Thomas Mann wurde am 6. Juni 1875 in Lübeck geboren. Sein Vater, der Lübecker Senator und Konsul Thomas Johann Heinrich Mann, entstammte einer Patrizier- und Kaufmannsfamilie und leitete eine Getreidegroßhandlung. Seine Mutter Julia, geborene da Silva-Bruhns, war brasilianisch-deutscher Herkunft. Thomas Mann war das zweite von insgesamt fünf Kindern. Er bewunderte seinen älteren Bruder Heinrich, der gegen den Willen des Vaters eine Karriere als Schriftsteller anstrebte. Als der Vater 1891 starb, wurde das Familienunternehmen aufgelöst und die Brüder erhielten fortan eine monatliche Pension aus dem Erbe. Thomas Mann ging mit seiner Mutter nach München, arbeitete ein Jahr lang als Versicherungskaufmann und entschied sich, weil er jetzt finanziell unabhängig war, für die Zukunf eines Schriftstellers. 1898/99 war er Redakteur der satirischen Zeitschrift "Simplicissimus link*".
Die beiden Brüder lebten für einige Zeit in Italien und genossen das freie Künstlerleben. Einen großen Einfluss auf Manns Entwicklung als Schriftsteller übte die Philosophie von Arthur Schopenhauer, wo das menschliche Leben als ein langer und sinnloser Leidensweg beschrieben war. In seinem Erstlingswerk, der Novellensammlung „Der kleine Herr Friedemann“, treten emotional oder auch körperlich missgebildete Menschen als Haupthelden auf, die sich als Künstler durchzuschlagen versuchen oder zumindest künstlerisch veranlagt sind. Zum ersten Mal in Manns Schaffen wurden Rebellionsversuche gegen die bürgerlichen Umstände beschrieben. Das Spannungsverhältnis von einem Individuum und dem Bürgertum ging es auch in Manns erstem Roman, den „Buddenbrooks“ (1901) mit dem Untertitel „Der Verfall einer Familie“. Im Zentrum stand die stark autobiographisch geprägte Geschichte einer Lübecker Kaufmannsfamilie und deren Verfall, von über vier Generation durchlebt Die seelische Entwicklung der Personen, ihre eigene Liebe und ihre eigene sexuelle Erfüllung werden kompromisslos dem Zusammenhalt und dem wirtschaftlichen Erfolg der Familie geopfert.
1905 heiratete er die aus einer wohlhabenden jüdischen Familie stammende Katia Pringsheim. Sie hatten sechs Kinder: Erika Mann link* (1905-1969) wurde Schauspielerin, Schriftstellerin und Nachlassverwalterin ihres Vaters; Klaus Mann link* (1906-1949) lebte offen homosexuell und wurde ebenfalls Schriftsteller; Golo link* (1909-1994), Monika (1916-1992), Elisabeth (1918-2002) und Michael (1919-1977) waren künstlerisch aktiv oder schlugen akademische Laufbahnen ein. Das war eine glückliche Ehe, sie hielt bis zu seinem Tod.
Bereits 1910 zählte Thomas Mann zu den bekanntesten deutschsprachigen Autoren und wurde öffentlich bewundert. 1912 erschien seine wohl berühmteste Novelle „Der Tod in Venedig“ mit dem Künstler Gustav von Aschenbach als Hauptfigur. Die Arbeit an dem nächsten großen Romanprojekt „Der Zauberberg“ begann kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs und wurde erst 1924 veröffentlicht. Der Roman sprach sich deutlich gegen jeden Nihilismus aus und forderte den Leser auf, er solle „um der Güte und Liebe willen dem Tode keine Herrschaft einräumen über seine Gedanken.“ Mann schrieb verschiedene Essays, in denen er sich gegen eine Demokratie nach französischem Vorbild aussprach und den Weltkrieg als Mittel zum Erhalt der bürgerlich-humanistischen Werte befürwortete. Es kam zum Bruch mit seinem Bruder Heinrich.
Thomas Mann hatte sich immer als Bürger gefühlt. Bürger sein bedeutete für ihn: Gesund im Leben stehen, vernünftig handeln, fleißig sein und Geld verdienen, ein natürlicher Mensch sein mit Wärme und Humor, ethische Grundsätze haben, sich für Menschlichkeit und Demokratie einsetzen. Gleichzeitig aber, so Thomas Mann, erlebt besonders der künstlerisch veranlagte Mensch häufig etwas Besonderes, Außerordentliches. Nur dann kann ein Künstler ein großes Kunstwerk schaffen. Dabei durchbricht der Mensch aber die bürgerlichen und zerstört auch oft sich selbst. Im Gegensatz zum gesunden Bürger war deshalb der Künstler zwar ein sensibler, genialer, aber zugleich ein kranker Mensch, ein Einsamer. Er war „ein Bruder des Verbrechers und Verrückten“. In vielen seiner Erzählungen und Romane schildert Thomas Mann den außergewöhnlichen Menschen, den Künstler. Viele Personen in den Romanen Thomas Manns gehen äußerlich oder innerlich zugrunde.
1929 wurde Thomas Mann der Nobelpreis für Literatur verliehen. Jetzt war er der bekannteste deutsprachige Autor. Er wurde auch politisch aktiv und lehnte die aufkommende nationalsozialistische Bewegung als antihumanistisch, irrational und gewalttätig ab. Seine Novelle „Mario und der Zauberer“ (1930) kann man als Kommentar zum Zeitgeschehen verstehen, der die Gefahren der faschistiischen Verführung sowie der politischen und moralischen Trägheit des Einzelnen beschreibt. Am 10. Februar 1933 befand sich Thomas Mann mit seiner Frau und den jüngsten Kindern auf einer Lesereise in der Schweiz. Als sie von einer neuen Verhaftungswelle durch die Nazis erfuhren, beschlossen sie nach München nicht zurückzukehren.
Im Exil fand Mann Zuflucht in seinem Schreiben und beendete seine in den späten 20ern begonnene Romantetralogie „Joseph und seine Brüder“. Die ersten drei Bände wurden noch in Deutschland veröffentlicht. Der letzte Band erschien 1943 im Ausland. Im Mai 1934 besuchte er zum ersten Mal die USA, ein zweiter Besuch folgte im nächsten Jahr, als ihm von der Harvard University die Ehrendoktorwürde verliehen wurde. Durch den internationalen Zuspruch ermutigt, sprach sich Mann offen gegen den Nationalsozialismus aus. Aus Protest gegen die deutsche Politik nahm er die tschechische Staatsbürgerschaft an, woraufhin ihm die deutsche von den Nazis aberkannt wurde.
Im September 1938 siedelten die Manns in die USA über. Die Familie bezog ein Haus in Pacific Palisades in der Nähe von Los Angeles, wo sich bereits andere deutsche Autoren und Intellektuelle, etwa Feuchtwanger und Adorno link*, im Exil niedergelassen hatten. 1944 nahmen Katia und Thomas Mann die amerikanische Staatsbürgerschaft an. Mann galt in den Staaten als Botschafter der deutschen Kultur und humanistischer Werte, nahm diese Rolle auch öffentlich an und verurteilt das Nazi-Regime in unzähligen Reden und Radio-Ansprachen. Sein nächster Roman „Doktor Faustus“ aus dem Jahr 1947 basierte auf dem altdeutschen Faust-Epos und folgte dem Leben des Komponisten Adrian Leverkühn, der dem Teufel seine Seele im Tausch gegen Erfolg und lebenslange künstlerische Inspiration vermachte. Für Mann hatte gewissermaßen das gesamte deutsche Volk einen Pakt mit dem Teufel geschlossen.
1949 kehrte Mann zum esten Mal in vielen Jahren nach Deutschland zurück, um an den Feierlichkeiten zu Goethes 200. Geburtstag teilzunehmen. 1952 ging die Familie in die Schweiz, wo sie eine Villa in Kilchberg in der Nähe von Zürich bezog. Mann verfasste hier den Roman „Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“, der 1954, wenn auch unvollendet, veröffentlicht wurde. Bei einem letzten Besuch in seiner Heimatstadt Lübeck wurde er als Sohn der Stadt geehrt und gefeiert. Kurz nach seinem 80. Geburtstag unterbrach Mann wegen einer Thrombose den Urlaub in den Niederlanden. Am 12. August 1955 starb er in einem Züricher Krankenhaus.