Tilman Riemenschneider

 

  Detail:Trauernde Maria von Acholzhausen 1 Heiliger Sebastian, Hände  

Lebenslauf in Worten


Tilman Riemenschneider wurde zwischen 1459 und 1462 in Heiligenstadt (Thüringen) als Sohn eines Münzmeisters geboren. Als Tilman etwa fünf Jahre alt war, musste sein Vater wegen früherer Verwicklungen in die Mainzer Stiftsfehde Heiligenstadt verlassen. Die Familie zog nach Osterode um, wo sich der Vater als Münzmeister niederließ und Tilman seine Kinder- und Jugendjahre verbrachte. Um 1473 erlernte Tilman Riemenschneider das Bildhauer- und Bildschnitzerhandwerk.

Nach einigen Lehr- und Wanderjahren in Schwaben und am Oberrhein bekam er  um 1485 das Bürgerrecht in der fürstbischöflichen Residenzstadt Würzburg. Hier wurde er als Malerknecht in die Sankt-Lucas-Gilde der Maler, Bildhauer und Glaser aufgenommen wurde. Nachdem er 1485 Anna Schmidt, die Witwe eines Goldschmiedemeisters geheiratet hattete,  erhielt er die Meisterwürde. Außer Status und Vermögen brachte Tilman Riemenschneiders erste Frau drei Söhne in die Ehe mit. Sie starb nach fast zehn Ehejahren und hinterließ ihm eine gemeinsame Tochter.

1497 heiratete Tilman Riemenschneider zum zweiten Mal. Auch die zweite Frau, Anna Rappolt, mit der er eine weitere Tochter und drei Söhne hatte, starb im neunten Ehejahr. Ein Jahr nach dem Tod seiner zweiten Frau heiratete Tilman Riemenschneider 1507 zum dritten Mal, und nachdem auch diese gestorben war, ein letztes Mal um 1520. Von seiner letzten Frau, die ihn überlebte, ist jedoch nur der Vorname, Margarete, bekannt.

Um 1500 hatte er als Künstler einen hervorragenden Ruf und war zum wohlhabenden Bürger geworden. Er besaß in Würzburg mehrere Häuser, einen Grundbesitz mit eigenen Weinbergen und eine florierende Werkstatt, in der er viele Gesellen beschäftigte. Im November 1504 wurde Tilman Riemenschneider in den Rat der Stadt Würzburg berufen, dem er über 20 Jahre angehörte. Durch die öffentlichen Ämter und Privilegien als Ratsherr mehrte er nicht nur sein gesellschaftliches Ansehen, sondern erlangte auch viele große, lukrative Aufträge. Von 1520 bis 1524 übernahm er sogar das Amt des Bürgermeisters.

In den nächsten Jahrzehnten schuf er eine Vielzahl von Figuren und Altären. Solche Werke wie der Creglinger Marienaltar, der Heiligblutaltar in Rothenburg ob der Tauber oder der Flügelaltar in Münnerstadt verhalfen Riemenschneider zu einerm weit verbreiteten Ansehen nicht nur in seiner Stadt. Tilman Riemenschneider gilt als der Hauptmeister der deutschen Spätgotik. Seine Altarwerke sowie das Grabmal für Kaiser Heinrich II. link* im Bamberger Dom und „Adam und Eva“ am Portal der Würzburger Marienkapelle begründeten Riemenschneiders Ruhm und werden heute als Hauptwerke seines Schaffens bezeichnet. Riemenschneiders Werkstatt, in der er zahlreiche Gesellen beschäftigte, entwickelte sich zu einem florierenden Kunstbetrieb.

Riemenschneiders persönliche Handschrift manifestierte sich in den ausdrucksstarken Gesichtern seiner Figuren. Dabei ersetzte er die bisher übliche Bemalung des Materials mit Licht- und Schattenwirkungen. Riemenschneider  arbeitete sowohl in Holz als auch in Stein. Er war  auch der erste und einzige Bildhauer seiner Zeit, der ab etwa 1500 auf die farbige Fassung seiner Plastiken verzichtete.

Nachdem er sich im Bauernkrieg von 1525 für die Seite der Aufständischen entschieden hatte, war Riemenschneiders Ruf zerstört. In Folge dieser Parteinahme war er ins Gefängnis geworfen und sogar gefoltert. Nach seiner Entlassung und Enthebung von allen Ämtern geriet Riemenschneider in Vergessenheit. Er erhielt nie mehr einen größeren Auftrag. Bis zu seinem Tod 1531 führte er mit seiner vierten Ehefrau in Würzburg ein zurückgezogenes Leben. Riemenschneider starb am 7. Juli 1531 und hinterließ neben seiner mittlerweile vierten Ehefrau, seinen Kindern und zahlreichen Schülern die Werkstatt, die von seinem Sohn Jörg weitergeführt wurde.

Riemenschneiders Grabstein, den sein Sohn Jörg angefertigt haben soll, war verschollen und wurde erst 1822 wiedergefunden. Er ist heute an der Außenmauer des St. Kilian Doms gegenüber dem Eingang zum Dom-Museum befestigt. Eine Kopie befindet sich im Mainfränkischen Museum auf der Festung Marienberg. Das Riemenschneider-Gymnasium Würzburg ist nach Riemenschneider benannt. Die größte Sammlung seiner Werke befindet sich im Mainfränkischen Museum in Würzburg.



 
 

In der Zeit der Gotik und Renaissance war Würzburg das Zentrum der Bildhauer- und Holzschnitzkunst und Tilmann Riemenschneider galt als einer der bedeutendsten gotischen Künstler im fränkischen und süddeutschen Gebiet.

Seine Kunst wurde insbesondere vom holländischen Realismus beeinflusst. Hauptthemen in seinen Werken waren die bildlichen Darstellungen des leidenen Christi. Tilmann Riemenschneider vereinte das Heilige mit dem menschlichen Alltag in seiner Kunst.

Berühmt sind bis heute unter anderem seine Altarwerke, wie das Grabmal für Kaiser Heinrich II. Im Bamberger Dom.

   

Lebenslauf in Daten

um 1459 Geburt in Heiligenstad
um 1465 Reise nach Osterode
um 1473 erlernte Riemenschneider das Bildhauer- und Bildschnitzerhandwerk
um 1485 Bürgerrecht in Würzburg; Heirat; Geburt des ersten Kindes
1485 Tod der Ehefrau; Meisterwürde
um 1497 2. Heirat
um 1500 Arbeit als Künstler
1504-1524 Leben und Arbeit in Würzburg; Berufung in den Stadtrat
1506 Tod der 2. Ehefrau
1507 nächste Heirat
1520-1524 Bürgermeisteramt; Altarwerke sowie das Grabmal für Kaiser Heinrich II. im Bamberger Dom und „Adam und Eva“ am Portal der Würzburger Marienkapelle
1525 Inhaftierung  und Freilassung
07. Juli 1531 Tod in Würzburg

   

 

 
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