letzten Merowinger link*-König entmachtet und sich selbst zum König wählen lassen. 754 wurde Karl gemeinsam mit seinem Vater und dem inzwischen geborenen Bruder Karlmann von Papst Stefan II. link* zum König gesalbt.  754 und 756 kam Pippin dem Papst in Italien gegen die Langobarden link* zu Hilfe. Ergebnis dieser Feldzüge war die Errichtung des Kirchenstaates. In der Folge konzentrierte sich Pippin auf die Eroberung Aquitaniens, das erst unter Karl dem Frankenreich angegliedert werden konnte, und Karl begleitete seinen Vater auf den meisten seiner Feldzüge.

Vor seinem Tod 768 hatte Pippin sein Reich unter den beiden Söhnen aufgeteilt: Karlmann erhielt die Mittelmeerküste, Burgund und Alemannien, Karl den Rest des Reiches von den Pyrenäen bis nach Thüringen. Das Nebeneinander Karls und Karlmanns war von Feindseligkeit und Misstrauen geprägt. Nach Pippins Tod regierten die beiden Brüder zunächst gemeinsam, doch vereinte Karl nach dem Tod des Bruders 771 das Nachfolgerecht der Söhne Karlmanns und Karlmanns Reichsteil mit seinem eigenen. Der Tod des Bruders öffnete Karl den Weg zur Alleinmacht und zu seinem Aufstieg.

Das Bündnis mit den Langobarden, das Karl 770 durch seine Heirat mit Desiderata, der Tochter des langobardischen Königs Desiderius link* aufzubauen suchte, war nicht von langer Dauer: 771 schickte Karl seine Gattin an den langobardischen Hof zurück. Die Feindseligkeiten zwischen König und Papst auf der einen und den Langobarden auf der anderen Seite brachen erneut aus. 772 bat Papst Hadrian I. link* Karl um Hilfe gegen Desiderius. 773/774 besiegte Karl die Langobarden, eroberte ihre Hauptstadt Pavia und nahm den Titel Rex Langobardorum (König der Langobarden) an. In Rom erneuerte er 774 die Pippinische Schenkung link*, die unter dem Schutz und Einfluss des fränkischen Königs blieb, so dass außer den byzantinischen Gebieten im Süden der Halbinsel ganz Italien unter Karls Herrschaft stand. 

Ab 772 führte Karl über drei Jahrzehnte lang Krieg gegen die Sachsen, den letzten noch heidnischen Germanenstamm. 772 fiel er in ihr Gebiet ein und zerstörte ihr bedeutendstes Heiligtum, das Heiligtum der Irminsul. 774 drangen die Sachsen im Gegenzug ins Frankenreich ein. 775/776 unterwarf Karl die Sachsen in zwei Kriegen und begann mit ihrer Christianisierung. 782 jedoch schlugen die Sachsen das fränkische Heer, woraufhin Karl angeblich 4 500 sächsische Geiseln hinrichten ließ. In Reaktion auf diese Hinrichtungen erhoben sich die Sachsen unter ihrem Herzog Widukind; 783 wurde der Aufstand niedergeworfen, und 785 ließ sich Widukind taufen. Weitere Erhebungen der Sachsen zwischen 792 und 799 scheiterten an den harten Gegenmaßnahmen der Franken. 804 schlug Karl den letzten sächsischen Aufstand nieder und vollendete die kirchliche und verwaltungstechnische Eingliederung des Herzogtums in das Frankenreich.

778 unternahm Karl einen Kriegszug gegen das arabische Spanien, brachte den Norden Spaniens bis zum Ebro unter seine Herrschaft und errichtete hier, zur Sicherung der Grenze gegen die Araber, 795 die Spanische Mark. Den Winter 788 verbrachte Karl in Tassilos ehemalieger Residenzstadt Regensburg. Die explosive Expansion des Frankenreiches war beendet, weitere Militäraktionen richteten sich eher auf Konsolidierung des Erreichten. Im Sommer 789 ritt Karl zum Beispiel in die slawisch besiedelten östlichen Randgebiete seines Reiches, gegen die Sorben und Wilzen.

788 besiegte Karl Herzog Tassilo III. von Bayern link*, der vom Frankenreich unabhängig geworden war, setzte ihn ab, verbannte ihn in ein Kloster und gliederte dessen Herzogtum wieder in das Frankenreich ein. Zwischen 791 und 796 unterwarf er die Awaren link* an der Donau und der Theiß und errichtete zur Sicherung der Ostgrenze die Awarische Mark. 805/806 machte er sich Böhmen tributpflichtig, gliederte es aber nicht in sein Reich ein und nach dem Friedensschluss mit den Dänen 811 war auch die Nordgrenze gesichert.

Als König des Fränkischen Großreiches, der sich um die Ausbreitung des Christentums nach Osten und Norden verdient gemacht hatte, hatte Karl die Vormacht im Abendland inne. Am Weihnachtstag des Jahres 800 krönte ihn Papst Leo III. link* im Petersdom in Rom zum Kaiser, und die Römer bestätigten Karls Kaisertum durch Akklamation. Karls Vertrauter und Biograph Einhard link* berichtete, der König sei von der Krönung überrascht worden, und wenn er davon gewusst hätte, wäre er an diesem Tag nicht in die Kirche gegangen.  

Problematisch war das Verhältnis Karls zum byzantinischen Kaisertum. Erst 812 erkannte Byzanz gegen Zugeständnisse das Kaisertum Karls des Großen an. 813 krönte Karl selbst, ohne die Mitwirkung des Papstes, seinen einzigen noch lebenden Sohn Ludwig den Frommen zum Mitkaiser. Ab etwa 794 war Karls bevorzugte Residenz Aachen. Karls Hof wurde zum Zentrum der Wissenschaften, wo Gelehrte aus ganz Europa zusammenkamen, darunter der Geschichtsschreiber Einhard und der Angelsachse Alkuin link*, dem Karl die Palastschule anvertraute und der die kulturelle Erneuerung unter Rückgriffen auf die Antike förderte. Karl erließ Hunderte von Verordnungen, die so genannten Kapitularien, gesetzliche Bestimmungen zur Verwaltung, Rechtsprechung, zu militärischen, kirchlichen und kulturellen Angelegenheiten. Im Reich wurden diese Kapitularien durch ein effizientes System von Königsboten verbreitet, die gleichzeitig über Vollmachten zu deren Durchsetzung verfügten. Die germanischen Stämme, allen voran die Sachsen, behielten ihre Stammesgesetze weitgehend bei, waren aber auch der Kapitulariengesetzgebung unterworfen.

Bei der Regelung seiner Nachfolge hielt sich Karl an die fränkische Praxis der Reichsteilung. 781 ließ er seine Söhne Pippin und Ludwig zu Unterkönigen von Aquitanien bzw. Italien salben. 806 legte er die Reichsteilung testamentarisch fest, die dann jedoch mit dem Tod seiner beiden älteren Söhne Karl und Pippin hinfällig wurde. Die letzten Jahre Karls waren gepraegt von schweren Schicksalsschlaegen. Er hatte fuer seine Zeit ein extrem hohes Alter erreicht und dies musste er damit bezahlen, dass er seine eigenen Kinder überlebte.  811 war ein schweres Jahr für Karl. Zuerst verstarb der ungeliebte älteste Sohn Karls, Pippin der Bucklige, dann starb Karls designierter Nachfolger, Karl der Jüngere.  Ludwig blieb die einzige Alternative. So wurde der 35-jaehrige aquitanische König 813 an den Aachener Hof gerufen, wo ihn die von Karl einberufene Reichsversammlung als Kaiser bestätigte.

Karl der Große starb am 28. Januar 814 in Aachen und wurde in der Pfalzkapelle zu Aachen bestattet. 1165 ließ ihn Friedrich Barbarossa heiligsprechen. Im Mittelalter wurde Karl zum idealen christlichen Kaiser stilisiert und, vor allem im französischen Sprachraum, zur Hauptfigur zahlreicher Sagen und Epen.


In einem nur wenige Jahre vor der Kaiserkrönung zu datierenden Brief betonte der gelehrte Angelsachse, dass Gott Dank gebühre, dass er in diesen gefahrvollen Zeiten dem Gottesvolk in Karl einen so klugen und gerechten Lenker und Beschützer geschenkt habe, dessen Mühe darauf gerichtet sei, das Schlechte zu korrigieren, das Richtige zu stärken und das Heilige zu erhöhen, der zur Verbreitung des christlichen Glaubens beitrage und das ihm von Gott anvertraute Volk auf den rechten Weg zu führen suche. Und ein Jahr vor der Kaiserkrönung präzisierte Alcuin Karls Aufgabe als Herrscher: Die Reiche zu lenken, Gerechtigkeit zu üben, die Kirchen zu erneuern, das Volk zu verbessern, einzelnen Personen und Amtsträgern Recht zu sprechen, die Unterdrückten zu schützen und Recht zu setzen. (Johannes Schmitt Karl der Große: Wegbereiter Europas)

 
 

Lebenslauf in Daten

747 Karl der Große wird am 2. April geboren. Er entstammt dem Geschlecht der Amulfinger, das nach ihm auch das der Karolinger genannt wird. Sein Großvater ist der fränkische Hausmeier Karl Martell
768-771 Er regiert das fränkische Reich zuerst gemeinsam mit seinem Bruder Karlmann. Nach dem Tod von Karlmann wird er 771 Alleinherrscher.
772 Karl beginnt seine Kriegszüge gegen die Sachsen im Osten. Er zerstört dabei die Irminsul, eine Holzsäule, die das zentrale Heiligtum des Sachsen darstellt. Im Süden erobert er das Langobardenreich und vereinigt es mit dem fränkischen Reich. Langobardenkönig Desiderius wird zur Abdankung gezwungen.
774 Karl nennt sich „König der Langobarden und Franken“.
777 Um die Sachsen zum Christentum zu bekehren, werden eigene Missionarsbezirke eingerichtet. Karl beruft im sächsischen Paderborn eine Versammlung ein, in der sich die meisten Sachsenführer zum Christentum bekennen. Bistümer werden errichtet und der Bau von Klöstern vorangetrieben. Karl baut seinen Königshof in Aachen zu einem Zentrum der Gelehrten aus. Alkuin entwickelt eine neue Schriftart, die Karolingische Minuskel
782 Der Sachsenaufstand unter Stammesfürst Widukind wird niedergeschlagen. Beim Blutbad von Verden an der Aller werden 4500 Aufständische durch Karl den Großen im Zorn hingerichtet. Daraufhin kommt es erneut zu sächsischen Erhebungen.
788 Karl beseitigt durch Absetzung Tassilos von Bayern das letzte Stammesherzogtum
795 Aufstände in Aquitanien werden niedergeschlagen. Die „Spanische Mark“ wird errichtet. Diese Ereignisse liefern den Stoff für die Rolandsage.
796 Karl errichtet die die awarische Mark im Osten.
800 Karl der Große wird vom Papst zum Kaiser gekrönt. Im rivalisierenden Byzanz, das sich selbst in der Nachfolge des Römischen Imperiums sieht, betrachtet man die Kaiserkrönung mit Argwohn.
804 Die Sachsen werden östlich der Elbe angesiedelt und in das Reich integriert. Der 772 begonnene Kampf gegen den Sachsenführer Widukind ist beendet
806 Karl schickt seinen Biographen Einhard link* als Gesandten nach Rom.
812 Karl der Große wird als Schutzherr Roms bei Verzicht von Dalmatien und Venetien auch vom Rivalen von Byzanz als Westkaiser anerkannt. Er organisiert die Verwaltung des Reiches. Um seine Beamten zu überprüfen, stellt er Königsboten ein, die das Reich bereisen. Als Gesetzgeber lässt er die Volksrechte der einzelnen Stämme aufzeichnen
813 Er ernennt seinen Sohn Ludwig den Frommen zum Mitregenten.
814 Karl der Große stirbt am 28. Januar in Aachen. Er wird in der Pfalzkapelle beigesetzt.

         

 

 
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