Ernst Thälmann

 

   

Lebenslauf in Worten


Ernst Thälmann wurde am 16. April 1886 in Altona (damals eigenständige Stadt) geboren. Seine Eltern hatten einen Grünzeug- und Kohlehandel. Ernst Thälmanns Wunsch, Handwerker oder Lehrer zu werden, konnte wegen der hohen Ausbildungskosten nicht erfüllt werden. Nach dem Schulabschluss arbeitete er im elterlichen Kleinstbetrieb,  dann als Hafenarbeiter, fuhr als Heizer zur See und als Transportarbeiter.

Mit 17 Jahrentrat er in die SPD ein, mit 18 in die Gewerkschaft. Am 13. Januar 1915 heiratete Ernst Thälmann Rosa Koch, die in der Hamburger Großwäscherei "Frauenlob" seine Arbeitskollegin war. In demselben Jahr wurde er zum Militärdienst im Ersten imperialistischen Weltkrieg einberufen. Als er 1917 von der Front zurück kehrte, ging er zur USPD. Er war Mitglied des Arbeiter- und Soldatenrates in Hamburg. In vielen Partei- und Gewerkschaftsfunktionen setzte er sich selbstlos für die sozialen und politischen Interessen seiner Kollegen ein. Im März 1919 wurde er Vorsitzender der USPD link* in Hamburg und Mitglied des Hamburger Rates. 1920 schlossen sich – auf Betreiben Ernst Thälmanns – 98% der Mitglieder der USPD der KPD an und  Thälmann wurde in der KPD in die Führung gewählt. In der KPD wirkte Ernst Thälmann zunächst als Vorsitzender der Gruppe Hamburg und der kommunistischen Bürgerschaftsfraktion sowie als Mirtglied des Zentralausschusses der Partei. Im Sommer 1921 war er deutscher Delegierter beim III. Weltkongress der Kommunistischen Internationale link* (Komintern). Als Delegierter des III. Kongresses der KI  besuchte er zum erstenmal Sowjetrussland. Er lernte viele führende Funktionäre der kommunistischen Weltbewegung persönlich kennen.

Im Oktober 1923 stand Thälmann an der Spitze des Aufstandes der Hamburger Arbeiter. Im Sommer 1924 wurde er auf dem V. Weltkongress der Komintern in das Exekutivkomitee und später ins Präsidium gewählt. Neben seiner Tätigkeit in der Parteiführung leistete er eine umfangreiche Massenarbeit. Seit Mai 1924 war er Mitglied des Reichstages, Anfang 1925  übernahm er die Leitung des Roten Frontkämpferbundes,  einige Monate später Vorsitzender der KPD und kandidierte bei den Reichspräsidentenwahlen. Als ein hervorragender Agitator der Partei, als echter Volkstribun gewann er großes Ansehen in der Arbeiterklasse.

Seit 1924 gehörte er dem Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale (EKKI) und dessen Präsidium an, seit 1926 war er einer der stellvertretenden Vorsitzenden des EKKI. Entschieden verteidigte er die Einheit der kommunistischen Weltbewegung, und mit großer Energie setzte er sich für die Entfaltung der internationalen Solidarität ein. Bedeutende Beiträge leistete er zur Weiterentwicklung der Politik der KI im Kampf gegen die wachsende Kriegsgefahr und gegen den drohenden Faschismus. Bereits 1932 warnte Ernst Thälmann: „Wer Hitler wählt, wählt den Krieg!“

Auf seine Initiative rief die KPD im Mai 1932 die Antifaschistische Aktion ins Leben, eine breite Bewegung, die auf die Einigung der Arbeiterklasse und den Zusammenschluss aller antifaschistisch-demokratischen Kräfte zur Verhinderung der faschistischen Diktatur gerichtet war. Gemeinsam mit Wilhelm Pieck link* und John Schehr link* beriet Ernst Thälmann im Juli 1932 mit Sozialdemokraten über die Notwendigkeit einer breiten antifaschistischen Einheitsfront. Am 30. Januar 1933 schlug er der SPD-Führung vor, gemeinsam zu Generalstreik für den Sturz der Hitlerregierung aufzurufen. Die Führung der SPD lehnte dieses Angebot ab und verhinderte die Herstellung der Aktionseinheit der Arbeiterklasse, die allein in der Lage gewesen wäre, die faschistische Diktatur abzuwehren. Am 30. Januar 1933 war Hitler Reichskanzler.

Kurz nach der Machtergreifung der Faschisten fand im Sporthaus Ziegenhals bei Berlin die letzte Konferenz der KPD statt, auf der Ernst Thälmann sprach. Thälmann forderte eine Volksfront aller demokratischen und sozialistischen Kräfte und einen Generalstreik gegen Hitler. Am 3. März 1933 wurde Ernst Thälmann verhaftet und bis 1944 in verschiedenen Gefängnissen eingekerkert. Gründlich bereitete er sich auf den Prozeß vor, den die Faschisten angekündigt hatten, und in dem er die Politik der KPD gegen die faschistischen Verleumdungen verteidigen und als Ankläger der faschistischen Verbrechen am deutschen Volk auftreten wollte. Aber die Faschisten wagten es nicht, den Prozess gegen den Vorsitzenden der KPD zu eröffnen. Ernst Thälmann hatte elf Jahre in Gefängnissen von Berlin-Moabit, Hannover und Bautzen in Einzelhaft verbracht. Am 17. August 1944 wurde Ernst Thälmann in Keller des Krematoriums im KZ-Buchenwald link* ermordet und sofort verbrannt.

Nach dem Krieg identifizierte man den SS-Hauptscharführer Wolfgang Otto als den Mörder von Thälmann. Auf Betreiben der Tochter Ernst Thälmanns und nach mehreren vergeblichen Versuchen wurde Otto noch 1987 der Prozess gemacht und erst im Mai 1986  wurde Wolfgang Otto zu vier Jahren Haft wegen Beihilfe zum Mord an Ernst Thälmann verurteilt. Der Bundesgerichtshof hob das Urteil aber auf. Wolfgang Otto wurde in letzter Instanz freigesprochen.



 
 

Thälmann-Zitate

Immer jünger werden, je älter man wird, das ist die rechte Lebenskunst

Gewiß ist die Klage über die Einsamkeit Ausdruck einer Sehnsucht, ihr zu entrinnen.

Was der Mensch im Innersten sein Leben lang empfindet, wahrnimmt, fühlt, denkt, begehrt - das erlebt ihm keiner nach.

Zwei Erziehungen empfängt jeder Mensch: Die eine erteilen ihm Eltern und Lebenserfahrungen,
die zweite, wichtigere, er sich selbst.

Nur ganz wenige Menschen haben das äußerste Alleinsein in höchster Not erlebt - ein Alleinsein wie im brausenden Meer, im tiefen Schacht, in der Vergessenheit des Schlachtfeldes oder in der Kerkerzelle.

Das Geheimnis einer glücklichen Ehe besteht darin, dass man sich gegenseitig verzeiht, einander geheiratet zu haben.

 
 

Lebenslauf in Daten

16. April 1886 Ernst Thälmann wurde als Sohn des Gemischtwarenhändlers Johannes Thälmann und dessen Ehefrau Magdalena (geb. Kohpeiss) in Hamburg geboren.
1892-1893 Wegen Unterschlagung verbüßen seine Eltern eine einjährige Zuchthausstrafe. Thälmannverbrachte das Jahr bei Pflegeeltern.
1893-1900 Besuch der Volksschule in Hamburg.
1900-1902 Thälmann arbeitet als unbezahlte Aushilfe im elterlichen Geschäft.
1902-1903 Er wurde in das Schleswig-Holsteinische Fußartillerieregiment Nr. 9 einberufen. Wenig später erhält er wegen "Dienstunbrauchbarkeit" seine Entlassung.
1903 Eintritt in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD). Er wurde Mitglied des Zentralverbands der Handels-, Transport- und Verkehrsarbeiter Deutschlands.
1903-1907 Tätigkeit als Transport-, Hafen- und Werftarbeiter in Hamburg.
1906 Die Politische Polizei legt über Thälmann wegen seiner gewerkschaftlichen Aktivitäten und seines politischen Engagements eine Akte an.
1907 Thälmann heuert auf einem Dampfschiff als Heizer an und befährt die Nordamerika-Route.
1907-1915 Er ist als Speicherarbeiter, als Schauermann und als Kutscher bei Hamburger Betrieben tätig.
1913 Thälmann unterstützt die Forderung Rosa Luxemburgs nach dem Massenstreik als Aktionsmittel der Sozialdemokraten zur Durchsetzung politischer Forderungen. Er kritisiert die Bewilligung der von dem Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg eingebrachten Heeresvorlage durch die SPD.
1915 Wenige Tage nach dem Erhalt seiner Einberufung zur Teilnahme am Ersten Weltkrieg heiratet Thälmann Rosa Koch, Tochter eines Schuhmachermeisters. Aus der Ehe geht eine Tochter hervor.
1915-1918 Einsatz als Soldat in Frankreich.
1918 Thälmann kehrt gemeinsam mit vier befreundeten Soldaten aus dem Heimaturlaub nicht mehr an die Front zurück und desertiert. Eintritt in die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD).
1919 Die Hamburger Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) fordert die bewaffnete Unterstützung der soeben ausgerufenen Bremer Räterepublik gegen die von Gustav Noske befehligten Truppen. Thälmann ist an der Beschaffung von Waffen aus Polizeigebäuden und Kasernen beteiligt. Wahl zum ersten Vorsitzenden der Ortsgruppe Hamburg der USPD. Auf dem USPD-Parteitag in Leipzig unterstützt Thälmann den Anschluß der USPD an die Kommunistische Internationale (Komintern).
1919-1933 Mitglied der Hamburger Bürgerschaft.
1920 Thälmann schließt sich zusammen mit Teilen der USPD der KPD an. Er unterstützt die Forderung der USPD nach einem Generalstreik gegen den Lüttwitz-Kapp-Putsch.
1921 Wahl in den Hamburger KPD-Vorstand.
1923 Unter Thälmanns Beteiligung beschließt ein Teil der KPD-Mitglieder den bewaffneten Kampf zur Konstitution der proletarischen Räterepublik in Hamburg. Der Aufstand wurde von der Hamburger Polizei niedergeschlagen.
1924 Thälmann wurde zum stellvertretenden Vorsitzenden der KPD gewählt. Mitglied des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale (EKKI).
1924-1929 Er ist Vorsitzender des Roten Frontkämpferbunds, dessen Mitglieder sich wiederholt Straßenschlachten mit der Sturmabteilung (SA) der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) liefern.
1924-1933 Thälmann ist Mitglied des Reichstags.
1925 Kandidat der KPD für die Reichspräsidentenwahl. Beim ersten Wahlgang kann keiner der sieben Kandidaten die erforderliche Mehrheit erreichen. Im zweiten Wahlgang siegt Paul von Hindenburg mit 48,3 Prozent, Thälmann erhält 6,4 Prozent. Mit Unterstützung des EKKI in Moskau und ausdrücklicher Billigung durch Josef W. Stalin übernimmt Thälmann den Parteivorsitz von Ruth Fischer, geb. Eisler (1895-1961). Fischer hatte sich um eine von der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU) unabhängige Parteiführung bemüht.
1925-1933 Vorsitzender der KPD.
1928 Thälmann wurde von der KPD wegen der "Wittorf-Affäre" seiner Parteiämter enthoben. Ihm wurde die Vertuschung von Unterschlagungen seines Freundes und Parteisekretärs Wittorf vorgeworfen. Auf Weisung Stalins kann Thälmann jedoch wenig später seine Funktionen wieder einnehmen.
ab 1929 Unter Thälmanns Leitung konzentriert sich die KPD vor allem auf die politische Bekämpfung der SPD und nennt deren Mitglieder in Übereinstimmung mit Stalin "Sozialfaschisten". Thälmann bekämpft die NSDAP nicht in gleichem Maße wie die SPD.
1931 Er wurde Mitglied des Präsidiums der Komintern. Unter Thälmanns Vorsitz beantragt die KPD gemeinsam mit dem "Stahlhelm - Bund der Frontsoldaten" einen Volksentscheid zur Auflösung des SPD-regierten Preußischen Landtags. Der Volksentscheid scheitert, die preußische Regierung unter Otto Braun bleibt im Amt.
1932 Thälmann wurde als Kandidat der KPD für die Reichspräsidentenwahl nominiert. Im ersten Wahlgang erhält er 4,98 Prozent. Im zweiten Wahlgang werden für ihn 10,2 Prozent der Stimmen gezählt. Paul von Hindenburg siegt mit 53 Prozent vor Adolf Hitler, der 36,8 Prozent der Stimmen erhält. Thälmann warnt in einer Rede vor der Überschätzung der NSDAP, in die viele Menschen große Hoffnungen auf Besserung der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Situation setzen.
1933 Thälmann wurde nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten von der Polizei verhaftet. Er wurde des Hochverrats angeklagt.
1933-1944 Er ist in verschiedenen Gefängnissen inhaftiert. Thälmann hält vor allem über seine Frau und seine Tochter den Kontakt zur Außenwelt.
1933-1937 Haft im Untersuchungsgefängnis Berlin-Moabit.
1935 Auf Anweisung Hitlers wurde der Prozeß gegen Thälmann eingestellt. Er befürchtet, Thälmann würde maximal eine Höchststrafe von 15 Jahren Freiheitsentzug erhalten. Die Untersuchungshaft wurde aufgehoben und in die sogenannte Schutzhaft umgewandelt.
1937-1943 Haft im Gerichtsgefängnis Hannover.
1939 Nach Abschluß des Hitler-Stalin-Pakts bittet die Ehefrau Thälmanns in der sowjetischen Botschaft um die Fürsprache Stalins für ihren Ehemann. Stalin verwendet sich nicht für Thälmann.
1943-1944 Thälmann ist in der Haftanstalt Bautzen inhaftiert.
1944 Seine Tochter Irma wurde verhaftet und in das Konzentrationslager (KZ) Ravensbrück eingewiesen. Thälmanns Ehefrau Rosa wurde ebenfalls verhaftet und nach Ravensbrück gebracht. Hitler ordnete die Ermordung Ernst Thälmanns an. 17. August: Thälmann wurde in das Konzentrationslager Buchenwald verlegt. 18. August: Ernst Thälmann wurde in der Nacht in Buchenwald erschossen. Seine Leiche wurde sofort im Krematorium verbrannt. Wenige Wochen später behauptet die nationalsozialistische Propaganda, Thälmann wäre bei einem Bombenangriff am 24. August ums Leben gekommen.
1952 In der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), wo Thälmann als Inkarnation des kommunistischen Widerstands stilisiert wurde, erfolgte die Umbenennung der 1948 gegründeten Kinderorganisation Junge Pioniere in "Pionierorganisation Ernst Thälmann". Die Mitglieder grüßten sich mit dem Thälmann-Gruß "Seid bereit - Immer bereit".

   

 

 
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