Theodor Storm

 

   

Lebenslauf in Worten


Am 14. September 1817 wurde Hans Theodor Woldsen Storm in Husum als erstes Kind des Justizrats Johann Casimir Storm und seiner Frau Lucie geboren.  Mit seinen Eltern hat er kein enges Verhältnis, verstand er sich  aber sehr gut mit seiner Großmutter. Im liberalen Elternhaus wuchs Storm relativ frei auf. „Erzogen wurde wenig an mir«, schrieb er später, „von Religion oder Christentum habe ich nie reden hören“. 

Mit vier Jahren kam er in die Grundschule der „Mutter Amberg“, einer alten Hamburger Dame. Mit neun Jahren besuchte er die Gelehrtenschule Husums, 1835 wechselte er zum Katharineum, einem angesehenen Gymnasium in Lübeck. In Ferdinand Röse link* fand er dort einen Freund, der ihn nicht nur in die Gesellschaft Lübecks einführte, sondern Storm die zeitgenössische Literatur nahebrachte. Heines „Buch der Lieder“, Goethes „Faust“, Eichendorffs „Dichter und ihre Gesellen“ machten auf Storm einen großen Eindruck.  In der Schule erlernte er die Nachahmung antiker Poesie und schrieb einige Prosatexte.  Diese Arbeiten wurden im "Husumer Wochenblatt" und im "Ditmarser und Eiderstädter Boten" veröffentlicht, so 1834 das Gedicht „Sängers Abendlied".

1837 ließ er sich an der Universität in Kiel zum Jurastudium immatrikulieren.  1838 folgte er seinem Freund Röse für drei Semester nach Berlin. 1839 nach Kiel zurückgekehrt, lernte er Tycho und Theodor Mommsen, den späteren Historiker, kennen. Gemeinsam mit ihnen sammelte Storm schleswig-holsteinische Sagen, Märchen und Lieder, die 1845 herausgegeben wurden. Bereits 1840 hatte Storm seine ersten Gedichte im „Album der Boudoirs“ veröffentlicht. 1843 erschien das „Liederbuch dreier Freunde“, das mehr als 120 Gedichte der Gebrüder Mommsen und Storms enthielt. Aus seiner großen Liebe zu Bertha von Buchnan heraus entstanden seine ersten Liebesgedichte. 1841 hielt er um Bertas Hand an, bekam jedoch eine abschlägige Antwort von dem Mädchen selbst. Die Novelle „Immensee" ist eine Erinnerung an Berta von Buchau.

Ende 1842 bestand er das juristische Abschlussexamen, kehrte nach Husum zurück und arbeitete zunächst in der Advokatur seines Vaters. Überraschend für seine Familie verlobte er sich 1844 mit seiner Cousine Constanze Esmarch aus Segeberg, 1846 fand die Hochzeit statt.  Nach dem Tod seiner Frau Constanze im Jahr 1865, der ihn in eine schwere Lebens- und Schaffenskrise stürzte, konnte Storm seine frühere Geliebte Dorothea Jensen heiraten. Der Gedichtszyklus „Tiefe Schatten“ brachte seine Trauer zu Ausdruck.  Als einer der ersten Mitarbeiter des „Volkskalenders“ veröffentlichte Storm 1846 unter dem Titel „Geschichten aus der Tonne" seine „Drei kleine Stücke aus der Mausekiste", die „Sage von Graf Ottos Horn", das „Märchen von den drei Spinnfrauen", plattdeutsche „Döntjes, das „Märchen vom kleinen Häwelmann" und zahlreiche Gedichte.

Politische Ereignisse bestimmten die nächsten Jahre seines Lebens. 1840 schloss sich Storm in Kiel der schleswig-holsteinischen Volksbewegung gegen die dänische Vorherrschaft an. Nach dem Friedensschluss von 1850 zwischen Preußen, Österreich und Dänemark blieb seine Haltung unversöhnlich, so dass ihm der dänische Staat die Advokatur entzog. Nun suchte er außerhalb seiner Heimat nach einer Anstellung als Richter und führte seine Kanzlei unter dem Namen seines Vaters weiter. Als er im Februar 1852 bei der Wahl um die Bürgermeisterstelle in Buxtehude durchfiel, emigrierte Storm 1853 nach Berlin und erhielt eine unbezahlte Anstellung am Kreisgericht in Potsdam. Er knüpfte Beziehungen zu dem literarischen Verein „Tunnel über der Spree link*“ an, wo er Theodor Fontane, Paul Heyse, Adolph von Menzel link*, Franz Kugler link* und selbst den alten Eichendorff kennen lernte.

Erst 1856 besserte sich seine materielle  Lage. Er wurde zum Kreisrichter ernannt und fand  eine Anstellung in Heiligenstadt. Die nächsten acht Jahre in dieser Provinz waren die glücklichsten seines Lebens. Es  waren auch Jahre der inneren Entwicklung und literarischer Konsolidierung. Die Arbeit ließ ihm nun genügend Zeit für sein dichterisches Schaffen, wobei die Novellistik mehr und mehr in den Vordergrund trat: 1849 erschien „Immensee“ (diese Novelle machte ihn als Autor bekannt), 1857/58   „Auf dem Staatshof“, 1859 „Späte Rosen“, 1860 „Drüben am Markt“, 1861 „Veronica“, 1861 „Im Schloss“, 1862 „Auf der Universität“, 1863/64 „Von jenseits des Meeres“ und 1861 seine Gespenstergeschichten „Am Kamin“.

1864 kehrte Storm mit seiner Frau und seinen drei Kindern wieder in seine Heimatstadt zurück. Bis 1880 blieb er dort, übte zunächst das Amt des Landvogts aus und war ab 1867, im Zuge der Verwaltungsreform, nachdem Schleswig-Holstein von Preußen annektiert worden war, Amtsrichter. In Heiligenstadt gründete Storm einen Gesangverein und Aufführungen wurden veranstaltet. Es wurden Theaterproben, Bälle, Vorlesungen in der Aula des Gymnasiums, Aufführungen des Gesangvereins, von Storm geleitet, veranstaltet und zum berühmten Treffen entwickelte sich Storms „4-Uhr-Tee", bei dem er in engerem Freundeskreis gern vorlas. Storms Popularität wuchs von Jahr zu Jahr. Jüngere Schriftsteller suchten seinen persönlichen Kontakt, mit anderen wie Turgenjew, den er 1855 während einer Reise nach Baden-Baden kennen gelernt hatte, und Gottfried Keller link* verkehrte er brieflich. Jetzt war Storm einer der beliebtesten Erzähler geworden und als Mitarbeiter der angesehensten Zeitungen hochgeschätzt.

1868 erschien die erste Ausgabe seiner Sämtlichen Schriften. 1870 erschien das „Hausbuch aus deutschen Dichtern seit Claudius. Eine kritische Anthologie". Etwas jedes zweite Jahr erschien nun ein neuer Titel, in regelmäßigen Abständen entstanden nun die Novellen: 1867 „In St. Jürgen“, 1871/72 „Draußen im Heidedorf“, 1873 „Viola tricolor“, 1873/74 „Pole Poppenspäler“, 1874 „Waldwinkel“, 1875 „Psyche“und „Im Nachbarhause links“, 1875/76 „Aquis submersus“, 1877 „Carsten Curator“, 1877/78 „Renate“, 1878/79 „Im Brauerhause“, 1879/80 „Die Söhne des Senators“, 1881/82 „Hans und Heinz Kirch“, 1882/83 „Schweigen“ und  schließlich das Gedicht „Geh nicht hinein".

Nach der Pensionierung 1880 bezog er seine ,Altersvilla in Hademarschen. Bereits Ende 1886 litt er an einer schweren Krankheit, Anfang 1887 wurde Magenkrebs diagnostiziert. Trotz der Leiden konnte er seine längste Novelle „Der Schimmelreiter“ 1888 noch vollenden. Diese Novelle macht bis heute einen guten Teil des Ruhmes von Theodor Storm aus. Mit diesem Werk war sein Schaffen durch den Tod beendet. Theodor Storm starb am 4. Juli 1888. Am 7. Juli wurde er, begleitet von einer riesigen Menschenmenge, doch ohne Priester, wie er es zu Lebzeiten bestimmt hatte, auf in der Familiengruft auf dem alten Kirchhof St. Jürgen in Husum beigesetzt. 

Die 1948 gegründete Theodor-Storm-Gesellschaft will ein zeitgemäßes Bild des Dichters Theodor Storm vermitteln und sein literarisches Werk lebendig halten.  Seit 1952 gibt die Gesellschaft die "Schriften der Theodor-Storm-Gesellschaft" heraus.  In Husum hat der Dichter von 1866 bis 1880 im Haus Wasserreihe 31 gewohnt. Das ist ein altes Husumer Kaufmannshaus. Hier hat die Theodor-Storm-Gesellschaft ein Storm-Museum eingerichtet und das Storm-Archiv untergebracht.



Storm-Zitate

„Die Liebe, welch' lieblicher Dunst! Doch in der Ehe, da steckt die Kunst.”


Autorität wie Vertrauen werden durch nichts mehr erschüttert als durch das Gefühl, ungerecht behandelt zu werden.


Man muß sein Leben aus dem Holz schnitzen, das man zur Verfügung hat.


Es liegt in diesem Vergänglichkeitsgedanken, der wohl jeden in der letzten Jahresstunde erfaßt, etwas Ungeheueres, wovor unsere Seele erschrickt.


Nur wenige Muscheln haben Perlen.


Vom Unglück erst zieh ab die Schuld, was übrig ist, trag in Geduld.


In Sophies Album

Wär ich ein junges Mägdelein 
Und hätte so ein lieb Gesicht, 
Das Lieben wollt ich lernen, 
Aber anderes nicht.

Das Lieben ist eine schwere Kunst, 
Und sind so viele Pfuscher drin; 
Nur wenn du sie mit Ernst studierst, 
Wirst du in ihr zur Meisterin.

 

 

 

Beginn des Endes

Ein Punkt nur ist es, kaum ein Schmerz, 
Nur ein Gefühl, empfunden eben; 
Und dennoch spricht es stets darein, 
Und dennoch stört es dich zu leben.

Wenn du es andern klagen willst, 
So kannst du's nicht in Worte fassen. 
Du sagst dir selber: »Es ist nichts!« 
Und dennoch will es dich nicht lassen.

So seltsam fremd wird dir die Welt, 
Und leis verläßt dich alles Hoffen, 
Bist du es endlich, endlich weißt, 
Daß dich des Todes Pfeil getroffen.

     

Lebenslauf in Daten

1817 Theodor Storm wurde am 14. September in Husum geboren, das damals zu Dänemark gehört. Die Eltern sind der Advokat und Justizrat Jahann Casimir Storm, die Mutter, Lucie, geb. Woldsen, kam aus einer der reichsten Husumer Familie. Theodor wurde mit vier Jahren eingeschult, und wechselt mit neun Jahren auf die Husumer "Gelehrtenschule".
1826 Storms Schwester Lucie stirbt. Später wurde Storm ihren Tod in einem Gedicht verarbeiten (Lucie, März 1852) uns eine seiner Töchter nach der Schwester nennen. 1833 entsteht das erste Gedicht (An Emma)
1835 Storm wechselt zum "Katharineum", einem Lübecker Elite-Gymnasium. Dort wurde er über den Freund Ferdinand Röse in die Lübecker Gesellschaft eingeführt und mit Emmanuel Geibel bekanntgemacht. Er lernt die Literatur Heines, Goethes und Eichendorffs kennen und schätzen. Ein Jahr später, 1836 trifft er das erste Mal die damals neunjährige Bertha von Buchau in Hamburg und ist offenbar schon in sie verliebt.
1837 Storm beginnt an der Kieler Universität ein Jurastudium, "ohne besondere Neigung", wie er erzählt, aber der Vater ist ja Jurist. 1838 ist er für drei Semester in Berlin, danach kurz in Dresden, kehrt aber schon 1839 wieder nach Kiel zurück. Dort lernt er Theodor und Tsycho Mommsen kennen (Theodor Mommsen wurde später ein berühmter Historiker), sammelt mit ihnen Sagen, Märchen und Lieder aus Schleswig-Holstein.
1840 Erste Gedichtveröffentlichungen in der Zeitschrift „Europa“
1842 Das juristische Abschlußexamen wurde bestanden, gleichzeitig macht Storm der mittlerweile siebzehnjährigen Berta von Buchau einen Heiratsantrag, sie lehnt ihn jedoch ab.
1843 Die drei Freunde Thedor und Tsycho Mommsen und Theodor Storm geben ein Liederbuch heraus, das ca 120 Gedichte Mommsens und Storms enthält. Storm kehrt nach Husum zurück und arbeitet zunächst in der Kanzlei des Vaters.  Storm verlobt sich mit seiner Cousine Constanze Esmarch und heiratet sie 1846. (Gedichte an Constanze,1844; Mitarbeit an Biernatzkis Volksbuch , bis 1850; Schneewittchen, 1845; Geschichten aus der Tonne, 1847)
1847 Storm verliebt sich kurze Zeit später jedoch in die neunzehnjährige Dorothea Jensen, die allerdings, um keine Ehe zu dritt zu führen, Husum verläßt ("Immensee"). Erst 1866, ein Jahr nach dem Tod Constanzes, wurde Storm sie heiraten können. Nach dem Tod der Schwester Helene am 10. November 1847 entsteht das Gedicht "Einer Toten"
1848 Schleswig-Holsteinische Volkserhebung, Geburt des ersten Sohnes Hans
1849 Storm schreibt 1949 eine Protestnote gegen den dänischen Landeskommissar Tillich, was dazu führt, dass die Dänen Storms Zulassung als Anwalt für ungültig erklären.
1850 Beginn des Briefwechsels mit Eduard Mörike
1851 Geburt des zweiten Sohnes Ernst. Das Gedicht "Die Stadt" entsteht.
1852 Erste Ausgabe der Gedichte, Storm bewirbt sich ohne Erfolg um die Bürgermeisterstelle in Buxtehude. Danach versucht er und eine Richterstelle im Herzogtum Gotha zu bekommen und reist deshalb nach Berlin, um sich im preußischen Justizdiens zu bewerben. Außerdem kam es zur ersten Begegnung mit Theodor Fontane.
1853 Beginn des Briefwechsels mit Theodor Fontane, Storm wurde zum zum preußischen Assessor ernannt und zog nach Potsdam. Später (1854) lernt er Eichendorff kennen, außerdem kam es zum Briefwechsel mit Paul Heyse.
1855 Geburt der ersten Tochter Lisbeth. Storm besucht Eduard Mörike in Stuttgart.
1856-1864 Storm wurde Kreisrichter in Heiligenstadt und zog dorthin.
1864 Nach der dänischen Niederlage wurde Schleswig wieder preußisch und Storm wurde in Husum zum Landvogt gewählt. Die Vogtei wurde im Haus Wasserreihe 31 in Husum eingerichtet und der Amtsraum ist dort heute noch zu besichtigen (inklusive alter Akten)
1865 Constanze Storm stirbt bei der Geburt der Tochter Gertrud. Thedor Storm versucht sich abzulenken und trifft im September seine frühere Geliebte Dorothea Storm. Es funkt zum zweitenmal und am 13. 6. 1866 heiraten die beiden, nachdem das Trauerjahr abgelaufen ist.
1867   Storm wurde zum Amtsrichter ernannt und hat seinen Dienstsitz im Husumer Schloss
1874 Storm beschreibt in der Novelle "Viola tricolor" das Familien-Problem, das Dorothea mit ihren Stiefkindern zu Anfang der Ehe hatte: erst die Geburt des gemeinsamen Kindes festigt ihre Position als akzeptierte Mutter.
1876 Erste Reise nach Würzburg, Beginn des Briefwechsels mit Gottfried Keller, Veröffentlichung der Novelle "Aquis submersus"
1877 Zweite Reise nach Würzburg; Freundschaft mit Erich Schmidt
1879 Novellen: "Eekenhof," und "Die Söhne des Senators", Gedicht: "Geh nicht hinein"
1880

Pensionierung; Umzug in die "Altersvilla" nach Hademarschen

1884 Reise nach Berlin
1886 Storm reist nach Weimar und erkrankt schwer; der älteste Sohn Hans stirbt an den Folgen von Alkoholismus, Storm beginnt den "Schimmelreiter"
1888 Der "Schimmelreiter" wurde vollendet und Storm schafft noch die letzte Korrektur der Druckfahnen.
4. Juli 1888 Storm stirbt ; am 7. Juli auf dem St. Jürgen - Friedhof in Husum beigesetzt.

 

 

 
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Концепция модуля разработана в ноябре 2009 года в рамках проекта " Виртуальная кафедра немецкой филологии"
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