Leo von Klenze

 

  1  

Lebenslauf in Worten


Leo von Klenze wurde 1784 in Bockeleh bei Schladen im Harz in einer wohlhabenden Familie geboren und besuchte von 1798 bis 1800 das Collegium Carolinum in Braunschweig. 1800 wurde er von seinen Eltern an die Berliner Universität geschickt, um dort Jura zu studieren. Bald geriet er unter den Einfluss der Berliner Architektengesellschaft und ließ sich zum Architekturstudium inspirieren. Seine Ausbildung erfolgte an der Berliner Bauakademie unter der Leitung David Gillys link*. Sein Ziel war es aber nicht, die griechische Form lediglich zu imitieren, sondern sie in die damalige Zeit zu transformieren und sie in seinen eigenen Werken weiterzuentwickeln.

1803 ging Klenze nach Paris, wo er als Gasthörer von Jean-Nicolas-Louis Durand link* an der Ecole Polytechnique link* war. 1808 kam er durch Empfehlung an den Kasseler Hof, der von Napoleons Bruder Jerome regiert wurde. Während seiner Tätigkeit in Kassel entstand dann auch sein erstes Gebäude, das Theater auf der Napoleonshöhe (1812-1813).

Nach Napoleons Sturz 1813 verlor Klenze seinen Arbeitgeber und ging mit seiner Frau nach Paris. Um aber wieder einen neuen Bauherrn zu finden, reiste er nach München, wo es zum ersten erfolglosen Treffen zwischen Klenze und Kronprinz Ludwig I. link* kam. 1815 hielt sich Kronprinz Ludwig I. durch den zweiten Pariser Frieden in Paris auf. Es kam zu einem erneuten Treffen der beiden und da Ludwig die Leidenschaft Klenzes für die Antike teilte, überredete ihn der Kronprinz, an dem Wettbewerb für die Glyptothek teilzunehmen. Klenze ging als Sieger aus diesem Wettbewerb hervor,  es war der Anfang seiner Karriere in München.

1818 wurde Leo von Klenze zum Bayrischen Hofbauintendant ernannt. Ein Monat später wurde ihm auch das höchste staatliche Bauamt, das des Oberbaurats am Oberbaukommissariat, übertragen. Zuerts musste ein Kriegerdenkmal errichtet werden. Klenze schlug einen großen Obelisken am heutigen Odeonsplatz vor und schuf ein Aquarell, das er Ludwig im August 1818 zum 32. Geburtstag nach Aschaffenburg schickte. Klenzes schwarzer Obelisk wurde gebaut, wenn auch an einer anderen Stelle und erst 1833. Am Karolinenplatz erinnert er an die 30000 auf Napoleons Russlandfeldzug gefallenen bayerischen Soldaten.

Von 1816 bis 1843 plante Klenze im Norden Münchens. Ludwig und Klenze verfolgten die Idee, München zu einer modernen Großstadt zu machen, nach dem Vorbild der europäischen Metropolen Rom und Paris. Als erster Neubau an der zukünftigen Ludwigstraße entstand das Leuchtenberg-Palais (1817-1821). Er war aber ständiger Kritik wegen der hohen Kosten der Bauarbeiten ausgesetzt. Im November 1818 erhielt Klenze vom Protestantischen Oberkonsistorium den Auftrag, Münchens evangelische Kirche zu planen. Das sollte nichts anderes sein als die „Kathedral-Kirche aller Protestanten des ganzen Königreichs“.  Aus politischen Gründen wurde das Projekt nicht realisiert und der Baumeister errichtete an der Stelle, wo die Kirche hätte entstehen sollen, 1826 ein Palais, wo heute der Siemens-Konzern residiert. In demselben Jahr erhielt Klenze den Titel eines Geheimen Oberbaurats.

1834 entsendete Ludwig Klenze nach Griechenland, wo er von Prinz Otto, dem 20jährigen Sohn von Ludwig, mit der Gestaltung Athens beauftragt wurde. Otto, der 1832 den Thron Griechenlands bestieg, möchte Athen in ein zweites München verwandeln. Neben seinen planerischen sollte der Architekt auch diplomatischen Aufgaben nachkommen. Denn der König war durch seine Taubheit mißtrauisch geworden und sah in Klenze, den er schon häufiger für diplomatische Aufträgen eingesetzt hatte, einen vertrauensvollen Vertreter. Klenze entwarf für Otto einen neuen Stadtplan sowie ein Museum, Regierungsbauten und die Dionysos-Kirche, das einzige später realisierte Projekt.

Bedeutender aber waren seine Vorschläge für den Schutz antiker Stätten vor Verfall und Plünderung. Er entwarf einen Konservierungsplan für Athen einschließlich der Restaurierung der Ruinen auf der Akropolis. In der Zwischenzeit gingen die Arbeiten an der Pinakothek (1826-1836) weiter. Mit diesem Gebäude schuf Klenze den Typ der Gemäldegalerie, der während des ganzen 19. Jahrhunderts Architekten als Vorbild diente. Dieser Entwurf brachte ihm internationale Anerkennung und ließ die Kritik an ihm verstummen. Im Jahr 1833 wurde Klenze geadelt. Der Titel sollte der langfristigen Sicherung der gesellschaftlichen Stellung seiner Familie und des Vermögens dienen.

1838, als Klenze den russischen Zaren Nikolaus I. während dessen Besuch in München durch die Glyptothek link* und Pinakothek führte, lud dieser ihn für das folgende Jahr nach St. Petersburg ein. Der alte Winterpalast war 1837 abgebrannt und der Zar wünschte sich eine neue Eremitage für die kaiserliche Sammlung. So entstand schließlich am Ufer der Newa die Eremitage (1839-1851), einer der größten Kulturbauten des Klassizismus. Den Beurlaubungen Klenzes stimmte der König ohne Probleme zu, doch waren seine sieben Russlandreisen stets mit dem Risiko verbunden, während der langen Abwesenheit von den Münchener Gegnern ausgebootet zu werden. Das Handeln auf der internationalen Bühne befriedigte ihn aber in seinem Geltungsdrang und steigerte Ludwigs Respekt ihm gegenüber.

1842 legte König Ludwig den Grundstein für die Befreiungshalle, einen Tag nach der Eröffnung der Walhalla. Klenze erhielt von Ludwig freie Hand, den früheren Entwurf zu ändern. Als Ludwig und Klenze zur Eröffnung 1863 allein die Ruhmeshalle betraten, rief Ludwig unter Tränen: „Klenze, so schön, so schön habe ich mir den Bau nicht geträumt!“

1848 musste Ludwig abdanken und dessen Sohn Maximilian II. link* hatte einen völlig anderen architektonischen Geschmack. So wurden drei  Klenzes Bauten - die Befreiungshalle (1842-1863), die Ruhmeshalle (1843-1854) und die Propyläen (1846-1860) - von Ludwig privat finanziert. Seine Plätze und Gebäude, wie die Glyptothek, der Königsplatz und die Pinakothek, prägen bis heute das Stadtbild. Sie zählen genauso wie die Walhalla bei Donaustauf, die Befreiungshalle bei Kelheim und die Neue Eremitage in St. Petersburg zu den großen Leistungen der Epoche.

Klenze starb am 27. Januar in München. Sein Grab befindet sich auf dem Alten Südfriedhof im Glockenbachviertel in München.

Klenze ist Ehrenbürger der Stadt München. Die Münchner Klenzestraße im Gärtnerplatzviertel, das Klenze-Gymnasium München, die Klenzestraßen in Regensburg und Tutzing am Starnberger See sowie der Klenzepark in Ingolstadt sind nach ihm benannt. Seine Büste fand Aufstellung in der Ruhmeshalle in München.

Die Leo-von-Klenze-Medaille ist eine seit 1996 von der Obersten Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern für herausragende Leistungen in der Architektur, im Wohnungs- und Städtebau und im Ingenieurbau verliehene Auszeichnung. Sie ist nach dem Architekten Leo von Klenze benannt. Die Medaille zeigt auf der Vorderseite das Portrait Leo von Klenzes in Verbindung mit einem Schnitt durch die Befreiungshalle bei Kelheim. Auf der Rückseite trägt die Medaille ein florales Element und den Widmungstext.

Der Klenzepark ist ein etwa 20 ha großer Park in Ingolstadt. Der Park wurde im Jahr 1992 anlässlich der bayerischen Landesgartenschau geschaffen und nach dem königlichen Hofbaumeister Leo von Klenze benannt. Klenze war maßgeblich am Bau der bayerischen Landesfestung Ingolstadt beteiligt und gestaltete insbesondere die Fassaden der Bauwerke im heutigen Klenzepark.



Lange Zeit wurde der Architekt und Maler Leo von Klenze (1784–1864) von der Nachwelt wenig beachtet, es haftete ihm der Ruf eines wenig originellen Klassizisten, eines Nachahmers der Antike, eines Hofkünstlers und Fürstengünstlings an.

Seit einigen Jahren ist die öffentliche Sensibilität für seine Lebensleistung deutlich gestiegen. Es mag originellere Architekten gegeben haben – aber Leo von Klenze war nicht nur ein einzigartiger Designer und ein großartiger Arrangeur, er hatte auch ein ausgeprägtes Gespür für die psychische Wirkung von Räumen, für die räumliche Inszenierung von Inhalten, für das Zusammenspiel von Funktion und Ausdruck, für die zeitgemäße Aneignung des antiken Baustils und die Bedeutung der Technik für öffentliche Bauten.

 
 

Lebenslauf in Daten

1784 in Bockeleh bei Schladen im Harz geboren
1798-1800 Studium im Collegium Carolinum in Braunschweig
1800 Umzug nach Berlin, Studium an der Berliner Universität, Studium an der Berliner Bauakademie
1803 Reise nach Paris; Gasthörer von Jean-Nicolas-Louis Durand an der Ecole Polytechnique
1808 Umzug nach Kassel
1812-1813 Verlust des Arbeitgebrs; Umzug zusammen mit der Frau nach Paris, danach nach München; Treffen mit dem Kronprinzen Ludwig I.
1813 Ludwigs Aufenthalt in Paris, Teilnahme am Wettbewerb um die Glyptothek und der Sieg
1818 Leo von Klenze zum Bayrischen Hofbauintendant ernannt; Oberbaurat am Oberbaukommissariat
1816 bis 1843 Leben und Arbeit in München
1826 Das Gebäude des heutigen Siemens-Konzerns;  Titel eines Geheimen Oberbaurats
1834 Reise nach Griechenland mit diplomtischer Mission
1826-1836 Arbeiten an der Pinakothek
1833 Leo von Klenze wird geadelt
1838 Einladung des russischen Zaren nach Russland
1839-1851 Bauarbeiten an der neuen Eremitage
1842 Grundsteinlegung für die Befreiungshalle
1863 Eröffnung des Ruhmeshalle
1846-1860 Bauarbeiten an den Propyläen
27. Januar 1863 Tod in München

       

 

 
0 0

Концепция модуля разработана в ноябре 2009 года в рамках проекта " Виртуальная кафедра немецкой филологии"
2009-2011 А.Л.Сотникова, Л.И.Подгорная
cvsw.ru * 2011
Система Orphus