August I., der Starke

 

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Lebenslauf in Worten


Friedrich August I. von Sachsen, häufig August der Starke genannt,  stammte aus der albertinischen * Linie des Fürstengeschlechts der Wettiner *. August wurde 1670 als zweitältester Sohn Johann Georgs III. von Sachsen und der Prinzessin Anna Sophie von Dänemark und Norwegen in Dresden geboren. Schon früh genoß er eine standesgemäße Ausbildung. Er erhielt Unterricht in Theologie und Geschichte, vor allem der regierenden Häuser Europas, darüber hinaus erlernte er Italienisch, Französisch und Spanisch, das Militärwesen, Zeichnen, Fortifikationswesen und die Mathematik. Anschließend folgte dann die obligatorische Grand Tour * , die August 1687, wenige Tage nach seinem 17. Geburtstag, antrat. Es war eine geplante „Reise auf drey Jahr“, die von Dresden über Frankfurt am Main, Straßburg, Paris, Spanien, Portugal, England, Holland, Dänemark, Schweden, Nürnberg, Augsburg, München, Innsbruck, Mailand, Venedig und Wien zurück nach Dresden führte.

In den folgenden drei Jahren nahm er am Krieg gegen Frankreich  teil, hielt sich eine Zeit lang am kaiserlichen Hof in Wien auf und beteiligte sich an einem Feldzug in den Spanischen Niederlanden. 1694 wurde August nach dem Tod seines Bruders unerwartet neuer Kurfürst von Sachsen, womit das sogenannte Augusteische Zeitalter begann, das seine Regierungszeit und die seines Sohnes zusammenfasst.

In Sachsen drängte August den Einfluss des alten Adels zurück und regierte mittels des 1706 geschaffenen Geheimen Kabinetts * . Das Geheime Kabinett wurde durch beständige Erweiterung seiner Befugnisse zur obersten Zentralbehörde gemacht. Ein Bergratskollegium, ein Geheimer Kriegsrat und ein Generalkriegsgericht wurden errichtet. Die Herausgabe eines Staatshandbuches in Gestalt des Hof- und Staatskalenders erfolgte zum ersten Mal 1728. August der Starke war es auch, der den Juden seit ihrer Vertreibung 1430 wieder die Ansiedlung in Sachsen gestattete.

1694 ließ er eine landesweite statistische Erfassung aller Amtsregalien, Einkünfte und Nutzungen nach einem einheitlichen Schema durchführen. August wollte entsprechend seinem absolutistischen Machtbewusstsein finanziell unabhängig von den Ständen regieren. Zur Rechnungsprüfung und Ordnung der Staatsfinanzen wurden 1707 eine Oberrechenkammer * und das Oberrechnungskollegium * als zentrale Revisionsbehörde aller landesherrlichen Kassen eingerichtet. Die sächsische Wirtschaft wurde auf Export orientiert (Leipziger Messe). Als wirtschaftlich bedeutsam erwiesen sich auch die Gründung der ersten Staatsbank im deutschen Raum 1698 mit dem Sitz in Leipzig, die Errichtung einer Landeslotterie 1715, die Einführung des Gregorianischen Kalenders * 1700 und der schriftlichen Messrelationen (ab 1729) sowie die Landesvermessung und Reform der sächsischen Post um 1722, die die schnellste im Deutschen Reich wurde. Bekannt ist zudem die Nacherfindung des Porzellans, die 1710 zur Gründung der Meißner Porzellanmanufaktur führte. Insgesamt wurden in Augusts Regierungszeit in Sachsen 26 Manufakturen geschaffen, so auch für die Produktion von Spiegeln, Gewehren, Tuch, Gold- und Silbergespinste, Damast, Blaufarben und Tapeten.

Mit dem Tode des polnischen Königs Johann Sobieski ergab sich für ihn ein neues Ziel: der Erwerb der polnischen Königskrone. Es gab aber ein Problem: Friedrich August I. war ein Protestant, König von Polen durfte aber nur ein Katholik werden. Heimlich ließ er sich von seinem Vetter in Wien im katholischem Glauben unterrichten und wurde Katholik. 1697 wurde er in Krakau gekrönt und  bekam den polnischen Thron als August II. Mocny. Mit dem Übertritt Augusts zum Katholizismus verlor Sachsen die Führungsrolle unter den evangelischen Reichsständen in Brandenburg-Preußen. August versicherte seinen sächsischen Untertanen im Religionsversicherungsdekret, dass sein Übertritt zum Katholizismus keine Folgen für sie habe. Aus der sächsischen Staatskasse flossen aber Unsummen an Bestechungsgeldern an den polnischen Adel und an kirchliche Würdenträger Polens. August stützte sich als Wahlkönig Polens hauptsächlich doch auf Sachsen, denn seine Beamten, die Kronarmee und die Staatskasse unterstanden in Polen dem Sejm.

Nach 1716 zeichnete sich jedoch eine gewisse Stabilisierung seiner Regierung in Polen ab, wodurch einige Reformen möglich wurden. Seine Pläne, das Königreich Polen in eine Erbmonarchie umzuwandeln und so der wettinischen Familie dauerhaft die Macht zu sichern, scheiterten aber. Die Hochzeit des sächsischen Kurprinzen mit Maria Josepha, der Tochter des verstorbenen Kaisers Joseph I., 1719 in Wien brachte die sächsische Monarchie dem Erbe der aussterbenden habsburgischen Linie* nahe. Für den Kurprinzen ergaben sich Aussichten auf die Kaiserkrone. 1700/01 ließ August das sächsische Heer verstärken und reorganisieren. 1712 wurden ein Ingenieurkorps und 1723 zu Dresden die Ritterakademie zur Offiziersausbildung gegründet.

In Dresden nutzte man den Zwinger und den Großen Garten für rauschende Hoffeste,  Japanisches Palais war als Porzellanschlösschen vorgesehen, Moritzburg diente der Jagd, Pillnitz den Wasserfesten auf der Elbe, dem sogenannten „Canal Grande“, und der Barockgarten Großsedlitz den Festlichkeiten zur Verleihung des polnischen Adlerordens. In die Hoflößnitz lud August seine Jagdgesellschaften ein, um dort Tanzfeste mit Weinausschank zu veranstalten. In Warschau verzeichnet man den Umbau des Königsschlosses, den Bau des Sächsischen Palais (1944 zerstört) und ebenfalls eine städtebauliche Neuordnung, die sogenannte Sächsische Achse *. Als eine der ersten deutschen Städte besaß Dresden damals öffentlich zugängliche Museen, die zum Vorbild vieler anderer wurden. 1705 wurde eine Malerschule gegründet, aus der die Dresdner Kunstakademie hervorging. Die Dresdner Kunstsammlungen, vor allem die Porzellansammlung, die Sammlungen im Grünen Gewölbe *, die Gemäldegalerie, die Antikensammlung, das Kupferstichkabinett, das Münzkabinett und der Mathematisch-Physikalische Salon wurden entsprechend dem Zeitgeschmack ausgebaut und gehören, dank der Sammelwut Augusts und seines Sohnes, seitdem zu den reichsten und größten Europas. Am sächsischen Hof waren bedeutende Künstler aus vielen Ländern Europas tätig, und alles in allem konnte August Dresden zur führenden deutschen Kulturmetropole des Barock gestalten.

Am 20. Januar 1693 heiratete er in Bayreuth Christiane Eberhardine, Prinzessin von Brandenburg-Bayreuth. Sie hatten zusammen nur ein Kind: Friedrich August II./August III., Kurfürst von Sachsen und König von Polen. Dieser folgte seinem Vater auf die Throne von Sachsen und Polen. August wurde auch durch seine Mätressenwirtschaft bekannt. Das berühmteste seiner illegitimen Kinder ist der uneheliche Sohn Moritz Graf von Sachsen, der brillante französische Feldmarschall.

August bezeichnete sich selbst als „Von Gottes Gnaden König in Polen, Großherzog in Litthauen, Reußen, Preußen, Masovien, Samogitien, Kyovien, Volhynien, Podolien, Podlachien, Lieffland, Smolenscien, Sewerien und Tschernikovien, erblicher Herzog zu Sachsen, Jülich*, Cleve, Berg, Engern und Westphalen, des heiligen Römischen Reichs Erzmarschall und Churfürst, Landgraf in Thüringen, Markgraf zu Meißen auch Ober- und Unterlausitz, Burggraf zu Magdeburg, gefürsteter Graf zu Henneberg, Graf zu der Mark*, Ravensberg und Barby, Herr zu Ravenstein etc.“. Eine derartige Fülle von Titeln war typisch bei Monarchen dieser Zeit – sie resultierte vorwiegend aus Ansprüchen auf Territorien, die sie nicht mehr oder niemals in ihrem tatsächlichem Besitz hatten. Sein Beiname „der Starke“ bezieht sich auf die oft zur Schau gestellte körperliche Kraft. So soll er 1711 ein Hufeisen mit den bloßen Händen zerbrochen haben. Darüber ließ er ein Zertifikat anfertigen und Hufeisen sowie Zertifikat in der Kunstkammer aufbewahren. Das Volk war begeistert und jubelte seinem „sächsischen Herkules“ begeistert zu. Seine Körpergröße von 1,76 Metern war für damalige Verhältnisse überdurchschnittlich.

August litt unter Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und wog zuletzt über 110 Kilogramm. Er starb am 1. Februar 1733  nach einem Schwächeanfall im Alter von 62 Jahren in Warschau und wurde in der Königskrypta der Wawelkathedrale des Schlosses zu Krakau feierlich beigesetzt. Seine Eingeweide wurden separat in einer Urne in der Warschauer Kapuzinerkirche* bestattet. Sein Herz kam in einer silbernen, innen vergoldeten Kapsel nach Dresden, wo es zunächst in der alten katholischen Hofkirchenkapelle aufbewahrt wurde, bis es dann in einer Mauernische der 1755 fertig gestellten Stiftergruft der Katholischen Hofkirche seinen endgültigen Platz fand. Eine Büste von August wurde Anfang des 19. Jahrhunderts in der Bayerischen Walhalla* aufgestellt. August ließ seine Residenzen in Dresden und Warschau zu den prächtigsten Europas ausbauen.


Es gibt sicher keine weitere Person, die in Verbindung mit Dresden eine solche Berühmtheit erlangt hat wie er. Verschwenderisch und prunksüchtig, liebte er pompöse Feste und Maskeraden, die sich schon mal über einige Wochen hinziehen konnten. Seine Stärke ist geschichtlich überliefert. Von zerbrochenen Talern und Hufeisen ist die Rede, ebenso von zerdrückten Pokalen. Als Kunstliebhaber bereicherte er die kurfürstlichen Sammlungen um beträchtliche Stücke. Schloss Pillnitz, vieles andere wurde umgebaut und erweitert. Den Frauen, denen aus dem unteren Stand nicht weniger gern wie Adligen, war er gleichfalls sehr zugetan. Die bekannteste unter ihnen war die Gräfin Cosel. Insgesamt soll er 267 Kinder gezeugt haben.

   

Lebenslauf in Daten

12. Mai 1670 wird August II. (Polen) in Dresden geboren. Friedrich August I., häufig genannt August der Starke; aus der albertinischen Linie des Fürstengeschlechts der Wettiner stammender Kurfürst von Sachsen (als Friedrich August I.) sowie später König von Polen und Großherzog von Litauen (als August II.).
1694  August der Starke wird Kurfürst von Sachsen.
1697 Sachsens Herrscher August der Starke tritt zum katholischen Glauben über, um die polnische Krone zu erlangen. Kurfürst Friedrich August I. von Sachsen wird als August II. zum König von Polen gekrönt.
1699 August II. von Polen verbündet sich mit Dänemark und Russland gegen Karl XII. von Schweden.
1702 In der Schlacht bei Klissow siegen die zahlenmäßig unterlegenen Schweden unter König Karl XII. gegenüber dem sächsisch-polnischen Heer unter August dem Starken während des Großen Nordischen Krieges.
1706 Während des Großen Nordischen Krieges wird der Altranstädter Friede zwischen Sachsen unter August dem Starken und Schweden unter Karl XII. unterzeichnet. August verzichtet auf die Krone Polens.
1708  Ehe, Mätressen und Nachkommen
1710 Ein Dekret Augusts des Starken verfügt die Errichtung der Königlich-Polnischen und Kurfürstlich-Sächsischen Porzellanmanufaktur in Meißen unter der Leitung von Johann Friedrich Böttger.
1715 Die Konföderation von Tarnogród entsteht in Polen. Dessen Adel wendet sich aus finanziellen Gründen gegen König August II. samt seinen Reformen sowie die Stationierung von sächsischen Truppen im Land.
1716 Constantia von Cosel, Mätresse Augusts des Starken, wird im preußischen Halle/Saale verhaftet und im Tausch gegen Deserteure nach Sachsen ausgeliefert.
1724 August der Starke lässt den Bürgermeister von Thorn (Toruń) und neun weitere protestantische Bürger hinrichten. Der Rat der Stadt muss in Zukunft mehrheitlich katholisch besetzt werden.
 1730  „Zeithainer Lustlager“ Augusts des Starken
1. Februar 1733 August II. (Polen) stirbt in Warschau.

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