Hans Georg Wenceslaus Knobelsdorff, Baumeister und Maler, wurde am 17. Februar 1699 auf dem Landsitze seines Vaters zu Kuckädel bei Crossen in der Lausitz geboren. Nach dem frühen Tod seiner Eltern wuchs Knobelsdorff bei seinem Onkel auf. Mit fünfzehn Jahren trat er in den Militärdienst ein und nahm mit Auszeichnung an dem Feldzuge von 1715 link* teil. Seine militärische Laufbahn beendete er als Hauptmann vierzehn Jahre später aus gesundheitlichen Gründen. Die Verlegung seines Regimentes nach Berlin im Jahre 1729, wo die Prachtbauten und Skulpturen Schlüters ihn fesselten, entschied über seinen weiteren Lebenslauf. Seine natürliche Begabung wies ihn bald ausschließlich auf die Baukunst.
Um 1732 stieß er in Neuruppin zum engeren Kreis um Kronprinz Friedrich und widmete sich fortan ausschließlich der Kunst. Er studierte zunächst Malerei, wobei ihn Antoine Pesnes link* idyllische Landschaften beeinflussten. Um 1737 schuf der junge Maler ein Pastellbildnis des Kronprinzen, das als eines der wenigen authentischen Porträts Friedrichs des Großen gilt. Ein Jahr später bereiste er Italien, wo er die Gemäldegalerien besichtigte. Nach seiner Rückkehr befasste er sich hauptsächlich mit Architektur und wurde darin zum Vertrauensmann des Thronfolgers.
Sein erster Auftrag war ein kleiner Apollotempel im Amaltheagarten von Neuruppin. Ab 1736 verwandelte er das Renaissanceschloss Rheinsberg für das Kronprinzenpaar in eine Barockanlage und konzipierte gemeinsam mit Pesne die Innenräume. Mit dem feinen Gefühl eines gebildeten Landschaftsmalers setzte er das Bauwerk in Einklang mit der Umgebung schöner Gartenanlagen.
Zur Vervollständigung seiner Studien bewilligte ihm Friedrich im Jahre 1740 nach Beendigung jener Erstlingsarbeiten eine Reise nach Frankreich und den Niederlanden. 1741 wurde der Grundstein zum Opernhaus in Berlin gelegt und 1743 war der Bau mit der Inschrift an der Hauptfront „Fridericus Rex Apollini et Musis“ beendigt. Die herbe Strenge des Ganzen wurde durch reichen plastischen Schmuck gemildert und die Stirnseite mit freistehendem Portikus korinthischer Säulen versehen. Die Decoration des Innern, welches im Jahre 1787 durch Langhans seine gegenwärtige Einrichtung erhielt, war ursprünglich im glänzenden Rococo gehalten. Die Bühne konnte nach Knobelsdorffs Anordnung in einen Festsaal von monumentaler Pracht verwandelt werden.
1742 wurde er von Friedrich II. zum Surintendanten aller königlichen Schlösser, Häuser und Gärten und 1744 zum Geheimen Finanz-, Kriegs- und Domainenrat ernannt. Gleichzeitig beauftragte ihn Friedrich mit der Erweiterung des Schlosses Charlottenburg. Kurz vorher hatte Knobelsdorff als Intendant der Schauspiele und Musik für den Hof und die hohe Aristokratie den provisorischen Komödiensaal auf dem Schloss eingerichtet. Die im neuen so genannten Knobelsdorff-Flügel entstandene Goldene Galerie gilt als einer der schönsten Rokokoräume Deutschlands. Parallel dazu konzipierte er das Berliner Forum Fridericianum, von welchem jedoch nur das Opernhaus (Lindenoper) und das Palais des Prinzen Heinrich (heute Humboldt-Universität) ausgeführt wurden. Kurz darauf veränderte er das im Krieg zerstörte Schloss Monbijou für Friedrichs Mutter Sophie Dorothea und gestaltete das Potsdamer Stadtschloss äußerlich und innerlich neu.
Sein zweifellos bekanntestes Werk war das 1745-47 für Friedrich II. erbaute Weinbergschloss Sanssouci, dessen Lage, Aussehen und Gliederung durch Skizzen des Königs festgelegt waren. Die von Knobelsdorff zusammen mit dem Maler Pesne und dem Bildhauer Hoppenhaupt link* realisierte Innenausstattung gehört heute zu den internationalen Höhepunkten des Rokokostils.
Friedrich der Große behauptete auch in seiner Stellung zur Kunst eine gewaltige und unbeugsame Herrschernatur. Der geistreiche königliche Dilettant hielt sich für berechtigt, die freie Thätigkeit des Baumeisters durch seine Einsprache zu fesseln. Beim Bau des Lustschlosses zu Sanssouci wurden die Zeichnungen und Grundrisse von Knobelsdorff nur dann berücksichtigt, wenn sie mit des Königs Federskizze übereinstimmten. Die Beziehungen zwischen Friedrich und dem Architekten verschärften sich rapide. Knobelsdorff sah sich auf untergeordnete Bauten und vorwiegend decorative Werke beschränkt. Nach Vollendung früherer Unternehmungen errichtete er noch einen Sandsteinobelisk, eine Orangerie, den kleinen Kuppelbau der katholischen Kirche am Bassinplatz zu Potsdam (1751), eine später abgebrochene prächtige Marmorcolonnade, im Park von Sanssouci die Neptunsgrotte, einige Gebäude zu militärischen Zwecken und mehrere Bürgerhäuser in Potsdam und Berlin.
Diese Verstimmung zwischen dem königlichen Auftraggeber und seinem Architekten im Jahre 1747 führte Knobelsdorff nach Berlin, wo er unter anderem den Bau der Hedwigskirche und die Neugestaltung des Tiergartens übernahm, den er von einem königlichen Jagdrevier in einen öffentlichen Park verwandelte.
Nach seinem Tod am 16. September 1753 wurde Knobelsdorff in der Neuen Kirche am Gendarmenmarkt neben Pesne beigesetzt. Sein Tod beseitigte die Gegensätze des Lebens. Friedrich der Große ehrte das Gedächtnis des Jugendfreundes durch eine selbstverfasste Lobrede, welche am 24. Januar 1754 in der Akademie der Wissenschaften verlesen wurde. Ein vorzügliches Portrait Knobelsdorffs, 1789 von Pesne gemalt, befindet sich in Sanssouci.