Richard Strauss wurde am 11. Juni 1864 als Sohn des Hornisten am Hoforchester München Franz Strauss in München geboren. Seine Mutter stammte aus der Bierbrauer-Dynastie Pschorr, einer der bekanntesten Familien Münchens. Seine erste musikalische Ausbildung erhielt er von seinem Vater. Seit 1847 Mitglied des Münchner Hofopernorchesters, galt der Vater als einer der besten Waldhornisten seiner Zeit. Er brachte dem Sohn Fleiß und Sparsamkeit, wie auch genaue musikalische Kenntnisse und Liebe zu den Klassikern bei. Mit viereinhalb Jahren erhielt Richard Klavierunterricht, mit sechs komponierte er erste Stücke "Schneiderpolka" und"Weihnachtslied". Mit 6 Jahren trat er in die Domschule ein, der folgte das Ludwigs-Gymnasium. Als seine Vorbilder sah Schumann und Brahms an. In dieser Periode entstanden zahlreiche Kompositionen, darunter zwei Sinfonien. Von den ersten kindlichen Versuchen, zu denen "Weihnachtslied" (1870) gehörte, bis ins hohe Alter ("Vier letzte Lieder", 1948) widmete sich Strauss der Liedkomposition und war in diesem Genre ein unübertroffener Meister.
Während der Gymnasialzeit erhielt Richard auch seinen ersten und einzigen Kompositionsunterricht und spielte in dem von seinem Vater geleiteten Orchesterverein "Wilde Gung’l" mit, der mehrere Kompositionen von ihm aufführte. 1881 begann die "offizielle Karriere". Es erschien sein opus 1, der "Festmarsch für großes Orchester". Bis zu seinem 18. Lebensjahr schuf Strauss etwa 140 Stücke, darunter etwa 60 Lieder und über 40 Klavierwerke. 1880 entstand ein Chor nach der "Elektra" von Sophokles, 1882 das in ein Schulheft notierte Violinkonzert.
1882 begann er ein Studium an der Universität München, das er nach einem Jahr abbrach, und ging nach Berlin. Auch das Studium in Berlin dauerte nicht lange. Richard Strauss wurde bald Assistent des als Musikkritiker berühmt gewordenen Hans von Bülow
link*. Im Auftrag von Bülow schrieb Strauss nicht nur die Bläsersuite op. 4, er leitete sie auch bei seinem ersten öffentlichen Dirigentenauftritt in München im Jahre 1884. Ab 1885 übernahm er Bülows Stelle. Zu seinen Verpflichtungen gehört unter anderem Proben und Konzerte des Orchesters wie des Chorvereins zu leiten, der Prinzessin Marie von Sachsen-Meiningen Musikunterricht zu erteilen und auch als Pianist aufzutreten. Strauss übernahm Kapellmeisterstellungen in Meiningen, München, Weimar und ab 1898 an der Berliner Oper, deren Generalmusikdirektor er 1908 wurde.
Ab Oktober 1889 war Strauss bis 1894 als zweiter Kapellmeister in der Goethestadt Weimar engagiert. Dort erwarteten ihn verantwortungsvolle Dirigieraufgaben. Sein Ruhm als Komponist wuchs, seine Bekanntheit als Komponist mit seiner ersten musikalischen Assistenz in Bayreuth und seinem Debüt mit den Berliner Philharmonikern
link* link* waren für ihn von großer Bedeutung. Die beiden herausragenden Ereignisse der Weimarer Zeit waren eng miteinander verknüpft: Die erste Oper und die Eheschließung mit Pauline de Ahna. Bereits 1887 lernte Richard Strauss die Tochter eines bayerischen Generals kennen und als Schülerin aufgenommen. 1889 folgte sie ihrem Meister nach Weimar und machte eine Karriere als Sängerin. Seiner Braut widmete Richard Strauss 1894 die "Vier Lieder" op. 27, die seinen Ruhm als Liedkomponist begründen.
Seine Kompositionen zu dieser Zeit waren im Stil von Robert Schumann oder Felix Mendelssohn-Bartholdy geschrieben. Das änderte sich, als Strauss die Musik von Wagner näher erfuhr. Diese Umorientierung mündete im „
Don Juan“. Während dessen Uraufführung 1889 brach die eine Hälfte des Publikums in stürmischen Beifall aus, die andere aber war enttäuscht. Bis1903 folgten acht weitere, nun einsätzige Tondichtungen: "Macbeth" (1886) nach Shakespeares Drama, "Don Juan" (1888) nach Nikolaus Lenau
link*, "Tod und Verklärung" (1889) nach eigenem programmatischen Entwurf, "Till Eulenspiegels lustige Streiche" (1895), "Also sprach Zarathustra" (1896) nach Friedrich Nietzsche, "Don Quixote" (1897) nach Cervantes, "Ein Heldenleben" (1898) und "Sinfonia domestica" (1903). Nach längerer Pause entstand 1915 das letzte Werk dieser Gattung, "Eine Alpensinfonie". Mit ihr erreichte Strauss einen Gipfel seiner Instrumentationskunst.
Richard Strauss setzte sich dafür ein, dass Komponisten von ihrer Arbeit leben können, obwohl er selbst finaziell unabhängig war. Er forderte unter anderem, dass der Komponist bei jeder Aufführung seiner Musik an den Einnahmen beteiligt werden müsse. Dabei ging er davon aus, dass das Komponieren ein bürgerlicher Beruf sei und dementsprechend die Höhe seiner Entlohnung mit der Arbeit eines Juristen oder Mediziners zu vergleichen ist. Diese Ansicht widersprach der bisherigen Rolle des Künstlers in der Gesellschaft. Um seine Ziele zu erreichen, trat er 1898 für die Gründung einer Komponistengenossenschaft ein. Dabei sollten auch Werke, die nicht mehr urheberrechtlich geschützt sind, mit Abgaben belegt und die daraus erzielten Einnahmen jungen oder Not leidenden Komponisten zufließen.
Ende des 19. Jahrhunderts wendete sich Strauss der Oper zu. Seine ersten beiden Versuche in diesem Genre „
Guntram“(1894) und „
Feuersnot“(1901) wurden von den Kritikern ausgelacht. 1905 brachte er das Stück „
Salome“ nach Oscar Wilde
link* heraus. Nach der ersten Vorführung an der Metropolitan Opera in New York war die Öffentlichkeit so in Rage, dass man gezwungen war, von weiteren Aufführungen abzusehen. Zweifellos spielten dabei die Dissonanzen, die Strauss sehr zahlreich verwendete, eine Rolle. Nach der Uraufführung der „Salome“ kaufte Strauss eine Villa in Garmisch, die bald zum Hauptwohnsitz der Familie Strauss wurde. Die "Symphonia domestica”, gewidmet " meiner lieben Frau und unserem Jungen”, brachte Strauss 1904 im Rahmen eines ausgedehnten Amerika-Gastspiels in New York zur Uraufführung. Pauline brillierte als Interpretin der Lieder von Richard Strauss. Bald zog sie sich von der Kunst zurück und widmete sich dem Haushalt und der Erziehung des Sohnes.
Seine nächste Oper war „
Elektra“
, uraufgeführt 1909 in Dresden. Es war die erste Oper, an der Strauss mit dem Dichter Hugo von Hofmannsthal zusammenarbeitete. Die Zusammenarbeit mit Hugo von Hofmannsthal stellte sein Opernschaffen auf eine neue Basis. Später schufen die beiden mehrere gemeinsame Werke, wobei Strauss seine Musiksprache etwas veränderte und dadurch große Publikumserfolge wie „Der Rosenkavalier“ und "Ariadne auf Naxos"erreichte. Diese gemeinsamen Bühnenwerke sind bis heute unentbehrliche Bestandteile des Opernrepertoires in der ganzen Welt.
1908 übernahm Strauss die Berliner Philharmonischen Konzerte. Das Ballett "Josephs Legende" war 1914 die letzte Strauss-Premiere zu Friedenszeiten. Zum 50. Geburtstag erhielt Richard Strauss unter anderem seinen zweiten Ehrendoktor (von der Universität Oxford) und die Ehrenbürgerschaft von München. Am Ende des Krieges nahm er seinen Abschied als Generalmusikdirektor der Berliner Oper nehmen. Im letzten Kriegsjahr wendete sich Strauss auch wieder der Liedkomposition zu. Auf Texte von Alfred Kerr
link* komponierte er den "Krämerspiegel". 1919-24 war er an der Leitung der Wiener Staatsoper beteiligt. 1920 reiste er erstmals nach Südamerika, 1923 ein weiteres Mal mit den Wiener Philharmonikern, im Herbst 1921 ein zweites Mal in die USA.
Gemeinsam mit Max Reinhardt
link* und Alfred Roller
link* wurden Strauss und Hofmannsthal zu den künstlerischen Leitfiguren der Salzburger Festspiele. 1920 gilt als das Gründungsjahr. Die erste Opernaufführung, Mozarts "Don Juan" (1922), leitete der Staatsoperndirektor Richard Strauss. Insgesamt trat Strauss zwischen 1922 und 1943 sechzehnmal als Dirigent bei den Salzburger Festspielen auf, davon neunmal in der Oper und siebenmal mit Orchesterkonzerten. Die Opern von Richard Strauss gehören in der Festspielgeschichte zu den am meisten aufgeführten, wobei "Ariadne auf Naxos" an der Spitze liegt. "Die Liebe der Danae" stand 2002, 50 Jahre nach ihrer Salzburger Uraufführung, auf dem Plan.
Der 60. Geburtstag des Oberleiters der Wiener Staatsoper wurde 1924 nicht nur an seinem Theater gefeiert, sondern auch mit zahlreichen Festkonzerten und der Überrreichung der Ehrenbürgerwürde der Stadt an Richard Strauss begangen. Strauss schrieb bis 1930 zahlreiche Opern. Die Oper „Die Frau ohne Schatten“markierte den Endpunkt einer dramatisch-experimentellen Phase im Schaffen von Strauss. In den folgenden Jahren entstanden mit „
Capriccio“ und „
Daphne“ Werke in einem klassizistischen Stil. In der Zeit des Nationalsozialismus war er Offizieller Präsident der Reichsmusikkammer von 1933 bis 1935.
Mit der Veröffentlichung der Oper „
Die schweigsame Frau“ auf das Libretto des jüdischen Schriftstellers Stefan Zweig ging Strauss ein großes Risiko ein. Außerdem gibt es einige Vermutungen, dass Strauss seine offizielle Stellung nutzte, um einige seiner jüdischen Freunde und Kollegen zu schützen. 1935 fiel Strauss in Ungnade und trat zurück. Goebbels
link* misstraute ihm, die Gestapo kontrollierte seine Briefe. Dass Strauss bei der Dresdner Uraufführung der "Schweigsamen Frau" am 24. Juni 1935 in Dresden auf der Nennung des jüdischen Textdichters Zweig auf dem Abendplakat besteht, brachte die Oper um ihren Erfolg und kostete Strauss sein "Ehrenamt".
Im Auftrag des Olympischen Komitees schrieb Strauss 1936 für Berlin die "Olympische Hymne" und leitete die Uraufführung selbst. Den Großteil der Kriegsjahre verbrachte Strauss in Wien, wo er der Familie näher war und mit ihr unter dem Schutz des Gauleiters Baldur von Schirach
link* stand. Hier wurden auch der 75. (1939) und 80. Geburtstag (1944) gefeiert. Eine Anregung kam von dem amerikanischen Besatzungssoldaten und Oboisten John de Lancie. Das Oboenkonzert entstand im Oktober 1945, bereits in der Schweiz, wohin er und Pauline sich aus der Not flüchteten.
In der Schweiz fand er freundliche Aufnahme bei Freunden und Bekannten. In den 40er Jahren wirkte er als freischaffender Komponist, war in ganz Europa gefragter Gastdirigent. Im Mai 1949 kehrte das Ehepaar heim nach Garmisch. München bereitete Strauss zum 85. Geburtstag verschiedenste Ehrungen. Im Prinzregententheater dirigierte er das Finale des 2. Aktes "Rosenkavalier", und am 13. Julileitete er im Münchner Funkhaus die Mondscheinmusik aus "Capriccio", es war sein letztes Auftreten als Dirigent.
Neben seinem Schaffen als Komponist hatte Strauss auch in anderen Bereichen viel erreicht. So unterstützte er die Schaffung der Salzburger Festspiele
link*, und auch die Gründung der GEMA mit dem Konzept, Komponisten am finanziellen Erfolg einer Aufführung zu beteiligen, geht auf eine Initiative von Strauss zurück. 1948 vollendete Strauss sein letztes großes Werk die „
Vier letzten Lieder für hohe Stimme und Orchester“, die seine bekanntesten Liedkompositionen sind. Seine letzte Komposition war ein weiteres Lied "Malven", vollendet am 23. November. Richard Strauss starb am 8. September 1949 in Garmisch-Partenkirchen. Das Begräbnis fand auf dem Münchner Ostfriedhof statt. Pauline folgte ihrem Mann am 13. Mai 1950.
An die 300 Skizzen und vollendete Werke aller Gattungen, 86 davon mit Opuszahlen, hat dieser Musikgigant hinterlassen, aber kaum theoretische oder autobiographische Schriften. Der Nachlass des Meisters selbst wird zum größten Teil im Garmischer Haus aufbewahrt. Außerdem existieren in Garmisch-Partenkirchen das Richard Strauss-Institut sowie die jährlich abgehaltenen Richard Strauss-Tage. Die Popularität vieler seiner Opern, Orchesterstücke und Lieder machen Richard Strauss – über 50 Jahre nach seinem Tode – zum meistaufgeführten "klassischen" Komponisten des 20. Jahrhunderts.