Wilhelm Maybach

 

  Maybach 1 1  

Lebenslauf in Worten


Wilhelm Maybach wurde am 9. Februar 1846 in Heilbronn geboren, wo er zusammen mit fünf Geschwistern aufwuchs. Sein Vater betrieb eine Schlosserei, die aber nicht genug Geld einbrachte. Er nahm daher eine Arbeit in Heilbronn an, bekam dort aber kein ständiges Wohnrecht. Die Geburt des Sohnes wurde standesamtlich eingetragen als „Wilhelm Maybach aus Löwenstein“. Da Maybachs Vater 1856, zwei Jahre nach dem Tod der Mutter, durch Freitod aus dem Leben schied, wuchs Maybach in einem Waisenhaus in Reutlingen auf.

In der dem Waisenhaus angeschlossenen Maschinenfabrik absolvierte Maybach von 1861-1865 eine Lehre als Technischer Zeichner und war dann dort, nach Beendigung seiner Ausbildung, als Detailkonstrukteur tätig.  Im Alter von zehn Jahren wurde er Vollwaise. Im Reutlinger Bruderhaus ging er zur Schule. Der dortige Leiter und Gründer erkannte sehr früh die technische Begabung Maybachs und förderte ihn.

In Reutlingen lernte Maybach 1865 Gottlieb Daimler kennen und wurde dessen kongenialer lebenslanger Weggefährte. Gemeinsam mit Daimler arbeitete Maybach seit 1869 in Karlsruhe, danach wechselte er zu den Deutzer Motorenwerken. Dort begann er die Arbeit an einem leichten, schnelllaufenden Verbrennungsmotor, der für Fahrzeuge zu Wasser, zu Lande und in der Luft geeignet war. In den Deutz Gasmotorenwerken brachte Maybach den von Nicolaus Otto konstruierten Otto-Motor und den ebenfalls von Otto konstruierten Viertaktmotor im Jahr 1877 zur Serienreife. 1878 heiratete er Bertha Habermaas, die ihm 1879 seinen Sohn Karl und 1884 seinen Sohn Adolf zur Welt brachte.

Daimler verließ 1882 die Gasmotorenfabrik Deutz wegen Spannungen mit der Geschäftsleitung. Wilhelm Maybach folgte ihm nach Cannstatt, um dort die Idee seines leichten, schnelllaufenden Verbrennungsmotors zu verwirklichen. 1883 entwickelte er den ersten liegenden Versuchsmotor, dem die so genannte „Standuhr“ folgte, ein Motor mit stehendem Zylinder, der für den Einbau in Fahrzeuge geeignet war. 1885 wurde zunächst ein hölzernes Reitrad, im nächsten Jahr auch eine Kutsche mit dem neuen Motor ausgerüstet. 1885 wurde der luftgekühlte Einzylindermotor in den „Petrol-Reitwagen“, das erste Motorrad der Welt, umgebaut.

Die Erfindung, die aus seinen Bemühungen resultierte, war der Stahlradwagen. Mit diesem Fahrzeug fügte Maybach auch das Zahnradgetriebe in den Automobilbau ein. Auf der Pariser Weltausstellung von 1889 wurde Maybachs Konstruktion zum ersten Mal der Weltöffentlichkeit präsentiert. Damit gab Maybach den Anstoß zur Entstehung der Französischen Automobilindustrie.

Als Gottlieb Daimler 1890 mit Max Duttenhofer und Wilhelm Lorenz die Daimler-Motoren-Gesellschaft gründete, wurde Maybach zum Chefkonstrukteur. Aber bereits 1891 schied er wegen der für ihn ungünstigen Vertragsbedingungen aus der Firma aus. Maybach arbeitete eineinhalb Jahre als Konstrukteur in seiner Privatwohnung. 1892 begann er die von Daimler finanzierten Entwicklungsarbeiten, die so bedeutende Konstruktionen wie den Spritzdüsenvergaser und den Phönix-Motor sowie Detailverbesserungen des Riemen-Antriebs hervorbrachten.

Auf Wunsch des englischen Industriellen Frederick Simms übernahm Maybach 1895 wieder seine Tätigkeit als Technischer Direktor bei der DMG. Dort entwickelte er den Röhrenkühler mit Ventilator, später den Bienenwabenkühler.  Sein Design für einen Vergaser war weitverbreitet und war Ursache eines Rechtsstreits über die Verletzung seines Patents. Als weitere technische Leistung entwarf der „König der Konstrukteure“, wie ihn die Franzosen nannten, den ersten Vierzylinder-Automobilmotor. In den Jahren 1895-96 konstruierte Maybach fünf neue Vierzylindermotoren von 6 bis 23 PS.  

Auf Anregung von Emil Jellinek konstruierte Maybach nach Daimlers Tod im Jahr 1900 den 35 PS starken Vierzylinder-Rennwagen, der nach Jellineks Tochter "Mercedes" genannt wurde. 1903 konstruierte Maybach den 70 PS starken Sechszylinder-Mercedes und 1906 einen 120 PS starken Rennmotor. Für Ferdinand Graf Zeppelin konstruierte Maybach 1908 gemeinsam mit seinem Sohn Karl Luftschiffmotoren. Die "Motorenbau GmbH", eine Tochtergesellschaft der "Luftschiffbau Zeppelin GmbH", wurde 1909 unter der Leitung seines Sohnes Karl gegründet. Maybach selbst wurde technischer Berater. 1915 wurde Maybach zum Oberbaurat ernannt, 1916 verlieh ihm die Technische Hochschule in Stuttgart die Ehrendoktorwürde. Automobile, die das Maybach-Zeichen trugen, wurden von 1922 bis 1939 produziert.

Heute ist die Marke Maybach bei Daimler Chrysler angesiedelt. Er ist auch namensgebend für die Wilhelm-Maybach-Schule in Heilbronn, welche ein Technisches Schulzentrum für Aus- und Weiterbildung ist und insbesondere in den Bereichen Fertigungs- Metall- Kraftfahrzeug- und Elektrotechnik tätig ist.

Wilhelm Maybach starb am 29.12.1929 in Stuttgart und wurde in der unmittelbarer Nähe von Gottlieb Daimler beerdigt.



    Technikgeschichte ist mehr als die Chronologie von Erfindungen, sie ist auch die Geschichte der Menschen, die sie schufen. Die Automobilgeschichte macht dabei keine Ausnahme. Wilhelm Maybach ist dabei einer ihrer Größten. Dieser vom schwäbischen Pietismus geprägte Techniker und „König der Konstrukteure“ hat nicht nur den Otto-Motor von seinen Kinderkrankheiten kuriert, er hat auch das erste richtige Auto, den Mercedes, entworfen. 
 
 

„Wilhelm Maybach hat speziell für das Kraftfahrzeug alle diejenigen Elemente, die wir heute noch in Fahrzeugen haben, entwickelt, modifiziert und wenn nötig neu erfunden. Alle Kraftfahrzeuge basieren eigentlich auf seinen Konzepten.“ (Dr. Otto Holzinger, Verband Deutscher Ingenieure)

 
 
 

Lebenslauf in Daten

9. Februar 1846 Wilhelm Maybach wird als zweiter von fünf Söhnen des Schreiners Christian Maybach und dessen Ehefrau Luise in Heilbronn geboren.
1856 Zwei Jahre nach dem Tod der Mutter wählt der Vater aller Wahrscheinlichkeit nach den Freitod durch Ertrinken. Maybach wächst im Waisenhaus in Reutlingen auf.
1861-1865 Ausbildung zum Technischen Zeichner im Konstruktionsbüro der dem Waisenheim angeschlossenen Maschinenfabrik. Maybach belegt an der städtischen Oberrealschule Abendkurse in Physik und Mathematik.
1865-1869 Tätigkeit als Detailkonstrukteur in der Maschinenfabrik des Waisenheims.
1867 Gottlieb Daimler übernimmt die Leitung der Maschinenfabrik.
1869 Maybach folgt Daimler in die Maschinenbau-Gesellschaft Karlsruhe AG. Er arbeitet im Konstruktionsbüro als Technischer Zeichner.
1873 Maybach wechselt zur Gasmotorenfabrik Deutz AG nach Köln und leitet das Konstruktionsbüro. Daimler ist bei Deutz bereits seit 1872 im Vorstand tätig. Maybach bringt den Otto-Motor, eine Konstruktion von Nicolaus Otto, zur Serienreife. Otto ist ebenfalls bei Deutz beschäftigt.
ab 1875 Maybach arbeitet an Versuchen zur Vergasung des Benzins.
1876 Er präsentiert die Motoren der Firma Deutz auf der Weltausstellung in Philadelphia (USA).
1877 Maybach überarbeitet den von Otto konstruierten Viertaktmotor und bringt auch diesen zur Serienreife.
1878 Heirat mit Bertha Habermaas, Tochter des Posthalters von Maulbronn und Freundin der Ehefrau Daimlers.
1879 Geburt seines Sohns Karl Maybach.
1882 Differenzen zwischen Daimler und Otto veranlassen Daimler zur Gründung eines eigenen Betriebs. Maybach folgt Daimler in dessen Werkstatt in Cannstatt. Daimler plant hier die Entwicklung eines schnellaufenden Benzinmotors.
1883-1889 Nach der Konstruktion eines kleinen, schnellaufenden Verbrennungsmotors arbeitet Maybach an den Einsatzmöglichkeiten des Motors. Er konstruiert ein mit einem hölzernen Rahmen versehenes Motorrad. Die Wahl zwischen den zwei Gängen erfolgt durch Riemenwechsel, was nur bei Stillstand des Fahrzeugs erfolgen kann. Der sogenannte Reitwagen erreicht 12 km/h. Daimler und Maybach konstruieren ihr erstes zweiachsiges Fahrzeug, das ebenfalls 12 km/h erreicht. Da vor allem die Versuchsfahrten auf öffentlichen Straßen immer wieder zur Beunruhigung der Bevölkerung führen, konstruieren Daimler und Maybach ein motorisiertes Boot.
1884 Geburt seines Sohns Adolf.
1889 Maybach präsentiert seinen "Stahlradwagen" mit dem ersten Zahnradwechselgetriebe auf der Pariser Weltausstellung.
1890 Wirtschaftliche Schwierigkeiten veranlassen Daimler, seinen Betrieb in die Daimler-Motoren-Aktiengesellschaft (DMG) umzuwandeln. Differenzen zwischen den Teilhabern führen zum Ausscheiden Daimlers und Maybachs.
1893 Maybach entwickelt den Spritzdüsenvergaser, der zur Grundlage der modernen Vergasertechnik wird.
1895 Maybachs Konstruktionsbüro wird wieder in die DMG integriert. Er wird zum technischen Vorstand der DMG ernannt.
1895/96 Maybach konstruiert fünf neue Vierzylindermotoren von 6 bis 23 PS.
1897 Er bringt den Wagentyp "Viktoria" mit dem Motor über der Vorderachse zur Serienreife.
1900 Nach dem Tod Daimlers verliert Maybach in der DMG an Einfluss. Er konstruiert auf Anregung des Kaufmanns und österreichischen K. u. K.-Generalkonsuls Emil Jellinek unter Verwendung von Leichtmetall einen Rennwagen mit einem 35-PS-Vierzylindermotor und zwei Vergasern. Das Fahrzeug stellt mit Bienenwabenkühler und Zahnradgetriebe das Auto der Zukunft dar. Jellinek bestellt 36 Wagen zum Verkauf. Er nennt das Modell nach seiner Tochter "Mercedes".
1901/02 Ein "Mercedes-Wagen" fährt mit 64,4 km/h Geschwindigkeitsweltrekord. Maybachs Sohn Adolf erkrankt an der Katatonie, einer Sonderform der Schizophrenie. Er verbringt den Rest seines Lebens in Heil- und Pflegeanstalten und wird im Zuge des "Euthanasieprogramms" 1940 durch das NS-Regime ermordet.
1903/04 Maybach entwickelt den ersten Sechszylinder-Mercedes mit 70 PS.
1906 Er konstruiert einen neuartigen 120-PS-Rennmotor mit Merkmalen wie hängende Ein- und Auslassventile und Doppelzündung. Diese Kennzeichen werden später bedeutend für die Mercedes-Flugzeugmotoren und für alle anderen Hochleistungsmotoren.
1907 Wegen Auseinandersetzungen mit dem Aufsichtsrat verläßt Maybach die DMG. Er wird zum Ehrenmitglied des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) ernannt.
1908 Gemeinsam mit seinem Sohn Karl beginnt er mit der Konstruktion von Luftschiffmotoren für Ferdinand Graf Zeppelin.
1909 Gründung der Motorenbau GmbH in Bissingen/Enz (Württemberg) als Tochtergesellschaft der "Luftschiffbau Zeppelin/GmbH" unter der Leitung seines Sohnes Karl. Maybach erhält den Posten eines technischen Beraters.
ab 1909 Die Zeppeline erreichen mit den Maybach-Motoren Geschwindigkeiten von 20 m/s.
1915 Ernennung zum Oberbaurat.
1916 Die Technische Hochschule Stuttgart verleiht Maybach die Ehrendoktorwürde.
1922 Maybach erhält vom VDI die Grashof-Gedenkmünze.
29. Dezember 1929 Wilhelm Maybach stirbt in Stuttgart.

   

 

 
0 0

Концепция модуля разработана в ноябре 2009 года в рамках проекта " Виртуальная кафедра немецкой филологии"
2009-2011 А.Л.Сотникова, Л.И.Подгорная
cvsw.ru * 2011
Система Orphus