Johannes Kepler

 

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Lebenslauf in Worten


Johannes Kepler, auch das Siebenmonatskind genannt, wurde am 27. Dezember 1571 in einer kleinen, fensterlosen Kammer in einem bescheidenen Fachwerkhaus in der kleinen Reichsstadt Weil, 20 km westlich von Stuttgart, als Sohn von Katharina und Heinrich Kepler geboren. Er hatte sieben Geschwister. Das Haus, in dem Johannes geboren wurde, war das Haus seiner Großeltern, das am letzten Tag des 30-jährigen Krieges link* niedergebrannt wurde. Später wurde es anhand von alten Bauplänen wieder aufgebaut. Seit 1940 befindet sich darin das Keplermuseum.

Nach einigen Jahren zogen die Eltern nach Holland und Johannes blieb in Weil bei seinen Großeltern. Der künftige Astronom war kränklich und die Großeltern sorgten um das Kind. 1575, als Johannes vier Jahre alt war, kamen seine Eltern aus Holland zurück. Die ganze Familie zog dann nach Leonberg. Der Vater ging aber 1576 wieder nach Holland. Nach einer schweren Verletzung kam er zurück nach Leonberg. Durch eine unvorsichtige Bürgschaft verlor die Familie Kepler ihren Grundbesitz und pachtete im Jahre 1579 das Wirtshaus "Zur Sonne" in Ellmendingen bei Pforzheim.

Kepler konnte die Schule nur unregelmäßig besuchen und war damit erst mit dreizehn in der Lage, in die Klosterschule Adelberg einzutreten.1589 folgte das Studium der Theologie, Mathematik und Astronomie in Tübingen. Mit 20 Jahren erlangte er den Grad des Magisters, doch bevor er seine Abschlussprüfung ablegen konnte, wurde ihm die Stelle eines Lehrers der Mathematik und Astronomie in Graz angeboten.

Sein Erstlingswerk von 1596 "Mysterium cosmographicum" enthielt das Grundprinzip des Kopernikanischen Weltbildes, wonach die Sonne den Mittelpunkt bildet und die Planeten, einschließlich der Erde, in Kreisbahnen mit zusätzlichen Hilfskreisen die Sonne umrunden. Als das "Mysterium" im Frühjahr 1597 endlich im Druck erschien, sandte der junge stolze Autor allen führenden Gelehrten Exemplare, sogar an Galilei und Tycho de Brahe link*.

Kepler hielt sich selbst für keinen guten Lehrer und beschrieb sich als unbeständig, gedankenlos und voreilig. Neben Mathematik und Astronomie unterrichtete er in Graz zeitweise auch über Rhetorik und Vergil link*. Bis zu seiner Hochzeit wohnte er auch im Gebäude der Stiftsschule. Den zweiten Teil seiner Anstellung bildete das Amt des "Landschaftsmathematikus", der für Eich- und Messwesen, Kartographie und die Erstellung der jährlichen Kalender zuständig war. Die Kalender stellten damals den Inbegriff der zeitlichen Ordnung dar und enthielten zusätzlich wichtige Voraussagen über Wetter, Ernte, Krankheiten, drohende Landplagen und bedeutende politische Ereignisse. Kepler zeigte sich als Mann ohne Vorurteil, indem er sich bereits bei seinem ersten Kalender für 1595 an die Gregorianische Zeitrechnung hielt, die sich bis dahin erst in den katholischen Ländern durchgesetzt hatte.

Im Jahr 1596 begannen einflussreiche Freunde Keplers mit der Werbung für eine Braut für Kepler. Die Wahl fiel auf Barbara Müller, die zweimal verwitwete Tochter eines reichen Mühlenbesitzers. 1597 heiratete Kepler. Das junge Paar bezog seine Wohnung, öfters weilte Kepler aber auch im Schloss Mühleck in Gössendorf, wo er auch einen Turm für astronomische Beobachtungen zur Verfügung hatte. In Graz wurden dem Paar zwei Kinder geboren, ein Knabe und ein Mädchen, beide starben jedoch nach kurzer Zeit. Außer diesen beiden brachte Barbara in Prag noch drei Kinder zur Welt, von denen zwei am Leben blieben. Von 1593 bis 1600 war er Lehrer für Mathematik und Moral an der Stiftsschule in Graz. Im Jahr 1598 ließ Erzherzog Ferdinand II. die protestantische Stiftsschule schließen und evangelische Lehrer und Prediger ausweisen.

1600 war er Gehilfe von Tycho Brahe in Prag. Achtzehn Monate dauerte die Verbindung zwischen Kepler und Tycho, bis zu Tychos Tod. Während dieser Zeit reiste Kepler zweimal nach Graz, um seine Angelegenheiten in Ordnung zu bringen. Bei einer dieser Reisen beobachtete er eine Sonnenfinsternis mit einer "camera obscura" (Lochkamera) auf dem Grazer Hauptplatz. Bald nach seiner Rückkehr starb Tycho Brahe 1601. Schon zwei Tage nach dem Begräbnis wurde Kepler zum kaiserlichen Mathematiker als Nachfolger Tychos ernannt. Er blieb von 1601 bis 1612, bis zum Tod Rudolphs II., in Prag. In dieser seiner fruchtbarsten Zeit, beschäftigte er sich gleichzeitig als Gründer dieser neuen Wissenschaften, mit "instrumentaler Optik" und "physikalischer Astronomie".

Das Werk "Astronomie optischer Teile" vom Jahre 1604 war eine Untersuchung über die Natur des Lichts und der Farbe.  Außerdem begründete Kepler die Wirkung der Brillengläser für Kurz- und Weitsichtige. 1609 fand er aufgrund der Beobachtungsergebnisse Tycho Brahes in Prag die ersten beiden, nach ihm benannten Gesetze (die "Keplerschen Gesetze"). Im September 1610 schrieb Kepler innerhalb nur weniger Wochen eine theoretische Abhandlung, in der er eine neue Wissenschaft begründete und seinen Namen für sie prägte: "Dioptrice" die Wissenschaft der Strahlenbrechung durch Linsen. Er erfand im Jahre 1611 ein Fernrohr, das das von Galilei durch größere Lichtstärke und ein größeres Gesichtsfeld übertraf. Kepler schuf damit die Grundlagen für die moderne Optik. Deswegen und wegen ähnlicher Werke  gilt Kepler als "Vater der modernen Optik". Kepler hat auch als erster eine Erklärung der Bewegung der Planeten gegeben, die deren Ursache in der Kraft der Sonne erkennt und ist damit neben Galieo Galilei der Begründer der modernen wissenschaftlichen Astronomie.

1611 brach in Prag der Bürgerkrieg aus, das bedeutete für Kepler nicht nur die Abdankung seines kaiserlichen Herrn und Versorgers, es brachte auch den Tod seiner Frau und seines Lieblingskindes. Das war erst der Anfang einer Reihe von Unglücksfällen, die Kepler in seinen letzten 20 Jahren ereilen sollten. 1612 lehrte er am Gymnasium zu Linz. Unterdessen war seine Mutter in Leonberg wegen Hexerei angeklagt worden. Mit Hilfe von Freunden aus Tübingen kümmerte Kepler sich um die Verteidigung seiner Mutter, erreichte zunächst einen Freispruch und holte sie 1616 zu sich nach Linz. Sie kehrte aber bald in ihre Heimat zurück, wurde wieder verhaftet, angeklagt, gefoltert. Zum Prozess 1921 erschien Kepler selbst als ihr Verteidiger und erreichte schließlich ihre Freilassung, aber sie starb schon bald an den Folgen der Folter. 

1613 fand für Kepler ein sehr wichtiges Ereignis statt, seine zweite Heirat mit Susanne Reutinger. Er war 44, sie, die Tochter eines Schreiners, war 24 Jahre alt. Wie schon bei seiner ersten Heirat spielten auch diesmal seine Freunde als Vermittler eine besondere Rolle. Kepler traf offensichtlich die richtige Wahl, und Susanne erfüllte alle seine Erwartungen. Sie gebar ihm 7 Kinder, wobei aber drei in frühester Jugend starben. Kurz nach der Hochzeit begann Kepler an dem Büchlein "Nova stereometria" (Neue Stereometrie der Fässer) zu arbeiten. Dort erkannte er das österreichische Fass als jenes mit dem größten Inhalt im Verhältnis zur diagonalen Innenlänge und weiters, dass kleine Abweichungen von der Idealform ohne Einfluss auf sein Fassungsvermögen bleiben. Seine Erkenntnis, dass die Wertänderung in der Nähe des Maximums verschwindet, machte ihn zu einem Vorläufer der Differentialrechnung.

"Epitome Astronomiae Copernicanae" von 1618 war der Titel eines 400 Seiten starken Bandes. Er entstand während des Prozesses gegen seine Mutter, die als Hexe angeklagt wurde. Im Jahr 1619 erschien sein Buch "Harmonice mundi" mit seinem dritten Gesetz der Planetenbewegungen. Mit diesem Buch lag Keplers bahnbrechendstes Werk hinter ihm, doch er fuhr in den ihm verbleibenden 11 Jahren unablässig fort, Bücher und Flugschriften zu produzieren, Kalender und Ephemeriden, ein Buch über Kometen und ein anderes über neue Erfindungen.

Die Rudolphinischen Tafeln von 1627, genannt nach Rudolf II., die bis zum 18. Jahrhundert die Grundlagen aller astronomischen Berechnungen waren, waren sein letztes großes Werk. Sie enthielten Angaben für Sonnen- und Mondstellungen, aus denen auch die Sonnen- und Mondfinsternisse abzulesen waren. Auch für die Seefahrer waren die Tafeln eine vorzügliche Orientierung, weil in ihnen das geografische Gradnetz eingeordnet war. Diese Tafeln veröffentlichte er in Ulm. Bei den "Epitome" handelt es sich um ein Lehrbuch, in dem die Gesetze, die ursprünglich nur für den Mars galten, auf alle anderen Planeten übertragen werden, einschließlich des Erdmondes und der Satelliten Jupiters. Es war Keplers umfangreichste Arbeit und bedeutendste systematische Darstellung der Astronomie seit Ptolomäus' "Almagest".

Die letzten 3 Jahre von Keplers Leben waren gezeichnet von der Suche nach einer neuen Heimat, er hatte Linz verlassen, ohne irgendwo festen Wohnsitz zu nehmen.  Unter anderm wurde ihm  der begehrteste Lehrstuhl Italiens angeboten und auch eine Einladung nach England. Diese und auch eine Einladung seines Freundes Bernegger nach Straßburg an die Universität hatte er abgelehnt, weil er sich solche Ausgaben nicht leisten konnte.

1628 war er bei Wallenstein link* in Sagan. Wallenstein verlangte von ihm vor allem genaue Horoskope. Kepler sollte Wallensteins Sterbedatum vorausgesagt haben. 1630 unternahm er seine letzten Reisen von Sagan nach Regensburg. Auf dieser Reise  machte er Station in Nürnberg. Dort hoffte er, die Ergänzung der "Rudolphinischen Tafeln" von Johann Beck und Wilhelm Schickart, fertig vorzufinden und sie dem Kaiser zu überreichen. Doch die Karten waren noch nicht fertig. Er stieg wieder auf sein Pferd, um den letzten Ritt über 100 Kilometer nach Regensburg beim nassen und trüben Wetter anzutreten. In Regensburg angekommen, lebte Johannes Kepler keine halbe Woche mehr. Er starb am 15. November 1630 an Fieber und Feuerpusteln. Das feierliche Begräbnis des berühmten Mathematikers und Astronomen fand drei Tage nach seinem Tod statt. Die Inschrift seines Grabes hat Kepler selbst gewählt. Sie lautet:

Habe die Himmel erforscht, jetzt irdische Schatten erforsch' ich;

Himmelsgeschenk war der Geist, schattenhaft liegt nun der Leib.



Es gibt nichts Wunderbareres, - nichts, was die Weisheit des Schöpfers bei den Verständigen heller bezeugt, als die Bewegung der fünf Planeten.

Die Welt ist ein körperliches Bild Gottes, der Geist ist ein unkörperliches, aber doch erschaffenes Bild Gottes.

 
 

„Heilig ist zwar Laktanz, der die Kugelgestalt der Erde leugnete; heilig Augustinus, der die Kugelgestalt zugab, aber die Antipoden leugnete; heilig das Offizium unserer Tage, das die Kleinheit der Erde zugibt, aber ihre Bewegung leugnet. Aber heiliger ist mir die Wahrheit.“

" Es gibt nichts Wunderbareres, - nichts, was die Weisheit des Schöpfers bei den Verständigen heller bezeugt, als die Bewegung der fünf Planeten"

 
 

Lebenslauf in Daten

27. Dezember  1571 Geburt in Weil
1575 Rückkehr der Eltern aus Holland, Umzug der Familie nach Leonsberg
1589 Studium der Theologie, Mathematik und Astronomie in Tübingen
1591 Verleihung des Magistergrades, Arbeit als Lehrer von Mathematik und Astronomie in Graz; Veröffenlichung des Erstlingswerks „Mysterium cosmographicum“; Heirat
1593-1600 Arbeit als Mathematik- und Moralehrer an der Stiftsschule in Graz
1598 Schließung der protestantischen Stiftsschule, Kündigung evangelischer Lehrer und Prediger
1600 Arbeit als Gehilfe von Tycho Brahe in Prag; Beobachtung einer Sonnenfinsternis mit einer „camera obscura“
1601 Tod von Tycho Brahe; Ernennung zum kaiserlichen Mathematiker als Tychos Nachfolger
1601-1602 Beschäftigung mit „instrumentaler Optik“ und „physikalischer Astronomie“
1604 „Astronomie optischer Teile“, Untersuchung über die Natur des Lichts und der Farbe
1609 Erfindung zweier Gesetze, die später „Keplersche Gesetze“ genannt werden; Begründung  von „Dioptrice“
1611 Erfindung des Fernrohrs; Ausbruch des Bürgerkries in Prag; Tod der Eehfrau
1612 Arbeit am Gymnasium zu Linz; Anklage der Mutter wegen Hexerei
1613 Zweite Heirat
1618 Veröffenlichung der „Epitome Astronomiae Copernicanae“ mit 400 Seiten
1618 – 1628 Veröffenlichung verschiedener  Bücher und Flugschriften, Kalender und Ephemeriden, eines Buchs über Kometen und eines anderen über neue Erfindungen
1619 Veröffenlichung von "Harmonice mundi", das sein 3. Gesetz enthielt
1621 Freilassung der Mutter; Tod der Mutter wegen der Folter
1627 Veröffenlichung des letzten großen Werks, der Rudolfinischen Tafeln
1627 – 1630 Suche nach neuer Heimat
1628 Aufenthalt bei Wallenstein, Herstellung genauer Horoskope
1630 seine letzte Reise
15. November 1630 Tod an Fieber und Feuerpusten; feierliches Begräbnis

         

 

 
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Концепция модуля разработана в ноябре 2009 года в рамках проекта " Виртуальная кафедра немецкой филологии"
2009-2011 А.Л.Сотникова, Л.И.Подгорная
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