Konrad Zuse wurde am 22. Juni 1910 in Berlin-Wilmersdorf als Sohn des Postbeamten Emil Wilhelm Albert Zuse und dessen Ehefrau Maria geboren. Als er zwei Jahre alt war, zogen die Eltern mit ihm und seiner Schwester Lieselotte nach Braunsberg in Ostpreußen. 1928 legte er am Realgymnasium in Hoyerswerda sein Abitur ab. Er studierte dann bis an der Technischen Hochschule Charlottenburg. Bis 1934 studierte er an der Technischen Hochschule in Charlottenburg Maschinenbau. Auf der Suche nach einer Möglichkeit, die Begeisterung für die Technik mit seinen künstlerischen Neigungen zu verbinden, wechselte er zur Architektur.
1935 schloss er sein Studium als Bauingenieur ab und fing bei den Henschel Flugzeugwerken in Berlin-Schönefeld als Statiker an. Weil er nach eigenen Worten „zu faul zum Rechnen“ war, verfiel er auf die Idee, die eintönigen Kalkulationen von einer Maschine ausführen zu lassen. Er verließ seine Arbeitsstelle und begann in der Wohnung seiner Eltern in Berlin-Kreuzberg einen frei programmierbaren Rechner zu konstruieren. Für besonders geeignet hielt Konrad Zuse das von Leibniz erfundene und von dem englischen Mathematiker George Boole link* binäre Zahlensystem (Dualsystem).
1938 entstand das Versuchsmodell einer elektrisch angetriebenen mechanischen Rechenmaschine. Die Z1 funktionierte anfangs nicht fehlerfrei. Tausende von Blechen, die er für den Bau von Z1 benötigte, bearbeitete Konrad Zuse mit einer Laubsäge. Die Z1 war eine Maschine mit einem Speicher von 64 Worten mit je 22 Bits und den oben angegebenen Komponenten. Das war die erste programmgesteuerte Rechenmaschine der Welt, basierend auf der binären Schaltungslogik und dem binären Gleitkommasystem. Die Finanzierung der Z1 erfolgte vollständig aus privaten Mitteln. Die Eltern, die Schwester, Studenten und der Rechenmaschinenfabrikant Kurt Pannke unterstützten ihn.
1939 musste Konrad Zuse zur Wehrmacht, aber mit Hilfe von Freunden und aufgrund eines neuen Arbeitsvertrags mit Henschel link* Flugzeugwerken erreichte er, dass er nach einem halben Jahr freigestellt wurde. Der Zweite Weltkrieg machte es Konrad Zuse unmöglich, mit Mathematikern oder Technikern im Ausland zusammenzuarbeiten. Er war ganz auf sich selbst angewiesen. Beim nächsten Modell, das als Z2 1940 erschien, beließ Konrad Zuse es bei einem mechanischen Speicher, aber versuchsweise richtete er ein aus achthundert alten Telefonrelais bestehendes elektronisches Rechenwerk ein. Nachdem er sich von dessen Funktionstüchtigkeit überzeugt hatte, gründete er die „Zuse Apparatebau“, die erste auf den Bau von Computern spezialisierte Firma der Welt.
Konrad Zuse wollte nie einen Lehrstuhl an einer Universität, er wollte seine Vision realisieren, vollautomatische Rechenmaschinen zu bauen und zu verkaufen. Dazu gründete er 1941 die Zuse-Apparatebau in Berlin, 1946 das Zuse-Ingenieurbüro in Hopferau im Allgäu und 1949 die Zuse KG in Neukirchen Kreis Hünfeld. Die Zuse KG war bis 1964 im Besitz von Konrad Zuse und seiner Frau und produzierte 250 Computer im Wert von mehr als 100 Millionen DM. Die Zuse KG war für gut 15 Jahre federführend im europäischen Computerbau, danach konnte sie der (ausländischen) Konkurrenz nicht mehr widerstehen.
1941 bastelte er wiederum in der Wohnung seiner Eltern mit Hilfe von Freunden die 1 Tonne schwere Z3 mit 2000 je 8 mal 8 Zentimeter großen Telefonrelais. Es waren 600 für Rechenoperationen und weitere 1400 für die Speicherung von Zahlen und Befehlen. Die Z3, die 1941 fertig gestellt wurde, konnte keine bedingten Sprünge, Verzweigungen und Schleifen durchführen, aber es handelte sich um die erste frei programmierbare Rechenmaschine der Welt, den ersten funktionsfähigen Computer. Das Programm mit den Rechenschritten hatte Konrad Zuse in einen Filmstreifen gelocht, die Zahlenwerte wurden dezimal über eine Tastatur eingegeben und von der Maschine ins Dualsystem übersetzt. Das Ergebnis einer Addition oder Substraktion wurde nach weniger als einer Sekunde von einem Lampenfeld in Dezimalzahlen angezeigt; für eine Multiplikation oder Division brauchte die Z3 nur 3 Sekunden.
Während die Z3 bei einem Bombenangriff 1943 zusammen mit Fotos und Konstruktionsunterlagen zerstört wurde, konnte der Computer „MARK I“ nach dem Zweiten Weltkrieg vorgeführt werden. Die 16 Meter lange, aus 700 000 Bauteilen zusammengesetzte Maschine war von dem amerikanischen Harvard-Mathematiker Howard H. Aiken link* 1944 in Betrieb genommen. Jahrzehntelang galt Aiken deshalb als Erfinder des Computers. Um das zu ändern, bat Konrad Zuse in den Fünfzigerjahren alle, die seine Maschine 1941 in der Wohnung seiner Eltern gesehen hatten, schriftlich darüber zu berichten. Aufgrund dieser Zeugenaussagen setzte sich in den 60er Jahren die Überzeugung durch, dass Konrad Zuse den ersten Computer gebaut hatte. 1942 bis 1945 entwickelte Konrad Zuse die erste universelle Programmiersprache der Welt.
In der 1949 von Konrad Zuse mit zwei Mitinhabern gegründeten „Zuse KG“ ließ er die während des Kriegs nach Hinterstein transportierte und dort in einem Pferdestall versteckte Z4 fertigstellen. Die Rechenanlage Z4, deren Bau 1942 begonnen wurde und die bis 1945 in Berlin nicht mehr fertiggestellt werden konnte, wurde als einzige Maschine vor der Zerstörung durch Bombenangriffe gerettet. Der Rechner Z4 war eine Erweiterung der Z3. Sie wurde 1949 in Neukirchen Kreis Hünfeld in Hessen restauriert und arbeitete ab 1950 für fünf Jahre erfolgreich an der ETH in Zürich. Die Z4 konnte bereits elf Multiplikationen pro Sekunde abarbeiten, und die Ausgabe erfolgte nicht mehr über Lampen, sondern auf einer Schreibmaschine. In den Jahren 1949/1950 entwickelte Konrad Zuse „Plankalkül“, eine der ersten höheren Programmiersprachen der Welt. In demselben Jahr verkaufte Konrad Zuse der Firma Leitz in Wetzlar einen Rechner, die Z5, für 300 000 D-Mark. Sie war 1950 die einzige kommerziell eingesetzte programmgesteuerte Rechenanlage in Europa.
Nach einigen Jahren fehlte das Geld für den Kauf von Rechenanlagen wiederum. Erst als die Deutsche Forschungsgemeinschaft 1955 anfing, die Installierung von Computern an Universitäten finanziell zu fördern, begann mit der Z11 die Serienfertigung, die 1957 nach Bad Hersfeld verlegt wurde. Das Modell wurde verkauft und vor allem bei der Landvermessung sowie für statische und optische Berechnungen eingesetzt. Ein weiterer Meilenstein in der Firmengeschichte war die Z22. Erstmals hatte Konrad Zuse die Relais durch Elektronenröhren ersetzt und eine Magnettrommel als Speicher eingebaut.
Zu Beginn der 60er Jahre geriet die Zuse KG durch die internationale Konkurrenz immer mehr in Schwierigkeiten. Ab 1961 verwendete Konrad Zuse Transistoren statt Röhren (Z2), Halbleiterelemente, die jedoch wesentlich schneller, kleiner und robuster waren und viel weniger Strom verbrauchten. Die „Zuse KG“ musste zusätzliche Leute einstellen, nicht nur um mit dem technischen Fortschritt mithalten zu können, sondern auch für die Entwicklung von Software.
1964 wurde die Zuse KG, die zu diesem Zeitpunkt 1200 Mitarbeiter beschäftigte, von Rheinstahl übernommen, und Konrad Zuse schied als aktiver Teilhaber aus. 1967 ging es in der Siemens AG auf. Insgesamt hatte die Zuse KG 251 Computer hergestellt. Nachdem sich Konrad Zuse noch einige Jahre in dem nicht mehr ihm gehörenden Unternehmen gearbeitet hatte, setzte er sich mit 95 Jahren zur Ruhe und widmete sich von nun an der Malerei, die ihm seit seiner Jugend viel bedeutete. Für seine Gemälde wurden fünfstellige Summen bezahlt. Ein Porträt von Bill Gates link* schenkte der 84 Jahre alte Erfinder des Computers dem 39jährigen Microsoft-Gründer, als sie sich im März 1995 auf der CeBIT in Hannover trafen.
Im Rahmen der Weltmathematiker-Konferenz 1998 fand in Paderborn der Kongress International Conference on History of Computing statt. Es trafen renommierte Experten aus aller Welt zusammen. Auf der abschließenden Podiumsdiskussion sprachen die Fachleute Konrad Zuse die größte Bewunderung für seine Leistungen auf dem Gebiet der Computerentwicklung aus. Konrad Zuse starb am 18. Dezember 1995 in Hünfeld bei Fulda.