Arthur Schopenhauer

 

 

Lebenslauf in Worten


Arthur Schoppenhauer wurde am 22. Februar 1788 als Sohn des angesehenen Großhandelskaufmanns und Hofrates Heinrich Floris Schoppenhauer und Johanna Schoppenhauer, die später als Schriftstellerin bekannt wurde, in Danzig (heute Gdansk, Polen) geboren. Aufgrund der Besetzung Danzigs durch Preußen zog die Familie nach Hamburg um, wo der republikanisch gesinnte Vater ein Handelsgeschäft gründete. Von 1797 bis 1799 ging Arthur Schoppenhauer in eine kaufmännische Lehre, von 1799 bis 1803 besuchte er eine Privatschule in Hamburg. Er unternahm im Jahr 1800 mit seinen Eltern Ausflüge nach Karlsbad, Göttingen, Weimar, Berlin, Dresden und Jena und begleitete sie später auf Reisen durch die Niederlande, England, Belgien, Frankreich, Schweiz und Österreich. Nach dem Tod des Vaters bereitete sich Schoppenhauer von 1807 bis 1809 auf dem Gymnasium in Gotha und Weimar auf ein Studium vor.

1809 begann er an der Universität Göttingen ein Medizinstudium, das er jedoch bald abbrach, um sich der Philosophie zu widmen. 1811 ging er nach Berlin, wo er Schüler von Friedrich Schleiermacher und Johann Gottlieb Fichte wurde. In Jena promovierte er 1813 mit der Abhandlung „Über die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde“. Nach dem Tod des Vaters zogen seine Mutter und Schwester nach Weimar. Dort war Johanna Schoppenhauer als Schriftstellerin tätig und unterhielt einen literarischen Salon.   Schoppenhauer besuchte sie oft, aber Streitigkeiten mit seiner Mutter veranlassten ihn, Weimar zu verlassen. Von 1814 bis 1818 hielt er sich in Dresden auf. 1816 veröffentlichte er eine Farbenlehre mit dem Titel „Über das Sehen und die Farben“, das die grundlegenden erkenntnistheoretischen Ideen des späteren Werks widerspiegelte.

1818 unternahm Schoppenhauer eine mehrmonatige Italienreise. Nach der Rückkehr und einem kurzen Aufenthalt in Weimar und Dresden trat er eine Professur für Philosophie an der Berliner Universität an. Seine Probevorlesung "Über die vier verschiedenen Arten der Ursachen” trug er im Beisein von Georg Hegel vor. Schoppenhauers Hauptwerk „Die Welt als Wille und Vorstellung“ erschien im Jahr 1819. Schoppenhauers Metaphysik der Kunst beeinflusste das Schaffen von Richard Wagner und Friedrich Nietzsche. Nach Schoppenhauer ist dem Willen ewiges Streben eigen. Er kommt nie zum Ziel und daher auch zu keiner Befriedigung, das bedeutet zu keinem Glück. Das Leben wird zum Leiden, das erst mit der Zerstörung des Willens endet. Schoppenhauer lehrte somit eine pessimistische Willensphilosophie. In der Folgezeit unternahm er eine Italienreise. 1822 unternahm er eine zweite Italienreise über die Schweiz, Mailand, Venedig und Florenz.

Von 1820 bis 1831 war er an der Universität Berlin als Dozent tätig. 1825 erschien in der "Kleinen Bücherschau” eine positive Kritik von Jean Paul zu Schoppenhauers Hauptwerk. Nach dem Ausbruch einer Choleraepidemie im Jahre 1831 ließ sich Schoppenhauer in Frankfurt am Main nieder, wo er bis zu seinem Tod zurückgezogen als Privatgelehrter lebte. 1Er betätigte sich dort als Privatgelehrter und widmete sich der Abfassung seiner Schriften und dem Studium der buddhistischen und hinduistischen Philosophie und der Mystik, wobei er besonders durch die Mystiker Meister Eckhart link* und Jakob Böhme link* beeinflusst wurde.

1841 erschien der Titel "Die beiden Grundprobleme der Ethik”. Mit diesem Werk wurden die beiden Preisschriften "Über die Freiheit des menschlichen Willens”, für die Schoppenhauer 1839 von der Königlich-Norwegischen Societät der Wissenschaften ausgezeichnet wurde, und "Über das Fundament der Moral” veröffentlicht. In  Frankfurt am Main schrieb er seine Schriften „Über den Willen in der Natur“ (1836), die erweiterte und überarbeitete Fassung seines Hauptwerks „Die Welt als Wille und Vorstellung II“(1844), das zweibändige, aphoristische Werk „Parerga und Paralipomena“(1851) mit „Die Aphorismen zur Lebensweisheit“ fertig. Zu seinen weiteren Werken zählen unter anderem "Notizen über mein Leben” (1851).

Unter dem Einfluss Platons und Immanuel Kants vertrat Schoppenhauer in seiner Erkenntnistheorie die Position des Idealismus. Er beschritt innerhalb dieser Grundauffassung seinen eigenen Weg und lehnte die Philosophie G. W. F. Hegels ab. Er stimmte mit Kant nicht darin überein, dass das Ding an sich jenseits aller Erfahrung liegt und deshalb nicht erkannt werden kann. Nach Schoppenhauer liegt der Vorstellungswelt der Wille zu Grunde, den er als grundlosen und ziellosen (blinden) Drang versteht. Im Gegensatz zur Philosophie Hegels spricht er damit der Welt und der Geschichte jeglichen Sinn ab. Dem Willen liegt nicht nur das Handeln des Menschen zugrunde. Er umfasst die gesamte Wirklichkeit, das heißt die organische (tierische und pflanzliche) und die unorganische Natur. Er objektiviert sich in der Erscheinungswelt als Wille zum Leben und zur Fortpflanzung. Diese Lehre vom "Primat des Willens" bildet die zentrale Idee der Schoppenhauerschen Philosophie.

Zu Lebzeiten war Arthur Schoppenhauer nicht sehr berühmt. Erst 1854 wurde man auf ihn aufmerksam. 1857 hielt er einige Vorlesungen, 1859 wurde eine Schoppenhauerbüste angefertigt. Arthur Schoppenhauer starb am 21. September 1860 isoliert und vereinsamt an einer Lungenentzündung in Frankfurt am Main.




Leo Tolstoi Ende August 1869 über Arthur Schopenhauer: „Wissen Sie, was der diesjährige Sommer für mich bedeutet hat? Ununterbrochene Begeisterung für Schopenhauer und eine Reihe geistiger Genüsse, die ich niemals zuvor erfahren habe. […] Ich weiß nicht, ob ich meine Meinung einmal ändern werde, jetzt jedenfalls bin ich überzeugt, dass Schopenhauer der genialste aller Menschen ist […] Wenn ich ihn lese, ist mir unbegreiflich, weshalb sein Name unbekannt bleiben konnte. Es gibt höchstens eine Erklärung, eben jene, die er selber so oft wiederholt, nämlich dass es auf dieser Welt fast nur Idioten gibt“ (XVII, 330f.).

 
 

Schopenhauer-Zitate

In meinem 17. Jahre, ohne alle gelehrte Schulbildung, wurde ich vom Jammer des Lebens so ergriffen wie Buddha in seiner Jugend, als er Krankheit, Alter, Schmerz und Tod erblickte. Die Wahrheit, welche laut und deutlich aus der Welt sprach, überwand bald auch die mir eingeprägten jüdischen Dogmen, und mein Resultat war, daß diese Welt kein Werk eines allgütigen Wesens sein könnte, wohl aber das eines Teufels, der Geschöpfe ins Dasein gerufen, um am Anblick ihrer Qual sich zu weiden; darauf deuteten die Data, und der Glaube, daß es so sei, gewann die Oberhand (aus dem handschriftlichen Nachlaß Schopenhauers. Zitiert nach Rowohlt Monographie Horkheimer, S. 9).

„Ganz er selbst sein darf jeder nur, solange er allein ist. Wer also nicht die Einsamkeit liebt, der liebt auch nicht die Freiheit; denn nur wenn man allein ist, ist man frei!“

„Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad von Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand.“

„Viele verlieren den Verstand deshalb nicht, weil sie keinen haben.“

„All unser Übel kommt daher, dass wir nicht allein sein können.“

   

Lebenslauf in Daten

22. Februar 1788 Arthur Schoppenhauer, geboren in Danzig als erstes Kind des Kaufmanns Heinrich Floris Schoppenhauer und seiner Frau Johanna, geb. Trosiener
1793 Übersiedlung der Familie in die Freie u. Hansestadt Hamburg, da der Vater die Annexion Danzigs durch Preußen als Beschränkung seiner Freiheit empfindet
1797 Geburt der Schwester Adele; Arthur wurde (bis 1799) zu einem Geschäftsfreund des Vaters nach Le Havre geschickt, um dort die französische Sprache zu erlernen, vermutlich aber auch zur Entlastung der Mutter; für Schoppenhauer eine glückliche Zeit
1799 Eintritt in die Rungesche Privatschule in Hamburg; von dort möchte Arthur auf das Gymnasium überwechseln, der Vater jedoch, der in den humanistischen Studien keine Basis für die von ihm gewünschte kaufmännische Zukunft des Sohnes sah, schlägt ihm als Alternative eine mehrjährige Bildungsreise durch Europa vor; Arthur entscheidet sich für das Reisen
1800 Karlsbad und Prag
1803-1804 Holland, England, Frankreich, Schweiz, Österreich, Schlesien und Preußen (1803 mehrere Wochen in England, Wimbledon, zum Erlernen der englischen Sprache); während der ganzen Zeit führt er ein Reisetagebuch
1805 Rückkehr nach Hamburg; Antritt der Kaufmannslehre; 20. April tödlicher Unfall des Vaters
1806 Auflösung des väterlichen Geschäfts; Johanna und Adele Schoppenhauer verlassen Hamburg und leben ab jetzt in Weimar, wo die Mutter einen literarischen Zirkel gründet, u.a. mit Goethe und Wieland als Gästen
1807 Schoppenhauer in Hamburg vereinsamt, wendet sich literarischen Studien zu; Abbruch der Kaufmannslehre; Juni: Eintritt in das Gymnasium in Gotha (nach Auseinandersetzungen mit der Mutter); Dezember: Schulwechsel auf das Gymnasium in Weimar
1809 Beginn des Studiums an der Universität Göttingen (zunächst Medizin, dann Philosophie bei G.E. Schulze); volljährig geworden erhält Arthur seinen Anteil am väterlichen Erbe ausbezahlt
1811-1813 Fortsetzung des Studiums an der Universität Berlin (u.a. bei Fichte und Schleiermacher, gegen die er jedoch eine Abneigung entwickelt)
1813 Schoppenhauer verläßt Berlin wegen der Kriegsunruhen; kurzer Aufenthalt in Weimar, wieder Spannungen mit seiner Mutter; Rückzug nach Rudolstadt, wo er an seiner Dissertation arbeitet; 18. Oktober: Promotion mit der Arbeit Über die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde an der Universität Jena (in absentia); abermals in Weimar, häufige Begegnungen mit Goethe; durch Friedrich Majer Bekanntschaft mit der altindischen Philosophie, die Schoppenhauer entscheidend prägt
1814 Endgültiges Zerwürfnis mit der Mutter; ab Mai in Dresden; dort Kontakt zu literarischen Kreisen, Studien in Sammlungen und Bibliotheken
1815-1818 Niederschrift von Die Welt als Wille und Vorstellung, Schoppenhauers Hauptwerk
1816 Abhandlung Über das Sehen und die Farben veröffentlicht; darüber Diskussion mit Goethe
1818-1819 Erste Italienreise
1819 Die Welt als Wille und Vorstellung erscheint bei Brockhaus; Bewerbungen um eine Dozentur an der Universität Berlin
1820 Schoppenhauer hält parallel zum philosophischen Hauptkolleg Hegels eine (wenig erfolgreiche) Probevorlesung; vermutlich Beginn der mehrjährigen Beziehung zu Caroline Richter, genannt Medon
1822-1823 Zweite Italienreise
1823 Rückkehr nach Deutschland; in München durch Krankheit fast ein Jahr festgehalten; Kur in Bad Gastein
1824 Wieder in Dresden
1825-1831 Berlin; Privatdozent, Arbeit an Ergänzungen zu Die Welt als Wille und Vorstellung; Übersetzung von Balthasar Graciáns Handorakel Kunst der Weltklugheit
1831 Flucht aus Berlin wegen Choleraepidimie; längerer Aufenthalt in Frankfurt/Main
1832-1836 Mannheim; Juni 1833 Übersiedlung nach Frankfurt/M.
1835-1836 Über den Willen der Natur, Niederschrift und Publikation
1838 Tod der Mutter
1839 Preisschrift Über die Freiheit des menschlichen Willens, von der Königl. Norwegischen Sozietät ausgezeichnet
1840 Preisschrift Über das Fundament der Moral, nicht von der Königl. Dänischen Sozietät ausgezeichnet
1841 Die zwei Preisschriften erscheinen zusammengefasst unter dem Titel  Die beiden Grundprobleme der Ethik
1843 Einzug in das Haus Schöne Aussicht Nr. 17 in Frankfurt, das Schoppenhauer 16 Jahre bewohnen wurde
1844 Vollendung des 2. Teils der Welt als Wille und Vorstellung; die ergänzte und überarbeitete Neuauflage des Werks erscheint bei Brockhaus
1847 2. Auflage der Disssertation
1849 Tod der Schwester
1851 Parerga und Paralipomena erscheint, darin Aphorismen zur Lebensweisheit, Schoppenhauers populärstes Werk
1854 2. Auflage Über den Willen der Natur
1858 70. Geburtstag; Schoppenhauer lehnt die ihm angetragene Mitgliedschaft in der Königl. Akademie der Wissenschaften, Berlin, ab
1859 3. Auflage der Welt als Wille und Vorstellung; Umzug in das Nachbarhaus Schöne Aussicht Nr. 16
9. September 1860 Lungenentzündung;
21. September
Tod Schoppenhauers;
26. September 1860 Beisetzung auf dem städtischen Hauptfriedhof, Frankfurt/Main

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