Otto I. der Große

 

  Otto der Große Buchmalerei: Ottos als Sieger über Berengar II., um 1200, Manuscriptum Mediolanense Skulptur im Magdeburger Dom: Otto mit seiner ersten Frau Editha  

Lebenslauf in Worten


Otto, Sohn des Sachsenkönigs Heinrich I. link* und seiner Frau Mathilde, wurde am 23. November 912 in Wallhausen bei Sangerhausen geboren. Von seinem Vater war Otto zum Nachfolger bestimmt worden. 929 heiratete Otto Editha, die Tochter des angelsächsischen Königs Eduards des Älteren. Editha verschaffte dem neuen sächsischen Königshof das nötige Prestige. Nach Heinrichs Tod erhoben Adel und Klerus Otto am 7. August 936 zum König, er wurde in Aachen gekrönt, gesalbt und auf dem Thron Karls des Großen eingesetzt.  In der karolingischen Pfalzkapelle zu Aachen hatten sich die Großen des Reiches versammelt, um Otto zum König zu erheben.

Ottos alleiniger Herrschaftsanspruch ohne die Berücksichtigung der Herzöge und großen Sippen zerriss sowohl die liudolfingisch-ottonische als auch die konradinische Sippe in Zwietracht und Bürgerkrieg. Bereits in seinen ersten Regierungsjahren  setzte sich Otto mit den Herzögen von Franken, Bayern und Lothringen sowie seinem Halbbruder Thankmar und seinem jüngeren Bruder Heinrich auseinander. Die Herzöge widersprachen dem Ausbau der königlichen Autorität, die ihre überkommenen Rechte einschränkte und sie aus der Reichspolitik verdrängte. Ottos Brüder kämpften gegen die neue, von der fränkischen Tradition der Reichsteilung abweichende Thronfolgeregelung, gegen die Individualsukzession und die Unteilbarkeit des Reiches.

Otto gelang es, die Aufstände der Herzöge und seiner eigenen Brüder niederzuwerfen und anschließend im Reich eine Neuordnung durchzuführen. Das Herzogtum Franken unterstellte Otto direkt der Krone, das Herzogtum Lothringen vergab er an seinen Schwiegersohn Konrad den Roten, Bayern an seinen Bruder Heinrich, mit dem er sich wieder ausgesöhnt hatte, und Schwaben an seinen Sohn Liudolf. Sachsen blieb das Hausgut des Königs. Somit standen alle Herzogtümer im Reich in enger, dynastischer Verbindung zum König. In seiner ersten Ehe war Otto mit Editha, der Tochter des angelsächsischen Königs Athelstan verheiratet.

Im Westen des Reiches erkannte der burgundische König die Lehenshoheit Ottos an, im Osten sicherte Otto die Grenzen durch die Errichtung von Marken und von Bistümern zur Slawenmission. Magdeburg, eine wichtige abendländische Handelsstationen im Osten, baute Otto zu einem bedeutenden Missionsstützpunkt. Otto I. führte Verhandlungen mit dem Kalifen von Cordoba, besorgte seinem Sohne Otto II. eine Frau, Theophanu, aus dem byzantinischen Königshaus. Er führte die Ostexpansion seines Vaters fort und begann mit der Errichtung des Erzbistums Hamburg und den abhängigen Bistümern eine Christianisierung des Nordens.

951 unternahm Otto seinen ersten Italienzug. Adelheid, die Witwe des langobardischen Königs Lothar II., hatte ihn gegen Markgraf Berengar von Ivrea, der das Königreich usurpiert hatte, zu Hilfe gerufen. Otto überwand Berengar, wurde selbst König der Langobarden und heiratete in zweiter Ehe Adelheid. Mit Adelheid gewann er eine starke und intelligente zweite Frau an seine Seite, deren Sohn Otto II. auch Ottos Nachfolger wurde.

Ottos Sohn Liudolf, der Herzog von Schwaben war, fürchtete durch die zweite Ehe seines Vaters um seine Stellung als Thronfolger und erhob sich gegen Otto. 954 hatte Otto den Aufständischen unterworfen. Nach diesem Vorfall zog er die Reichskirche als Stütze seiner Herrschaft heran, wobei er die entscheidenden Positionen erneut mit Familienmitgliedern besetzte und ihnen umfangreiche weltliche Gewalt verlieh. Durch großzügige Ausstattung der Kirche mit Gütern und Hoheitsrechten schuf er die Voraussetzung für den „Reichsdienst” der Bischöfe und Äbte. Als loyalen Bischof setzte er seinen jüngsten Bruder Brun als Erzbischof von Köln ein und übergab ihm das Herzogtum Lothringen zur Verwaltung. Den 927 geborenen unehelichen Sohn Wilhelm machte Otto zum Erzbischof von Mainz. 937 gründete er das dem heiligen Mauritius geweihte Benediktinerkloster link* in Magdeburg.

955 gelang es Otto, die Ungarn, die immer wieder im Reich eingefallen waren, auf dem Lechfeld bei Augsburg zu schlagen. Zwei Monate später wurden die Slawen an der Recknitz besiegt: Otto war nun unbestritten mächtiger als alle anderen Fürsten in Europa, und als Retter der Christenheit. 961 zog Otto erneut nach Italien. Der Papst hatte ihn zu Hilfe gerufen. 962 wurde Otto in Rom von Papst Johannes XII. zum Kaiser gekrönt. Er führte nun auch den Titel „Stellvertreter Christi“. Damit knüpfte er an die Tradition des karolingischen Kaisertums und dessen Schutzherrschaft über die Kirche an und begründete die Tradition der Bindung der Kaiserkrone an das deutsche Königtum und der Ausrichtung der Reichspolitik nach Italien.

An Weihnachten 967 ließ er seinen Sohn Otto II. nach byzantinischem Vorbild zum Mitkaiser krönen. Als Geste der Aussöhnung diente auch die Heirat des Thronfolgers mit der byzantinischen Prinzessin Theophanu. Mit Unterstützung von Papst Johannes XIII. gelang Otto nun die Verwirklichung seines Missionsplans in den unterworfenen slavischen Gebieten. 967 wurde auf einer Synode in Ravenna die Gründung des Erzbistums Magdeburg beschlossen, dem neben Brandenburg an der Havel und Havelberg auch die zur Sicherung der Ostgrenzen errichteten Bistümer Merseburg, Meißen und Zeitz - 1028 nach Naumburg verlegt - zugeordnet wurden. Magdeburg wurde zur Metropole, die auch Rom des Ostens genannt wurde.

Ein Hilferuf von Papst Johannes XIII., der sich von den Byzantinern in Süditalien bedroht sah, war Anlass für Ottos dritten Italienzug, der von 966 bis 972 dauerte. Nachdem Otto die letzten Jahre seines Lebens in Italien zugebracht hatte, dort nicht müßig, sondern mit dem Ziel die Eroberung der südlichen Fürstentümer Benevent, Capua und Salerno einzuleiten, was ihm aber nicht gelang, kehrte er im 60zigsten Lebensjahr ins Reich zurück. Mit der Rückkehr aus Italien hatte Otto 972 den Höhepunkt seiner Macht erreicht.

Mit der Errichtung eines Bistums in Prag sollte die ottonische Ostexpansion unterstützt werden. Ein 973 in Quedlinburg abgehaltener glorreicher Hoftag pries den Kaiser als „Haupt der Welt". Sein Königtum wurde zum Vorbild der christlichen Monarchien des Mittelalters. Wegen der Erneuerung des abendländischen Kaisertums, das fortan mit dem deutschen Königtum verbunden blieb, belegte ihn Bischof Otto von Freising mit dem Beinamen „der Große”. Am 7. Mai 973 starb Otto  an einer fiebrigen Erkältung in der Pfalz Memleben. Seine letzte Ruhestätte fand er im Magdeburger Dom.



    »Leben und Werk Otto des Großen wirken im Nachhinein wie eine einzigartige Erfolgsstory. Das müsste in der deutschen Geschichtsschreibung stärker berücksichtigt werden.«

    Otto war immerhin der erste Deutsche, dem die Geschichte den Ehrennamen »der Große« verliehen hat und nicht Karl der Große, der 150 Jahre zuvor als Frankenherrscher die christlich-kulturelle Einheit Europas begründet hat, noch bevor es Deutschland gab. Was wie eine Erfolgsstory aussieht, waren harte Bewährungsproben, die er bestehen musste. Mit Beharrlichkeit, einem ausgewogenen Verhältnis von Langmut, Versöhnungsbereitschaft und entschlossener Durchsetzungsfähigkeit und wohl auch der Überzeugung, großen Aufgaben gewachsen zu sein, war es ihm möglich geworden, zu einer europäischen Autorität zu werden.

 
 

Lebenslauf in Daten

23. November 912 Geburt in Wallhausen
929 Heirat mit Editha
936 Tod des Vaters; Krönung in Aachen
951 Erster Italienzug; König von Langobarden; Heirat mit Adelheid
954 Niederwerfung des Aufstandes des Sohnes; Unterstützung der Kirche
955 Schlacht gegen Ungarn; Sieg über Slawen
961 Zweiter Italienzug
962 Kaiserkrönung in Rom
967 Krönung des Sohnes Otto II. zum Mitkaiser; Gründung des Erzbistums Magdeburg
966-972 Dritter Italienzug
972 Rückkehr nach Deutschland; Errichtung des Bistums in Prag
7. Mai 973 Tod und Beisetzung im Magdeburger Dom

   

 

 
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