Luiz Heinrich Mann wurde am 27. März 1871 als erstes Kind von Johann Heinrich Mann und dessen Frau Julia geboren. Sein Vater war Senator für Wirtschaft und Finanzen des Stadtstaates Lübeck. Die Familie betrieb seit etwa 100 Jahren in der Hansestadt an der Ostsee hauptsächlich Getreidehandel. Die Mutter war die Tochter eines norddeutschen Plantagenbesitzers in Brasilien und einer einheimischen Kreolin. Geboren im fernen Brasilien, von dem sie ihren Kindern oft erzählte, hatte sie ihr Vater in jungen Jahren nach Deutschland gebracht. Seine Geschwister waren Thomas, Julia, Carla und Karl Victor. Beide Schwestern nahmen sich das Leben. Heinrich Mann wuchs in behüteten Verhältnissen auf, litt aber schon als junger Mann unter Lungenbluten und hielt sich oft in Sanatorien auf. Seine Lieblingsbeschäftigung war das Lesen, seine Lieblingsautoren die deutschen Romantiker. 1891, nach dem Tod des Vaters, siedelte die Familie von Lübeck nach München über.
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1889 verließ Heinrich Mann das Gymnasium, ohne das abgeschlossen zu haben. Auch eine Buchhändlerlehre in Dresden, ein Volontariat im S. Fischer Verlag in Berlin und ein Studium an den Universitäten Berlin und München blieben ohne Abschluss. Die Zeit in Dresden nutzte er dazu aus, um sich mit den zeitgenössischen literarischen Strömungen auseinanderzusetzen und sich ins Nachtleben zu stürzen. Er widmete sich der Malerei, veröffentlichte einige Gedichte in Zeitschriften. Wenige Monate nach dem Tod seines Vaters erlitt Heinrich Mann einen Blutsturz. Er begann eine lange Kur mit Aufenthalten in Wiesbaden, im Schwarzwald, in der Schweiz und in Italien. Ein Abstecher nach Paris bildete den Höhepunkt dieser Reisezeit. Seit 1891 arbeitete Mann als freier Schriftsteller
1894 erschien sein erster Roman "In einer Familie". Der Roman wurde dem bewunderten Vorbild Paul Bourget link* gewidmet. Ihm mangelte es noch am technischen Können. 1895 arbeitete Heinrich Mann als leitender Redakteur für die Zeitschrift "Das zwanzigste Jahrhundert", die für eine konstitutionelle Monarchie und eine Ständegesellschaft eintrat, den deutschen Imperialismus anpries und äußerst antisemitisch war. 1900 erschien der Roman "Im Schlaraffenland", wo der Wandel von Heinrich Mann vom Anhänger der apolitischen Idylle zum politischen Utopisten zu merken war. Der satirische Roman endete noch nicht mit einer politischen Utopie, sondern schilderte die Wiederherstellung des glänzenden Lebens der Bewohner des "Schlaraffenlandes“.
In seinem nächsten Roman, "Die Göttinnen", experimentierte Heinrich Mann mit der Idee eines Übermenschentums а la Nietzsche, um die Haltlosigkeit des modernen Menschen zu überwinden. Die Herzogin von Assy spielte in dieser Roman-Trilogie verschiedene Rollen: sie verwandelte sich in die Göttinnen Diana, Minerva und Venus, daher die Titel der einzelnen Teile der Trilogie. In jeder der Rollen verschenkte die Herzogin politische Freiheit, künstlerische Freiheit, sexuelle Freiheit.
Einer der der bekanntesten Romane Heinrich Manns war "Professor Unrat" von 1905. Dieser Roman wurde verfilmt. Der Film hieß "Der blaue Engel", die Hauptrolle spielte Marlene Dietrich, und es war der beginn ihrer Weltkarriere. Zwei Jahre später griff der Roman "Zwischen den Rassen" das Thema der Liebe auf. Zum ersten Mal zeigte Mann, daß die Liebe für den Menschen zum Halt werden kann. Er befreit sich durch die Liebe von seinen Ängsten und gewinnt Vertrauen in die Zukunft. 1909 wurde der Roman "Die kleine Stadt" veröffentlicht. In dieser Zeit erschienen zahlreiche Novellen und viele Essays.
Seine Kritik an den deutschen Verhältnissen äußerte er im Roman "Der Untertan", der 1914 in Fortsetzungen in der Zeitschrift "Zeit im Bild" erschien. Das Werk erschien 1915 zuerst auf Russisch, 1916 und später als Privatausgabe in deutscher Sprache. Erst nach Kriegsende 1918 erscheint "Der Untertan" in nennenswerter Auflage in Deutschland. Für Heinrich Mann bestand kein Zweifel an der Kriegsschuld Deutschlands. Da man dem Volk politische Rechte verweigerte, musste man die Unzufriedenheit der Masse mit materiellen Gütern besänftigen. Der Weltkrieg war die ultimative Kraftanstrengung eines politischen Systems kurz vor seinem Zusammenbruch; doch konnte selbst diese Kraftanstrengung den Zusammenbruch bestenfalls aufhalten, aber nicht verhindern. Als sein Bruder Thomas Mann mit seinem "Gedanken im Kriege" den Krieg befürwortete, brach Heinrich Mann mit seinem Bruder. Erst 1922 gelang die Aussöhnung zwischen den Brüdern.
Noch während des Kriegs vollendete Heinrich Mann den zweiten Teil seiner so genannten Kaiserreich-Trilogie, den Roman "Die Armen", der dem Roman "Der Untertan" folgte. In diesem Werk reflektierte Heinrich Mann den Einfluss des Geists und den Einfluss von Macht und Besitz auf die individuelle Entwicklung eines Menschen. Mit dem Roman "Der Kopf" beschloss Heinrich Mann 1926 die Trilogie. Die lange Entstehungszeit erklärte sich mit der Verlagerung von Heinrich Manns Tätigkeit auf das essayistische Feld. Mit Hilfe seiner Essays wollte er die Weimarer Republik unterstützen und an ihrer Weiterentwicklung mitwirken.
1928 war er von München nach Berlin übersiedelt. Von seiner Frau Maria und der Tochter trennte er sich in demselben Jahr, zwei Jahre später ließ er sich scheiden.
Er unterzeichnete gemeinsam mit Käthe Kollwitz und Albert Einstein Aufrufe zur Aktionseinheit der Kommunistischen Partei Deutschlands und der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands gegen die Nationalsozialisten. 1931 wurde er Präsident der Sektion Dichtkunst der Preußischen Akademie der Künste. Bereits zuvor trat er als Redner vor Parteiversammlungen auf, er gab Lesungen in Clubs und Kaufhäusern, er veröffentlichte Aufsätze in Zeitungen und Zeitschriften, konzipierte gemeinsam mit Alfred Döblin im Auftrag der Sektion Dichtkunst ein neues Lesebuch, nutzte seine Stellung in der Preußischen Akademie für Kontakte zu einflussreichen Politikern, warb auf Auslandsreisen für Verständnis für Deutschland und das deutsche Volk. Resigniert erlebte Heinrich Mann den Untergang der Weimarer Republik; zwei Wochen nach der Machtergreifung Hitlers wurde Heinrich Mann als Präsident der Sektion Dichtkunst abgesetzt. Im Februar 1933 verließ er Deutschland und ging ins Exil nach Frankreich. Von Frankreich aus wollte er gegen die Nazi-Herrschaft agitieren.
Im Exil engagierte sich Heinrich Mann in zahlreichen Organisationen: er war Ehrenpräsident des Schutzverbandes deutscher Schriftsteller (SDS), Leiter der Deutschen Freiheitsbibliothek link* und Präsident des deutschen Exil-PEN. Mann wurde auch Vorsitzender des Vorbereitenden Ausschusses der deutschen Volksfront link* und darüber hinaus zum Ehrenpräsidenten der SPD gewählt. Herausragende Bedeutung gewann er als Vorsitzender des so genannten Lutetia-Kreises, der sich um einen Zusammenschluss aller antifaschistischen Kräfte, von bürgerlichen bis zu kommunistischen Kreisen, zu einer so genannten Volksfront bemühte. Neben diesen offiziellen und politischen Betätigungsfeldern widmete sich Heinrich Mann auch publizistischer und schriftstellerischer Arbeit. Er veröffentlichte Aufsätze und Aufrufe in deutschsprachigen Exilzeitungen und –zeitschriften, in französischsprachigen Blättern und vollendete Romane "Die Jugend des Königs Henri Quatre",1935 und "Die Vollendung des Königs Henri Quatre", 1938. Der "Henri Quatre link*" war der Höhepunkt im Werk des politischen Schriftstellers Heinrich Mann. In der historischen Gestalt des französischen Königs Heinrich IV. feierte der Schriftsteller eine Persönlichkeit, die Geist und Tat zum Wohle seines Volkes zu verbinden wusste.
Die Eroberung Frankreichs durch deutsche Truppen nötigte den bald 70-jährigen Schriftsteller 1940 zu Fuß über die Pyrenäen nach Spanien zu fliehen, dann nach Lissabon und von dort mit dem Schiff in die USA. Zu der Fluchtgruppe gehörten auch seine zweite Frau Nelly, die er noch vor seinem Exil in Berlin kennen gelernt hatte und die ihm ins Exil gefolgt war, sein Neffe Golo sowie Franz Werfel und seine Frau Alma. In den USA angekommen, bekam Heinrich Mann einen Einjahres-Vertrag beim Filmstudio Warner Brothers in Hollywood, eine Hilfsaktion für europäische Emigranten. Nach diesem Jahr war er arbeitslos und von den finanziellen Zuwendungen seines Bruders Thomas abhängig. Während des Exils entstanden viele neue Werke: die Lebenserinnerungen "Ein Zeitalter wird besichtigt", die Romane "Lidice", "Empfang bei der Welt" und "Der Atem" sowie das Fragment "Die traurige Geschichte von Friedrich dem Großen".
Nach 1945 kehrte Heinrich Mann nach Europa nicht zurück. 1944 hatte seine Frau Nelly Selbstmord begangen, (seine erste Frau Maria hatte die Unterbringung in einem KZ überlebt, war aber kurz nach ihrer Befreiung gestorben, die Tochter aus erster Ehe, Leonie, hatte die Kriegsjahre in Prag überstanden). Aus der DDR kam der Vorschlag, Präsident der Akademie der Künste zu werden. Schließlich gab Heinrich Mann dem Drängen seines Bruders Thomas nach und stimmte dem Angebot zu. Wenige Tage vor seiner geplanten Abreise starb er am 12. März 1950 im kalifornischen Santa Monica an einer Hirnblutung. 1961 wurde seine Asche nach Ost-Berlin überführt und auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof beigesetzt.